Prof. Stefan Heid über den Altar als spirituelle Mitte des Priesters
Diener des Altares
Am Beginn der Heiligen Woche sind Priester aus dem gesamten Bistum in der Regensburger Niedermünsterkirche zur Recollectio zusammengekommen.
Msgr. Dr. Stefan Heid, der seit 2020 als Rektor des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie in Rom wirkt, sprach zum Thema: „Der Altar: Standort und spirituelle Mitte des Priesters“.
Der Altar sei kein „stummer Diener“, der als willkommene Ablage dient. Vielmehr sei der Altar der Bediente. Diener des Altares ist der Priester. Er ist zum Dienst am Altar berufen.
Vor diesem Hintergrund beleuchtete Prof. Heid den Altar als
- Ort der Einheit
- Ort der Gaben
- Ort der Gnaden
- und als Ort des Gebetes
Einige zentrale Aussagen und Denkanstöße möchten wir Ihnen im Folgenden zitieren:
Der Altar – Ort der Einheit
„Der Altar steht im Kern für die Einheit der Ortskirche. […] Der Altar ist Ort der Sammlung und damit der Einheit, und im letzten eben Ort der Einheit der Ortskirche, des Bistums, also auch Ort der Einheit mit dem Bischof, dem Treuhänder der apostolischen Tradition.“
Der Altar – Ort der Gaben
„Der Altar ist nicht nur Ort der Sammlung der Gläubigen, sondern natürlich auch der Gaben. […] Der Altar ist deshalb auch nicht einfach eine günstige Gelegenheit, um nette Dekoration dort aufzustellen. Die Kerzen sind nicht Tischdekoration, sondern Weihegaben, Votivkerzen der Gläubigen. Sie stehen auf dem Altar, weil sie Gott geweiht werden. Auch die Osterkerze ist nichts anderes als eine festliche Votivgabe der Gemeinde. Auch die Blumen auf dem Altar sind ursprünglich Geschenke der Gläubigen für Gott. […] Am Altar entscheidet sich, was wir Gott zu geben bereit sind, was wir ihm schenken möchten. Was wir ihm weihen.“
Der Altar – Ort der Gnaden
„Sobald die Gaben auf dem Altar liegen, drängt alles Beten des Priesters danach, dass Gott diese Gaben gnädig annehmen möge. […] Der Altar ist also nicht nur der Ort, auf dem wir unsere Geschenke und Gaben abladen und Gott weihen. Er ist doch auch und in erster Linie jener Ort, von dem her wir beschenkt werden. Wir empfangen unsere Opfergabe veredelt zurück. Brot und Wein sind nicht reine Naturgaben, sondern veredelte Naturgaben, veredelt durch die tätige Hand der Menschen.“
Altar – Ort des Gebetes
„Am Altar achten wir mehr als anderswo auf unsere Haltung. Sie muss eine Haltung des Gebets sein, aber das muss nicht persönlich expressiv sein, genauso wenig aber auch lässig und unachtsam, sondern so, wie es seit 2000 Jahren geübt wird. Ich würde es die klassische Gebetshaltung nennen. […] Wir stehen [am Altar]. Am Altar sitzt man nicht. Opfer werden nicht im Sessel dargebracht. Deshalb ist der Altar unser Standort, unser Standpunkt, nicht unser Sitzpunkt und auch nicht unser Fluchtpunkt. […] Zum Gebet befreien wir die Hände von aller Last, wir erheben sie, wir strecken sie zu Gott empor.“
Bischof Dr. Rudolf Voderholder danke Prof. Heid für den „im besten Sinne geistig-geistlichen Vortrag“, der eine „große Palette von Anregungen für die Gewissenserforschung“ bot. Er hob die Vorbildfunktion des Priesters als des „ersten Dieners des Altares“ heraus: „Wie wir am Altar beten, so wird es auch auf die Mitarbeiter und Ministranten ausstrahlen; so wird es auch die Kirche prägen.“
Buchtipp:
Heid, Stefan: Altar und Kirche. Prinzipien christlicher Liturgie, Regensburg 2019.