Seit 75 Jahren Priester mit Leib und Seele - Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Der Mutterboden für den priesterlichen Dienst wurde in der tiefreligiösen Familie gelegt“
(pdr) Ein außergewöhnliches Jubiläum gab es am Sonntag in der Marktgemeinde Wallersdorf im Landkreis Dingolfing-Landau: Bischof Gerhard Ludwig Müller feierte ein Pontifikalamt anlässlich der Priesterweihe von Monsignore Rudolf Johann Salzer vor 75 Jahren. Seit seiner Priesterweihe am 16. Juni 1935 im Sankt Veits-Dom in Prag ist er ein treuer Diener im Weinberg des Herrn, seit 1946 wirkt er in der Diözese Regensburg. „Wir feiern ein einmaliges Ereignis“, betonte der Bischof, der den Jubilar als Vorbild schilderte, vor dem man sich in Dankbarkeit verneigen müsse: Gott habe Monsignore Salzer ein langes Leben geschenkt und er zeige, wie es ist, 75 Jahre lang Diener Jesu Christi sein zu dürfen. Für den Bischof war es das erste Mal, ein so hohes Priesterjubiläum mitzufeiern. Er verwies darauf, dass Monsignore Salzer der dienstälteste Priester in der Diözese Regensburg ist.
Mit Blasmusik und allen Ortsvereinen wurde Monsignore Rudolf Johann Salzer durch Bischof Gerhard Ludwig, Pfarrer Franz M. Deffner und Bürgermeister Ottmar Hirschbichler bei seinem Wohnhaus in einer Pferdekutsche abgeholt und zum Gotteshaus begleitet. Dort erwartete ihn ein großes Spalier von Ministranten und Erstkommunionkindern, die den langen Blumenteppich säumten, der in liebevoller Kleinarbeit zum großen Jubiläum gelegt worden war.
Bischof Gerhard Ludwig erinnerte in seiner Predigt an die Zeit, als Salzer am 8. November 1911 in Weißert/Neugeschrei (Sudetenland) geboren wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Vertreibung aus der Heimat und die erste Kooperatorenstelle in Wallersdorf. „Der Mutterboden für den priesterlichen Dienst wurde in der tiefreligiösen Familie gelegt“, stellte der Bischof fest. Salzer habe eine furchtbare Unterdrückung und Verfolgung der Kirche, praktisch zweimal den Atheismus durchleben müssen. „Sende mich dorthin, wo ich gebraucht werde“, habe der heutige Jubilar bei seinem Ja am 16. Juni 1935 im Sankt Veits-Dom in Prag gesprochen und bis heute gehalten.
Auch in einer Zeit, in der sich Materialismus und Konsumismus breit macht zählt für ihn das Wort Jesu: „Was nützt es den Menschen, wenn er alles besitzt, aber seine Seele vergisst“. Auf dieser Erde könne sich niemand das Paradies schaffen, aber man könne Verantwortung im Leben in den Generationen untereinander übernehmen und freundlich miteinander umgehen, das sei mehr wert als alle materiellen Güter. Die Botschaft des heutigen Tages laute: Nicht auf eine vergangene Zeit zu schauen, sondern im hier und heute seine eigene Berufung zu erkennen und anzunehmen im Miteinander und Füreinander aller Getauften. „75 Jahre Priester des Herrn“, das sei kein wehmütiger Rückblick, sondern Ansporn, auf dem Weg des Glaubens weiterzugehen, den eigenen Verstand einzuschalten und nicht alle Anfechtungen anzunehmen oder alle Parolen nachzurufen. Bischof Gerhard Ludwig sprach abschließend einen herzlichen Dank aus an all jene, die Salzer im Laufe dieses langen Priesterlebens begegnet sind und denen er Zeuge des Evangeliums war.
Kindergartenkinder gratulierten anschließend beim Einzug ins Pfarrheim mit einem musikalischen Ständchen und Bischof Gerhard Ludwig spendete ihnen den Einzelsegen.