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Regensburg: Sonderausstellung zum 500. Geburtstag

Giovanni Pierluigi da Palestrina, 1525 – 1594


Regensburg, 16. Juni 2025

Anlässlich des 500. Geburtstages Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 – 1594) richtet die Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg eine Sonderausstellung aus, die Leben, Werk und Nachwirkung dieses bedeutenden Kirchenkomponisten der Spätrenaissance beleuchtet. Im Begleitprogramm der Tage Alter Musik 2025 wurde die Ausstellung am Pfingstwochenende öffentlich präsentiert und soll künftig auch digital über die Website des Instituts für Musikwissenschaft zugänglich sein.

Entstanden ist sie in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg, an welchem Teilnehmende des Hauptseminars „Palestrina: Ein (Nach)Leben zwischen Kirche und Kontrapunkt“ die begleitenden Ausstellungstexte verfassten. Obwohl Palestrina selbst nie in Regensburg weilte, bewahrt die Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek einen herausragenden Bestand an musikalischen Quellen aus seiner Zeit. Dieser Fundus geht auf den Regensburger Geistlichen Carl Proske (1794 – 1861) zurück, dessen Wirken für die Wiederentdeckung der altklassischen Vokalpolyphonie wegweisend war. Seine Sammlung bildet das Herzstück der sogenannten Proskeschen Musikabteilung und damit zugleich das Fundament der Ausstellung.

Palestrinas Musik in Regensburg

Gezeigt wurden ausgewählte Drucke und Handschriften von Werken Palestrinas aus dem späten 16. und 17. Jahrhundert sowie Dokumente zur Rezeption seiner Musik im 19. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk galt dabei unter anderem einer heute nur noch in Proskes Abschrift erhaltene Komposition ­– den achtstimmigen „Lamentationes Hieremiae Prophetae“ – die Proske 1837 im Minoritenkonvent in Bologna entdeckt hatte. Das Werk zählt zu dem Stammrepertoire der Regensburger Domspatzen, die dieses Jahr ihr 1050-jähriges Jubiläum feiern.

Zu den eindrucksvollsten Exponaten zählte darüber hinaus das großformatige Chorbuch „Missarum liber tertium“ von 1570, das acht Messen enthält, darunter die sechsstimmige Missa de Beata Virgine. Diese Messe ist bemerkenswert durch ihre marianische Texteinfügung im Gloria, Spiritus et alme, die trotz des vorgesehenen Verbots durch das Trienter Konzil noch Eingang in Palestrinas Druck fand – ein seltener Einblick in das Spannungsfeld von Liturgie und musikalischer Praxis jener Zeit.

Ein bislang wenig beleuchteter Aspekt war die Darstellung Palestrinas auf der Bühne des 19. Jahrhunderts. Die Ausstellung präsentierte drei dramatische Werke, in denen der Komponist selbst zur Figur wurde: ein Oratorium von Carl Loewe, eine Oper von Melchior Ernst Sachs, die 1886 in Regensburg uraufgeführt wurde, und ein Drama von Christian Samuel Schier. Sie zeigten, wie sich um Palestrina – nicht zuletzt aufgrund fehlender historischer Quellen – ein mythologisierendes Bild als „Retter der Kirchenmusik“ entwickelt hatte, das über Jahrhunderte hinweg künstlerisch verarbeitet wurde.

Die Ausstellung machte deutlich: Auch ohne direkte Verbindung zum Bistum hat Palestrinas Musik in Regensburg eine bedeutende Rezeption erfahren. Das Jubiläum wurde so nicht nur Anlass, das Werk des Komponisten zu würdigen, sondern auch die eigene musikhistorische Tradition zu reflektieren – dokumentiert in den Beständen der Bischöflichen Zentralbibliothek bis in die Gegenwart hinein.

Text: Angelina Sowa, B.A. (wissenschaftliche Praktikantin in der Bischöflichen Zentralbibliothek)

(SSC)



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