Schule des Monats: St. Anna-Realschule Riedenburg
Wo die Zukunft schon jetzt aktiv ist
Riedenburg, 21. April 2023
Für die Rubrik „Schule des Monats“ hat sich die Medienabteilung der Diözese in Riedenburg wieder umgehört. Mit Realschuldirektor Christian Fackler sprach Prof. Dr. Veit Neumann über die St. Anna-Schule, die zur Schulstiftung des Bistums Regensburg gehört. Wie sich zeigte, ist in Riedenburg einiges geboten.
„Wir sind eine Schule mit Tradition für Mädchen mit Zukunft.“ In diese eingängigen Worte fasst Schulleiter Christian Fackler das, worum es bei der Mädchenrealschule St. Anna in Riedenburg geht. Wofür die franziskanische Schule St. Anna steht, die zur Schulstiftung der Diözese Regensburg gehört? „Wir verstehen uns als eine ,wert-volle‘ Schule: Wertschätzung, Wertschöpfung und Werteerziehung sind für uns wichtige Punkte bei der Erreichung des Ziels, die Mädchen stark zu machen und sie dabei zu unterstützen, reife Persönlichkeiten zu werden.“ Dafür werden sie mit dem ausgestattet, „was dem Leben Sinn gibt“.
Auch derzeit wird gewerkelt
420 Schülerinnen besuchen das Institut, in zwei oder drei Klassen pro Jahrgang. Die Gebietsreform von 1972 ergibt ein „relativ großes Einzugsgebiet“ der Schülerinnen. Sie kommen aus den Landkreisen Kelheim, Eichstätt, Regensburg und Neumarkt nach Riedenburg, „der Perle des Altmühltals“. Dort gibt es übrigens drei Burgen und zwei Brauereien, vor allem aber das sehenswerte Schulgebäude auf der sogenannten Klosterseite des Rhein-Main-Donau-Kanals, getrennt von der anderen Stadtseite; es ist ein „Kleinod, ein Schmuckstück“, wie sich Schulleiter Fackler erfreut-begeistert äußert. Damit liegt er, wie es buchstäblich aussieht, sehr richtig, denn das „Haus“ ist von außen gesehen „altehrwürdig“, von innen allerdings sehr modern (O-Ton Fackler: „Auch was die Technik betrifft“). Immer wieder sei der Bau mitsamt Ausstattung erneuert und umsichtig den Gegebenheiten der Zeit angepasst worden; auch derzeit wird darin gewerkelt, sodass das neue Sekretariat, sozusagen ganz modern, in der ehemaligen Klosterküche Aufnahme gefunden hat.
Die Einladung, nach Taizé im Burgund mitzukommen
Das mit den umfassenden Aktivitäten geht bereits seit „einiger“ Zeit so: 163 Jahre nämlich sind vergangen, seitdem der damalige Bürgermeister von Riedenburg die damaligen Klarissen aus Regensburg freundlich bat zu kommen, um Mädchen Bildung zu vermitteln. Das dazugehörige „Gründungsschreiben“ des Bürgermeisters gibt es bis auf den Tag. Bis heute leben Schwestern, sie sind Franziskanerinnen, unter einem Dach mit der Schule. Dass es der St. Anna-Schule, wie den anderen Schulen in der Schulstiftung der Diözese auch, auf eine intensive Gestaltung des religiös-geistlichen Lebens ankommt, ist selbstredend. Zwar habe Corona „dazwischengefunkt“, wie es Herr Realschuldirektor Fackler nennt, aber die Schülerwallfahrt mit mehreren katholischen Schulen ist nicht nur ins Leben gerufen worden, sondern sie wurde bereits erfolgreich durchgeführt. Konkret ging es nach Altötting. Jeweils eine Schule richtet diese Veranstaltung aus, in diesem Fall war es die Mädchenrealschule in dem berühmten bayerischen Gnadenort. Durch solche Unternehmungen wird die Verbindung zwischen den kirchlichen Schulen gestärkt und, wie erhofft, das Bewusstsein geschaffen, gemeinsam unterwegs zu sein. Passend dazu werden nun erstmals alle Schulen der Schulstiftung eingeladen, in den Pfingstferien mit nach Taizé im Burgund zu kommen. Die St. Anna-Schülerinnen fahren bereits seit vielen Jahren dorthin. Zur Gestaltung des religiösen Lebens gehört auch, dass Pfarrer Adrian Latacz aus Painten sowie andere Geistliche häufig in die Schule kommen und Gottesdienst feiern.
Um die Qual der Wahl abzukürzen
Die „Riedenburger Zeitung“ (gehört zum Donaukurier nach Ingolstadt) fährt eine sehr wohlwollende Berichterstattung mit Blick auf „St. Anna“, merkt Schulleiter Fackler zufrieden an. Klar, mit nicht weniger als drei Schulen darf Riedenburg als Schulstadt gelten, wobei die benachbarte Realschule staatlich ist. An der katholischen Schule in Riedenburg wirken 33 Lehrkräfte. C. Fackler ist dort seit 2014 als Schulleiter tätig, dem ein Leitungsteam aus drei weiteren Lehrkräften, darunter zwei Frauen, zur Seite steht. St. Anna bietet drei Wahlpflichtfächergruppen an, die das 4. Fach für die Abschlussprüfung festlegen. Welche Spezialisierungen möglich sind? Es gibt die kaufmännische Richtung, die fremdsprachliche Richtung (mit Französisch!) sowie die Richtung „Ernährung und Gesundheit“, früher „Hauswirtschaft“ genannt. Um die Qual der Wahl abzukürzen, stellen aktuelle Schülerinnen auf dem schuleigenen Youtubekanal die Wahlmöglichkeiten vor. Und wenn wir schon beim Thema der Digitalisierung sind: Der radikale Einschnitt durch die Pandemie habe die genannte Digitalisierung um etwa ein Jahrzehnt beschleunigt bzw. nach vorne gebracht, sagt Schulleiter Fackler.
Und dann noch der beliebte Schnuppernachmittag
Erst tags vor unserem Gespräch hatte der beliebte Schnuppernachmittag stattgefunden. Durchaus keinen Seltenheitswert hat die Konstellation, dass Großmutter und Mutter mit der Tochter kommen, die ihrerseits einst die Einrichtung besuchten. „Das ist unsere beste Werbung. Das verbindet wirklich“, sagt Schulleiter Fackler dazu. Auch haben die Arbeitgeber der Region großes Interesse an den Schulabgängerinnen; nicht nur, aber auch weil die Abschlüsse überdurchschnittlich gut sind, weiß Herr Fackler: „Unsere Absolventinnen sind wirklich nachgefragt. Betriebe rufen an und lassen wissen: Wir bräuchten noch jemanden, habt ihr noch jemanden?“. Da gehe es nicht nur um Noten, sondern auch und gerade um Benimm und Verhalten, „das kleine Einmaleins, das Zupacken“. Angesichts des dramatischen Fachkräftemangels „spüren die jungen Frauen deutlich, dass sie gebraucht werden“. Was sie überhaupt künftig tun werden? Der Weg führt hauptsächlich in technische, soziale und kaufmännische Berufe, wenn die Absolventinnen nicht gerade – und das ist ebenfalls ein erheblicher Teil – im Anschluss die Fachoberschule (FOS) besuchen, das Abitur ablegen und einem Studium nachgehen oder von der Realschule direkt weiter auf das Gymnasium nach Kelheim, Beilngries oder Ingolstadt wechseln.
Parallel geschaltene Elterntanzkurse
Die St. Anna-Realschule ist eine Angebotsschule in privater Trägerschaft. 704 Mädchen und Buben besuchen die staatliche Realschule, die quasi in Sichtweite ist. „Es ist kein Kilometer“, und da liegt es nahe, gemeinsame Sache zu machen, etwa was die Kooperation mit der FOS Kelheim betrifft. Regelmäßig findet in diesem Sinne die gemeinsame Zertifikatsverleihung an die Schülerinnen statt, die über den Tellerrand hinaus blicken und zwei Jahre lang freiwillig diverse Module an der FOS und an ihren jeweiligen Realschulen besuchen. Auch wird die „Berufsinformations-Messe“ als Veranstaltung aller Riedenburger Schulen abgehalten. Das Interesse sei mittlerweile „so groß, dass wir sie in der Turnhalle und der Aula der Staatlichen Realschule durchführen“. Beim Tanzkurs für die Schülerinnen und bei den parallel geschaltenen Elterntanzkursen wird ebenfalls zusammengearbeitet. Zum Abschlussball geht es sodann gemeinsam in den Festsaal des Stadttheaters Ingolstadt.
Schulleiter gerät fast ein bisschen ins Schwärmen
Aber warum besuchen viele Mädchen eben „St. Anna“? Eine pauschale Antwort lässt sich nicht ausmachen, jedoch entstammen Mädchen einem Ambiente, dem die Ästhetik des Gebäudes nicht gleichgültig ist: „Sie finden es einfach schön.“ Als besonders wohltuend empfinden zahlreiche Schülerinnen die familiäre Atmosphäre, die sich gleich am Info-Abend bemerkbar macht, wenn sich große Schülerinnen um die „Neuen“ kümmern. Schulleiter Fackler sagt dazu: „Wir haben den familiären Charakter und wir brauchen diese Nähe.“ Beides, Familiarität und Nähe, wurden im vergangenen Oktober bei der spektakulären Romfahrt gestärkt, ja: ausgebaut. Die 6. bis 10. Klassen waren alle gemeinsam in Rom. Es muss derart bewegend gewesen sein, dass auch der Schulleiter schon fast ein bisschen ins Schwärmen gerät: „Alle, die dabei waren, werden es nie mehr vergessen“ – die Stadt, die Stimmung, dass „wir alle zusammen waren, nachdem die Pandemie alles durcheinandergewürfelt hatte“; und, nicht zu vergessen: die Generalaudienz auf dem Petersplatz mit riesigem Gruppenbild, für das sich alle zusammengetan hatten: „Als Gemeinschaft sind wir ein Stück zusammengerückt.“
In freier Umgebung mit anderen Methoden
Wenn es um Schulgestaltung und pädagogische Zugänge geht, ist an dieser Stelle vor allem der „Marchtaler Plan“ zu erwähnen, der an St. Anna den „Morgenkreis“ und „freie Stillarbeit“ umfasst. Schülerinnen verlassen dann das Klassenzimmer und arbeiten in freier Umgebung mit anderen Methoden. Bleibt noch der „offene Ganztag“ als Betreuungsangebot zu erwähnen, bei dem die Eltern wählen, ob ihre Töchter an mindestens zwei Nachmittagen das Angebot einer Betreuungsmöglichkeit in Anspruch nehmen möchten. Betreuung, das bedeutet hier: Hausaufgabenbetreuung, Ansprache und Freizeitangebot. Das passt zur Region.
Mit dem katholischen Glauben gekreuzt
Summa: Nähe, Familiarität, ein gewisser Stil und die Einbeziehung der regionalen Gegebenheiten – diese bemerkenswerten Stärken in der „Kreuzung“ mit dem katholischen Glauben ergeben eine menschlich geführte Einrichtung. So verwundert es nicht, dass viele Familien den Wunsch haben, dass ihre Töchter dort „mit Sinn fürs Leben“ ausgestattet werden.
Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Bilder: Mädchenrealschule St. Anna