News Bild „Ratschen“ in Corona-Zeiten – Der Einsatz von Karfreitagsratschen im Bistum Regensburg

„Ratschen“ in Corona-Zeiten – Der Einsatz von Karfreitagsratschen im Bistum Regensburg

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Nicht die bayerische Bezeichnung für „reden“ ist hier gemeint, sondern die Ratschen, die von Gründonnerstagabend bis zum Osternachtsgottesdienst in katholischen Pfarreien als Glockenersatz zum Einsatz kommen. Doch heuer können wegen der Corona-Pandemie Andachten und Gottesdienste von den Gläubigen nicht besucht werden, die Priester feiern diese stellvertretend für die Pfarrei. Per Glockengeläut werden sie auch angekündigt, zur Wandlung läutet die entsprechende Glocke. Doch wie verhält es sich bei den liturgischen Feiern am Karfreitag und Karsamstag, wenn die Ministranten, die in der Regel die Ratschen bedienen fehlen? Volljährige Ministranten können heuer, natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln, diesen Dienst übernehmen. Wie gehen die Seelsorger im Bistum mit dieser Situation um? Höchst unterschiedlich.

 

Ministranten ziehen durch die Straßen

In der Pfarreiengemeinschaft St. Josef Burglengenfeld und St. Pankratius Dietldorf werden drei 18-jährige Ministranten mit den Ratschen durch die Straßen ziehen, zwei weitere ältere Minis sind noch in der Planung. Selbstverständlich immer mit dem gebotenen Sicherheitsabstand, weiß Pfarrer Helmut Brügel zu berichten. Ähnlich entscheidet Pfarrer Heinrich Weber das für seine Pfarreien St. Stephan Alburg und St. Laurentius Feldkirchen. „Glücklicherweise haben wir zehn erwachsene Ministranten, die für sich selbst entscheiden können, ob sie Dienst tun. Unser Oberministrant, studierter Jurist, wird auch heuer am Karfreitag mit den Ratschen quasi zum ‚Einläuten‘ der Liturgie aktiv sein“, freut sich der Seelsorger.

 

Pfarrer, Mesner und Lektor ratschen notfalls in Nabburg

Positiv sieht es auch Pfarrer Hannes Lorenz. In der Pfarrei St. Johannes in Nabburg wird es „die Ratschn geben! Ich bin fest entschlossen, die österlichen Tage - trotz Corona - so normal wie möglich zu feiern!“ Die Nabburger Ratsche, die Pfarrer Lorenz vor Jahren an seiner früheren Wirkungsstätte in Altmannstein vom damaligen Kirchenpfleger zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, ist ungefähr 1,20 Meter lang, hat sechs lautstarke Hämmer und wird normalerweise von den Ministranten vor dem Kreuzweg und vor der Karfreitagsliturgie bedient. „Da wir ja seit Mittwochnachmittag wissen, dass ein Minimum an (volljährigen) Ministranten trotz Krise an der Liturgie mitwirken dürfen, hoffe ich, dass sich welche melden“, blickt der auch als Wallfahrtspfarrer bekannte Priester in Richtung Kartage. „Ansonsten werde ich bzw. der Mesner oder Lektor die Ratschn vor dem Haupteingang der Pfarrkirche bedienen.“

Auch in der Pfarrei St. Emmeram in Regensburg kommen die Ratschen zum Einsatz. „Sie wollen als Glockenersatz an den Gottesdienst erinnern, in dem wir das Leiden und Sterben Jesu feiern. Auch wenn die Öffentlichkeit nicht dazu eingeladen werden kann, mögen die Ratschen eben daran erinnern“, erklärt Pfarrer Roman Gerl. Und auch Sigmund Humbs, Seelsorger in St. Albertus Magnus in Regensburg, ist zuversichtlich. „Wir werden auch heuer wieder die Ratschen zum Einsatz bringen. Zumindest haben wir es vor.“

Ratschen vom Kirchturm herab in Amberg

Normalerweise „ratschen“ auch in Amberg St. Georg die Ministranten. Heuer wird dies anders sein, so Stadtpfarrer Markus Brunner. „In der Tat haben Kaplan Rein und ich uns Gedanken gemacht, wie wir das heuer handhaben wollen. Wir sind überein gekommen, diese Aufgabe persönlich zu übernehmen. Sprich, wir gehen am Karfreitag und Karsamstag auf den Kirchturm hinauf und werden selbst ‚ratschen‘“. In Lohberg, so berichtet Pfarrer Ambros Trummer, gehen Gruppen - heuer jeweils zwei Ministranten - nach altem Brauch mit ihren Ratschen zwischen 3 und 6 Uhr in der Nacht zum Karfreitag und zum Karsamstag durch die Ortsteile und Gehöfte und weisen damit auf das liturgische Geschehen - das Leiden und den Tod Christi - hin. "Es ist schön, dass die Leute dadurch wenigstens was mitbekommen", freut sich der Geistliche über die Fortführung dieses Brauches. Für die Kirchen und damit die liturgischen Feiern ist eine große Ratsche vorhanden, die entweder der Mesner oder einer der großen Ministranten bedient.

 

Ratschen drücken Trauer über den Tod Jesu aus

Etwas im Zwiespalt war zunächst Monsignore Johannes Hofmann. Im Kreis der Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaft Neustadt-Mühlhausen gab es zum Ratschen-Einsatz zunächst unterschiedliche Meinungen. Schließlich fiel die Entscheidung für das Ratschen. Der Geistliche betont, dass ja zum Gloria am Gründonnerstag und bei der Osternacht die Glocken feierlich läuten, da sollten die Ratschen als Ersatz doch zumindest als Hinweis auf die Liturgie knattern. Doch für ihn sind die Ratschen noch mehr: „Sie drücken auch die Trauer über den Tod Jesu aus, daher sollten sie zum Einsatz kommen“, argumentiert der Stadtpfarrer. Er selbst, der Pfarrvikar, der Kaplan und die Gemeindereferentin werden am Karfreitag die Feier vom Leiden und Sterben Jesu und die Osternacht am Abend des Karsamstags mit den Ratschen ankündigen.



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