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Prof. Josef Kreiml zur Bischofssynode in Rom

Missionarische Kirche sein

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Regensburg, 21. März 2024

Prof. Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg, geht der Mitverantwortung aller Getauften für die missionarische Sendung der Kirche nach.

Papst Franziskus hat im Jahr 2021 für die katholische Kirche einen synodalen Prozess ausgerufen. Nach Beratungen in den Diözesen und in den Bischofskonferenzen fand im Oktober 2023 in Rom eine erste Generalversammlung der Bischofssynode statt. Dieser Versammlung gehörte neben den Bischöfen auch eine bestimmte Anzahl anderer Personen an (Ordensleute, Laien und Priester). Im Anschluss an diese vierwöchigen römischen Beratungen wurde ein Synthese-Bericht verfasst, den alle Diözesen der Weltkirche erhalten haben. Die entscheidende Frage darin lautet: Wie können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein? In den nächsten Wochen sollen aus den Diözesen Anregungen zu diesem Synthese-Bericht nach Rom geschickt werden, die in der zweiten, abschließenden Bischofsversammlung im Oktober 2024 beraten werden.

Gemeinsames Glaubenszeugnis, unterschiedliche Berufungen

Im Synthese-Bericht vom Herbst 2023 wird betont, dass durch die Sakramente der Taufe und der Firmung alle Gläubigen eine besondere Verantwortung für die missionarische Sendung der Kirche erhalten haben. Die Laien („Weltchristen“), die geweihten Männer und Frauen (Ordensleute) und die geweihten Amtsträger (Bischöfe, Priester und Diakone) haben „gleiche Würde“. Aber es kommen ihnen unterschiedliche Charismen (geistliche Begabungen) und Berufungen zu. Sie üben unterschiedliche, vom Heiligen Geist verliehene Aufgaben in der Kirche aus. Die Familien bilden das Rückgrat jeder christlichen Gemeinschaft. Als Lebens- und Liebesgemeinschaft ist die Familie ein bevorzugter Ort für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen im Glauben und in der christlichen Praxis. Für die Familien ist eine besondere Begleitung innerhalb der Gemeinschaft der Kirche erforderlich. Die christlichen Gemeinschaften sind berufen, im täglichen Leben Jesus Christus zu bezeugen und den Glauben mit anderen zu teilen. Vor allem junge Menschen werden, wenn sie in der Freundschaft mit Jesus wachsen, unter Gleichaltrigen zu Aposteln des Evangeliums.

Die missionarische Perspektive vertiefen

Die Laien sind in den christlichen Gemeinschaften zunehmend präsent und aktiv im Dienst. In vielen Regionen der Welt hängt die Sendung der Kirche in besonderem Maße von Katechisten (Laien mit einer bischöflichen Beauftragung zur Glaubensverkündigung) ab. Die Charismen der Laien in ihrer ganzen Vielfalt sind Gaben des Heiligen Geistes, die in der Kirche anerkannt und voll zur Geltung gebracht werden müssen. Die Mitglieder der Bischofssynode halten es für notwendig, das theologische Verständnis der Beziehungen zwischen geistlichen Begabungen und kirchlichen Ämtern in missionarischer Perspektive zu vertiefen. Es bedarf einer größeren Kreativität bei der Einrichtung von Diensten, die den Bedürfnissen der Ortskirchen entsprechen – unter besonderer Einbeziehung junger Menschen. Außerdem sollte die Möglichkeit geprüft werden, ein Amt einzurichten, das Ehepaaren übertragen werden kann, die sich einsetzen für die Unterstützung der Familien und die Begleitung von Menschen, die sich auf das Ehesakrament vorbereiten.

Das prophetische Zeichen der Orden und Laiengemeinschaften

Die charismatisch-geistliche Dimension der Kirche kommt im „gottgeweihten Leben“ mit dem Reichtum und der Vielfalt seiner Lebens- und Glaubensformen in besonderer Weise zum Ausdruck. Die verschiedenen Ordensfamilien bringen die Schönheit des Lebens in der Nachfolge Christi zum Ausdruck: im Gebet, auf den Straßen der Welt, in verschiedenen Formen des Gemeinschaftslebens, in der Einsamkeit und angesichts der kulturellen Herausforderungen. Schon oft waren die Frauen und Männer des „geweihten Lebens“ in der Vergangenheit die ersten, die die Veränderungen in der Geschichte wahrgenommen und den Ruf des Heiligen Geistes verstanden haben. Auch heute braucht die Kirche dringend ihr prophetisches Zeichen. Mit Aufmerksamkeit und Dankbarkeit blickt die Kirche auf die bewährten Praktiken des synodalen Lebens und der gemeinsamen Unterscheidung, die die Gemeinschaften des geweihten Lebens im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Viele Kongregationen und religiöse Institute praktizieren das Gespräch im Heiligen Geist oder ähnliche Formen der Unterscheidung im Rahmen von Provinz- und Generalkapiteln, um „Strukturen zu erneuern, Lebensstile zu überdenken und neue Formen des Dienstes und der Nähe zu den Ärmsten“ zu entwickeln.

Die Mitverantwortung aller Getauften

Die verschiedenen Laienvereinigungen, kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften sind „wertvolle Zeichen für die heranreifende Mitverantwortung aller Getauften“. Ihr besonderer Wert liegt in der Förderung der Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Berufen, in den Impulsen, mit denen sie das Evangelium verkünden, in ihrer Nähe zu denjenigen, die sich in wirtschaftlicher oder sozialer Randlage befinden, und in ihrem Engagement für das Gemeinwohl. Das Lehramt der Kirche hat auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine umfassende Lehre über die Bedeutung der „hierarchischen Gaben“ (Gaben der geweihten Amtsträger) und der „charismatischen Gaben“ im Leben und in der Sendung der Kirche entwickelt. Diese Lehre der Kirche sollte stärker ins allgemeine kirchliche Bewusstsein gerückt werden. Außerdem muss untersucht werden, wie das geweihte Leben, die Laienvereinigungen, die kirchlichen Bewegungen und die neuen geistlichen Gemeinschaften ihre Charismen noch stärker in den Dienst der Ortskirchen stellen können. Durch ihre prophetische Existenz tragen sie zum Fortschritt aller auf dem Weg zur Heiligkeit bei. Es ist zu überlegen, wie in den kirchlichen Ausbildungskursen die Aufmerksamkeit für die charismatische Dimension der Kirche gestärkt werden kann.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg

(kw)



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