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Schule(n) des Monats: die Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg

Echte Zuwendung im geschützten Raum

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Amberg, 24. März 2023

Die Rubrik „Schule des Monats“ zieht inhaltlich weiter: von Furth bei Landshut nach Amberg. Dort gehören die Dr.-Johanna-Decker-Schulen zur historischen Altstadt. Jenseits der bereichernden Lage haben sie aber noch wesentlich mehr zu bieten: eine Pädagogik, die den Schülerinnen Möglichkeiten für die Zukunft eröffnet. Deshalb haben die Schulen, denen Studiendirektor Hans Kistler vorsteht, einen besonderen Ruf. Häufig haben bereits Großmütter und Mütter der Schülerinnen die Schulen besucht.

Der große Komplex ist in sich etwas verwinkelt und er besteht aus unterschiedlichen Baukörpern, und doch bildet, was sich darin befindet, im Großen und Ganzen eine Einheit: die Dr.-Johanna-Decker-Schulen im Amberg; mitten in der weithin pulsierenden Altstadt liegen sie und sind dennoch eine Art Oase. Es sind zwei Schulen, und Studiendirektor Hans Kistler ist der Schulleiter von beiden. Vor allem aber gibt es eine gemeinsame Leitung, die aus vier Personen besteht. 752 Schülerinnen besuchen beide Schulen: 390 die Realschule und 362 das Gymnasium. 72 Lehrkräfte sind für sie im Dienst. Die Schulen haben einen guten Ruf in der Stadt und in der Region. Oft waren bereits Mutter und Großmutter von Schülerinnen hier. Ursprünglich hatten die Armen Schulschwestern die Einrichtungen getragen.

Aktiver Förderverein finanziert scheinbares Detail

Lange zurück, war der Ort im „Amberger Stadtei“ ein Kloster. Schulleiter Kistler, der übrigens aus dem Landkreis Cham stammt, erinnert daran, dass die Anlage „schon damals“ derart konzipiert war, dass es eine Pforte gibt. Das ist eine der Besonderheiten in Amberg: „Wir haben eine besetzte Pforte.“ Der aktive Förderverein finanziert dieses scheinbare Detail, das aber „geschätzt wird“. Denn nicht nur ist das an den beiden Eingangstüren tätige Personal einfach stets da und hat einen Blick auf wer hier ein- und ausgeht. Vielmehr werden an diesem Ort auch die Schülerinnen umsorgt, denen es zum Beispiel einmal nicht gut geht. Diese unaufdringliche, aber doch stets bereitstehende Sorge für die Jugendlichen – wir haben es mit reinen Mädchenschulen zu tun – geht auf die Gerhardinger-Schulen zurück, wie sie einst genannt wurden, bis dann im Jahr 2005 die Schulstiftung der Diözese Regensburg übernommen hat. Die letzte dort noch eine Zeit lang wirkende Arme Schulschwester und ehemalige Schulleiterin, Sr. Canisia, ist erst 2022 verstorben. Schon seit 2000 war eine „weltliche Schulleitung“ eingesetzt worden, ab 2016 war Oberstudiendirektor Günther Jehl der Schulleiter (der heute die ganze Schulstiftung als Direktor verantwortet), und Studiendirektor Kistler ist ihm im Schuljahr 2021/22 gefolgt. Hans Kistler war zuvor zehn Jahre lang Lehrer in Oberviechtach und dann zuletzt in Prag im Auslandsschuldienst eingesetzt.

Bauten bilden miteinander eine harmonische Gesamtheit

Auch jenseits der „Pforten-Lösung“ ist das Gebäude ein besonderes, denn es stammt aus ganz verschiedenen Bauphasen, deren Bauten miteinander doch die harmonische Gesamtheit bilden. Einerseits ist da der Gerhardinger-Saal als Festsaal („etwa um kurz nach 1900 gebaut“), andererseits gibt es die barocken Decken. Schließlich ist auch noch dem Schulhof Erwähnung zu tun, der unter den Ambergern auch gar nicht so bekannt ist. Dort findet sich der Brunnen mit der Statue Theresa Gerhardingers, die sich dem wissbegierigen Mädchen zuwendet. Dieser Ausdruck der Zuwendung ist der „zentrale Punkt im Schulgarten“, sagt der Studiendirektor – mit plätscherndem Wasser des Sommers. Pforte und Schulgarten, beide stehen für den „geschützten pädagogischen Raum“, der hier in bester Arme-Schulschwestern-Tradition geboten wird. Kurz, die Schülerinnen sollen sich aufgehoben fühlen, was Herr Kistler als „eines unserer Hauptmerkmale in der Schullandschaft Amberg“ bezeichnet. Dass viele Möglichkeiten psychologischer und weiterer Beratung dazukommen, und das sehr frühzeitig, passt genauso ins Bild. „Auch wenn dies nach der Pandemie sehr viel geworden ist und tatsächlich einen erheblichen Betreuungsaufwand bedeutet, scheuen die zuständigen Kolleginnen dies nicht“, sagt der freundliche Direktor.
Zahlreiche Jugendliche kommen aus der Region, zumeist langen sie am Bahnhof oder am dort gleich benachbarten Busbahnhof an. Kistler: „Es sind etwa fünf Minuten Schulweg. Die Schülerinnen stammen aus dem Einzugsgebiet Nabburg, Sulzbach-Rosenberg und eben aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Aber es gibt auch die, die in der Altstadt wohnen.“ Manche nehmen teils ein halbe Stunde reine Fahrzeit in Kauf.

Mädchen unter sich? Kann durchaus von Vorteil sein

Dass Mädchen beim Lernen unter sich bleiben, kann durchaus von Vorteil sein, wenn es zum Beispiel um die MINT-Fächer geht, weiß H. Kistler: „Das führt zu einem entspannteren Lernen.“ Wie es aussieht, haben Frauen, die als Schülerinnen hier waren, gerade das so erfahren. Jedenfalls möchten gar nicht so wenige unter ihnen es selbst vermitteln: dass nämlich Mädchen genauso gut sind wie Buben. Deshalb gibt es nicht weniger als 15 Kolleginnen aus dem Lehrpersonal, die hier als Schülerinnen gelernt haben. Und dass es Lehrerinnen und Lehrer gibt, sei schon immer so gewesen, erklärt der Schulleiter: „Völlig gemischt, das heißt: in allen Fächern.“
Dr. Johanna Maria Decker war hier ebenfalls Schülerin, die beiden Einrichtungen ihren Namen gegeben hat. Geboren war sie im Jahr 1918. Aber 1977 wurde sie in Simbabwe ermordet. Als Frauenärztin war sie nach Afrika in die Mission gegangen, wo sie sich um Mädchen und junge Frauen gekümmert hatte. Dann aber wurde die Ambergerin Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen. Bald darauf, unter Schulleiterin Sr. Canisia, erfolgte die Umbenennung.

Ernährung und Gesundheit sowie Kochen

Was ist sonst noch bedenkenswert? Das Gymnasium besteht aus drei Zweigen: dem sprachlichen, dem naturwissenschaftlich-technologischen und dem sozialwissenschaftlichen Zweig. Und die Realschule kennt ebenfalls drei Ausbildungsrichtungen: den wirtschaftlichen Zweig, den sprachlichen Zweig („mit Französisch“) und schließlich den „EG-Zweig“, womit die Themen Ernährung und Gesundheit sowie Kochen angesprochen sind.

Religiöse Erziehung nicht einfach Accessoire

Gottesdienste gefeiert werden nicht nur am Beginn und Ende eines Schuljahres und vor Ferien. Der „AK Shalom“, ein Wahlfach-Kurs, spricht religiöse Themen an und organisiert allerdings genauso Spendenaktionen. Dass das Schulleben ausgehend vom christlichen Menschenbild gestaltet wird, braucht gar nicht erst erwähnt zu werden. Aber es gibt auch das Wahlfach „Abenteuer Glauben“, das alltägliche Formen des Glaubens untersucht und ganz unterschiedliche Facetten der Volksfrömmigkeit lebendig werden lässt: „Erforscht wird dann zum Beispiel: Wo stehen Kreuzwege? Und wo Marterln? Gottesdienste beim Bischof werden besucht, und gebetet wird der lebendige Rosenkranz“, weiß der Direktor. 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn treffen sich die Mädchen in der Hauskapelle und beten ein Gesätz davon. Nicht zu vergessen auch noch, dass jeden Mittwoch in der Hauskapelle der „Klassengottesdienst“ gefeiert wird, den jeweils eine Klasse in „Reli“ vorbereitet. Klar, dass alle liturgisch möglichen Dienste die Schülerinnen dabei übernehmen. Schulgeistlicher ist Herr Reinald Bogensperger, über dessen Anwesenheit die Verantwortlichen, aber auch nicht wenige Schülerinnen froh sind.

Mit St. Martin und St. Georg dem Amberger „Ei“ eine Seele geben

Summa: Die anspruchsvollen Mädchenschulen befinden sich mitten in der Altstadt, werten diese einerseits auf, sind anderseits selbst nahe am Puls (der Zeit). Sie sind, und ich glaube, das lässt sich mit Fug und Recht sagen, eine echte Bereicherung der Altstadt, und vielleicht ist es tatsächlich so, dass sie, zusammen mit St. Martin und St. Georg sowie mit den Pfarreien dem Amberger „Ei“ eine Seele geben.

Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Bilder: DJDS
 



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