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Regensburg und Passau feiern Jubiläum der Hörgeschädigtenseelsorge

Christen von ganzem Herzen

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Regensburg, 9. Juni 2024

Am vergangenen Samstag fand in der Alten Kapelle in Regensburg ein ganz besonderer Festgottesdienst statt, denn es gab gleich zwei große Jubiläen zu feiern: Das 120-jährige Bestehen des Gehörlosenvereins Regensburg und das 50-jährige Bestehen der Gehörlosen- und Hörgeschädigtenseelsorge. Den Festgottesdienst leiteten Weihbischof Josef Graf, der Passauer Domkapitular Gerhard Auer, Abteilungsleiter der Seelsorge und Begleitung im Bistum Passau, und Pfarrer Christian Burkhardt, Beauftragter für die Gehörlosen- und Hörgeschädigtenseelsorge im Bistum Regensburg. Der Gottesdienst wurde auf ganz besonderer Weise musikalisch vom Gebärdensprachchor „Singende Hände“ gestaltet.

Christian Burkhardt begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung dieses Tages: „Heute feiern wir nicht nur das 120-jährige Jubiläum des Gehörlosenvereins Regensburg, sondern auch 50 Jahre engagierte Seelsorge für Hörgeschädigte. Unser Dank gilt insbesondere unserem Bischof Voderholzer, der diese Zusammenarbeit zwischen den Bistümern Regensburg und Passau ermöglicht hat.“ Weihbischof Dr. Josef Graf, der Bischof Rudolf vertrat, teilte die Freude über diese beiden Jubiläen mit den Anwesenden: „Ich freue mich, dass ich Bischof Rudolf vertreten darf. Wir sind hier in der Alten Kapelle, der schönsten und wichtigsten Marienkirche in der Stadt Regensburg. Und das passt heute besonders gut für diesen Festgottesdienst, nicht nur weil die Alte Kapelle eine Induktionsspule hat, sondern weil heute auch das Fest vom Unbefleckten Herzen Mariens gefeiert wird.“

 

Sehnsucht nach Frieden an der Berliner Mauer

Weihbischof Josef Graf begann seine Predigt mit einem Rückblick auf den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren. Zu der Zeit stand die Mauer noch und hatte viele Graffitis auf der Westseite, insbesondere den Spruch: „Schuld sind die Herzlosen und die Halbherzigen“, umrahmt von einem großen roten Herz. „Wir wissen nicht, wen oder was der Sprayer in diesem Spruch gemeint hat. Aber ich meine: In diesem Spruch spricht sich eine große Weisheit aus. Eine Sehnsucht nach Frieden, eine Sehnsucht nach dem Abriss dieser damaligen Mauer aus Stein, Beton und Stacheldraht, und auch eine Sehnsucht nach dem Abbau der Zwietracht und des Hasses zwischen uns Menschen.“ Derjenige, der diesen Spruch auf die Mauer gesprüht habe, ahnte wohl auch, dass die äußeren Verhältnisse bei uns Menschen sich nur verbessern könnten, wenn ganz tief angesetzt wird. „Ganz tief im Inneren des Menschen. Dort, wo die Halbherzigkeit und die Herzlosigkeit letztlich ihren Ursprung haben.“ Für dieses Innere des Menschen steht in fast allen Sprachen und Kulturen das Herz des Menschen.

 

Gott ist nicht halbherzig

Am Samstag feierte die Kirche das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens, immer am Samstag nach dem Herz-Jesu-Fest. „Maria und Jesus gehören ganz eng zusammen. Die Bedeutung der Gottesmutter in unserem Glauben kann man nur verstehen, wenn man von Jesus ausgeht“. Graf erklärte, dass es beim Herz-Jesu-Fest und auch beim Fest des Unbefleckten Herzens Mariens um die Liebe und das Innere des Menschen gehe. „Das Herz Jesu sagt uns, Gott ist nicht halbherzig. Gott hat ein Herz für uns, ein Herz voller Liebe. Und Jesus ist mit dieser Liebe bis zum Äußersten gegangen, bis zur Hingabe seines Lebens“, erklärte er. „Und heute feiern wir, dass in Maria gleichsam dieses Herz Jesu seinen schönsten Widerhall gefunden hat. Durch Gottes besonderes Geschenk ist Maria ganz frei gewesen von der Sünde. Sie konnte in ihrer Reinheit die Liebe Gottes in ihrer schönsten Form widerspiegeln.“ Das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens nimmt ein Glaubensgeheimnis wieder auf. „Es zeigt uns, wie Gott den Menschen gedacht hat: gut, schön, rein und ohne Schuld. Maria kannte keine Herzlosigkeit und keine Halbherzigkeit.“

 

Wir können ein Herz voll Liebe haben

Wir haben auch die Möglichkeit, der Liebe Gottes nachzueifern. „Auch wir könnten ein Herz voll Liebe haben. Es liegt an uns, dass wir immer wieder gegen unsere Halbherzigkeit, gegen unsere Herzlosigkeit ankämpfen. Das liebesbrennende Herz Jesu und das mütterliche Herz Mariens möchten uns dabei eine Hilfe und ein Vorbild sein.“ Weihbischof Graf erinnerte an die Worte von Papst Franziskus: Die Kirche muss an die Ränder gehen. „Ja, wir Christen sollen vor allem zu denen hingehen, die besonders unsere Hilfe brauchen.“

Miteinander kann man alles besser tragen

„Zu diesen besonders hilfsbedürftigen Menschen gehören auch diejenigen, die eine starke Beeinträchtigung des Gehörs haben.“ Dr. Graf würdigte die Bedeutung der Gehörlosenseelsorge und des Gehörlosenvereins und gratulierte zu den Jubiläen: „Schön, dass auch das Bistum Passau mit uns feiert. Es zeigt sich immer wieder: Miteinander kann man etwas besser tragen, wenn man ein Problem hat.“ Weihbischof Josef bedankte sich auch bei allen, die in der Gehörlosenseelsorge tätig sind. „Ich wünsche ihnen, dass der Gehörlosenverein und die Gehörlosenseelsorge eine gute Zukunft haben. Auch allen Vorständen und Mitwirkenden ein großes Vergelts Gott und viel Gottes Segen.“ Abschließend ermutigte Dr. Graf die Gläubigen füreinander da zu sein: „Wir Christen wollen Menschen mit einem ganzen Herzen sein und uns füreinander mit ganzem Herzen einsetzen. So können auch wir etwas von der Liebe Gottes widerspiegeln, wie sie uns das Herz Jesu und das Herz Marias zeigt.“

 

Zum Abschluss der Messe erinnerte sich Weihbischof Josef schmunzelnd daran, dass auch er und Domkapitular Gerhard Auer bald ein Jubiläum haben. „Wir kennen uns schon seit 45 Jahren, seit unserer Studienzeit in Rom.“ Beide ließen es sich nicht nehmen, später mit den Mitgliedern die großen Jubiläen im Kolpinghaus gebührend zu feiern.

Text und Fotos: Simon Doering
(jas)
 



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