Regensburg: Feier zur 89. Landestagung der bayerischen Krippenfreunde
Wie Krippen vom Betrachten zum Beten führen
Regenburg 19. November 2022
Domkapitular Prälat Michael Fuchs begrüßte voller Freude die zahlreichen Mitglieder der Krippenvereine aus ganz Bayern im Regensburg Dom. Anlässlich der 89. Landestagung der bayerischen Krippenfreunde zelebrierte er gemeinsam mit dem evangelischen Regionalbischof Klaus Stiegler eine Ökumenische Wort-Gottes-Feier. „Jede Krippe hat die Intention, um vom Betrachten zum Beten zu führen“, erinnerte Domkapitular Fuchs an die Worte von Bischof Voderholzer bei der Eröffnung der Krippenausstellung einen Tag zuvor im „Leeren Beutel“ in Regensburg, die der Regensburger Krippenverein anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens initiiert hatte. Prälat Michael Fuchs hatte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der sich parallel in Rom beim Ad-limina-Besuch aufhielt, vertreten und ein Grußwort verlesen.
Dabei betonte Bischof Rudolf: „Wer sich von Krippen ansprechen lässt, wird hineingenommen in die Geheimnisse des Lebens Jesu, unseres Herrn, seine Menschwerdung, seinen Ruf zu Umkehr und Nachfolge, sein Sterben und Auferstehen und seine Geistsendung“. Und weiter: „Wenn Sie, liebe Krippenfreunde, in Regensburg nun schon seit 100 Jahren durch Ihren Krippenbau, Ihre Schnitzkunst, Ihre Zeichnungen und die Gestaltung der Gewänder etc. an der Visualisierung des Weihnachtsfestes und darüber hinaus des gesamten Kirchenjahres in so vielfältiger Weise mithelfen, wenn Sie dadurch der Vermittlung des Festgeheimnisses dienen, dann stehen Sie in einer großen Tradition, die über das Wirken v.a. der Jesuiten im 16. Jahrhundert, über den heiligen Franziskus, der in der Höhle von Greccio 1223 die Christmette gefeiert hat, über Kaiser Konstantin, der im vierten Jahrhundert das Fest der Menschwerdung Gottes für das römische Reich eingeführt hat bis zum Ursprung in Bethlehem“.
Domkapitular Prälat Michael Fuchs freute sich über die zahlreichen "Krippenbegeisterten", links neben ihm, Regionalbischof Klaus Stiegler, der die Predigt hielt.
Krippenschnitzer sind Verkündiger der Heilsbotschaft
„Hier im Dom leuchten auch jetzt schon die Kerzen, die dann bald auch daheim wieder brennen und uns erinnern und mitnehmen, hinein in das große Versprechen Gottes: Ich mache die Finsternis weg“, erklärte Regionalbischof Stiegler zu Beginn seiner Predigt. Davon zeugen auch die Krippen, die seit hunderten von Jahren geschnitzt werden. Krippenschnitzer werden somit zu Verkündigern der Botschaft Jesu. Seit 1922 gibt es den Krippenverein in Regensburg schon. Die Szenen der ersten Heiligen Nacht werden seitdem zum Sprechen gebracht. „Eine Krippe zu bauen ist immer Vergegenwärtigung dessen, was damals geschehen ist“, so Stiegler. Von Zeiten des Krieges, Zeiten des Wirtschaftswunders bis in die heutige Zeit ist die Krippe ein Zeuge. „Auch für unsere Zeit mit ihren großen Spannungen, Verwerfungen und abscheulichen Kriegen.“ Durch den ökumenischen Krippenweg finden diese Zeugnisse auch ihren Weg in die Regensburger Altstadt. „Die Krippe ist eine große Hoffnungsgeschichte für das Leben, für uns ganz persönlich“, so der evangelische Regionalbischof abschließend. Ein Ensemble ehemaliger Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Karl-Heinz Liebl bereicherte die Feier mit besinnlicher Musik.
Sieben Fürbitten, sieben Krippenelemente
Jede Fürbitte wurde mit einem anderen Krippenelement veranschaulicht und vor den Altarstufen niedergelegt. Der Stern soll Orientierung geben und zum Jesuskind führen. Das Brot steht für Jesus, das Brot des Lebens. Als nächstes kam ein Korb mit Äpfeln, eine einfache Speise, genauso wie die Hirten an der Krippe. Sie sorgen sich um die ihnen anvertrauten Tiere, genauso wie Gott sich um uns sorgt. Als viertes Symbol stand die Futterkrippe. Jesus wurde in Armut geboren. Deswegen galt das Gebet all jenen, denen es am Nötigsten fehlt. Eine Flöte stand für die Freude der göttlichen Schöpfung. Eine Krone stand für Größe und Macht, als Zeichen für alle Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die sich um Frieden und Gerechtigkeit kümmern. Und schließlich ein Schatzkästchen, das für die Gaben der drei Heiligen Könige stand.
Text und Fotos: Simon Doering/jas