Pontifikalmesse mit Bischof Dr. Voderholzer anlässlich des Wolfgangjahres
„Der Heilige Wolfgang war ein geistlicher Schatzsucher“
Die Konzelebranten neben Bischof Rudolf waren Pfarrer Grillmeier, Pfarrvikar Damian Prokscha und Diakon Franz Lautenbacher. Bei ihrem Einzug wurden sie zu den Klängen des „Ecce sacerdos magnus“ von Johann Singenberger von 22 Ministranten begleitet. Mit der Gemeinde wurden Wolfgangslieder angestimmt. Der Schottenchor der Kirche St. Jakob (Regensburg) und die Alt-Solistin Julia Bäß trugen zur musikalischen Gestaltung bei. An der Orgel spielte Florian Luderschmid, Regierungspräsident von Oberfranken und ehemaliger Oberpfälzer Regierungsvizepräsident. Vor der Liturgie hatten die Wolfgangsfeierlichkeiten bereits mit dem Wolfgangsrosenkranz und der Wolfgangslitanei begonnen.
Bischof Voderholzer dankte Ortspfarrer Grillmeier für die würdige Initiative: „Ich beobachte das Geschehen hier in Kirchenlaibach von Regensburg aus mit Wohlgefallen, jedes Monatsende einen Tag der geistlichen Besinnung und Einkehr zu Ehren des Heiligen Wolfgang zu gestalten.“ Grillmeier freute sich, Bischof Rudolf bereits zum vierten Mal begrüßen zu dürfen. Der Regensburger Oberhirte war seinerseits über die vielen Gläubigen erfreut, die in die Dreifaltigkeitskirche gekommen waren.
„Vater seiner Priester“
Die Anrufung des Heiligen Wolfgang als „Vater seiner Priester“ war der Ausgangspunkt der Predigt des Bischofs: „Wie seit alters her wird der Bischof Vater genannt – nicht nur Vater des Bistums, Vater der Gläubigen, sondern besonders auch Vater seiner Priester“. Bischof Rudolf verwies darauf, dass es um die Bezeichnung von Geistlichen überhaupt als Väter immer wieder Diskussionen gab. „Nicht eigens erwähnen muss ich, dass es sich natürlich immer um eine geistliche Vaterschaft handelt, wenn im Englischen etwa jeder Priester mit Father angesprochen wird, wenn wir einen Ordenspriester Pater zu nennen gewohnt sind und den Vorsteher eines Benediktinerklosters Abbas nennen.“ Der Papst werde sogar als „Heiliger Vater“ bezeichnet.
Der Regensburger Bischof warf die Frage auf, ob das nicht eigentlich ein Verstoß gegen die ausdrückliche Weisung Jesu sei: Dieser habe seinen Jüngern doch gesagt, dass sie sich selbst nicht Lehrer und auch niemanden auf Erden Vater nennen sollten. Denn es gebe nur den Vater im Himmel. Bischof Voderholzer machte deutlich, dass bereits der Apostel Paulus im „Neuen Testament“ sich selber noch einmal im geistlichen Sinn als Vater bezeichnet hat und auch andere Begriffe in diesem Umfeld verwendete. Die Weisung Jesu werde demnach bereits im „Neuen Testament“ nicht als absolut verstanden.
„Aber man sieht auch: Es handelt sich immer um eine Vaterschaft in Bezug auf Christus, eine Vaterschaft in Bezug auf den Heiligen Geist. Es geht um eine anvertraute Autorität, nicht um eine angemaßte irdische Autorität. Es geht um eine Vaterschaft, die sich nicht an die Stelle Gottes, des Vaters, setzt, sondern transparent wird auf diese eine Quelle aller Vaterschaft“, so der Gast aus Regensburg. Deshalb dürfe man auch in der Kirche unserer Tage die Anrede „Vater“ verwenden.
Es komme nicht allzu oft vor, dass der Bischof in der Liturgie mit Vater angeredet werde, eine besondere Stelle gebe es im Rahmen der Priester- und Diakonenweihe. Er selbst, so Voderholzer, verwende den Vater-Titel als Bischof auch nur sehr behutsam: „Der Bischof ist der Mitbruder, aber ich will mich auch nicht herumdrücken um das Vatersein. Aber eben die Vaterrolle auch als Herausforderung anzunehmen, ist ja nicht die Inanspruchnahme eines Privilegs, sondern bedeutet Verantwortung zu übernehmen und auch in einem ganz hohen Maße selbst in die Pflicht genommen zu sein und mit gutem Beispiel voranzugehen.“
Wolfgang war ein geistlicher Schatzsucher
In den vorliegenden Lebensbeschreibungen des Heiligen Wolfgang ist wenig über die konkreten pastoralen Maßnahmen und über dessen „Vatersein“ im Blick auf seine Priester überliefert. Aber es steht fest, so Voderholzer, dass er von den Ordensleuten einen tiefen Ernst mit Blick auf ihre Berufung und die treue Befolgung der Ordensregel eingefordert hat. „Das, was er selbst vorgelebt hat, das sollte sich auswirken auf die Priester, die in seinem Auftrag in den verschiedenen Regionen des großen Bistums Regensburg dieses Amt ausgeübt haben.“ Bischof Rudolf würdigte Wolfgang als „begnadeten Lehrer.“ Das Bemerkenswerte an ihm ist, dass er selber noch Laie war, als er in der Priesterausbildung in Trier tätig war. Erst spät, mit über 40 Jahren, ist er Priester geworden, ein Spätberufener. Der Bischof von Trier hatte früh seine Begabung als Lehrer erkannt und diese Fähigkeit „hat er dann natürlich als Bischof von Regensburg selber auch sehr ernst genommen: Bildung, Fortbildung und Weiterbildung sind bei ihm großgeschrieben worden und das kann man natürlich auch in die Gegenwart unmittelbar übersetzen“, so Voderholzer. Auch Gesang, Kirchenmusik und eine würdige Feier der Liturgie seien Wolfgang ein Herzensanliegen gewesen seien, er habe die Domschule gegründet und darin auch den Domchor, den es heute noch gibt als „Regensburger Domspatzen“, als einen der ältesten Knabenchöre der Welt, gibt. Auch das gehört zu Wolfgang als „Vater seiner Priester.“
Ein wesentliches Markenzeichen des Heiligen Wolfgang machte der Bischof ebenfalls deutlich: Mit dem Verzicht auf die böhmischen Lande gab er – mit kirchlicher Rücksicht – ein starkes Zeichen. „Nicht um Pfründe und um Einnahmen oder um weltlichen Einfluss geht es, sondern um die Seelen, um die wahren Schätze, die Gott in die Herzen der Menschen gelegt hat. Und in diesem Sinne ist Wolfgang auch ein geistlicher Schatzsucher.“
Wolfgang war ein Heiliger Bischof – und so wird er all das erfüllt haben, was in der heutigen Zeit das „Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe“ ganz besonders als „Väter ihrer Priester“ in Erinnerung rufe. Unter anderem wird dem Bischof hier ans Herz gelegt, zu ermutigen und Zuspruch auf der Basis des Vertrauens zu geben. So ist der Bischof nicht ein Konzernchef, der Anordnungen gibt, sondern der Vater. Die Anordnungen oder Weisungen, so heißt es weiter im „Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe“, sollen die Bischöfe gegenüber den Priestern begründen. Es geht darum, Gründe aufzuzeigen und keinen blinden Gehorsam einzufordern, sondern im Geiste der Kooperation der Mitbrüderlichkeit, Weisungen zu begründen und nicht durchzudrücken. „Der Bischof solle gegenüber allen Priestern dieselbe Sorge und Aufmerksamkeit walten lassen, damit alle Priester, auch wenn sie mit unterschiedlichsten Begabungen und Fähigkeiten ausgestattet sind, in gleicher Weise Diener im Dienst des Herrn und Glieder ein und desselben Presbyteriums seien und auf diese Weise dem Wohl der Kirche dienen.“
Hinzu komme, so Bischof Rudolf mit Blick auf die Lesung: Der Bischof muss sich den Hirtendienst zur Aufgabe machen, die Zerstreuten und Versprengten, die sich verlaufen haben, suchen und zurückführen. Voderholzer erwähnte auch, dass der Bischof demnach den „Unternehmungsgeist“ und die pastorale Kreativität unter seinen Priestern fördern solle, damit nicht der Gehorsam in passiver und unverantwortlicher Weise missverstanden werde. Ebenfalls eine wichtige Aufgabe des Bischofs sei es, dass zwischen den unterschiedlichen Generationen von Priestern ein gutes Einvernehmen besteht. Er sollte den jungen Priestern die Achtung und Wertschätzung gegenüber den alten Priestern auf den Weg geben und den alten die Unterstützung der jungen Priester empfehlen, auf das sich das ganze Presbyterium vereinige. Eine seiner wichtigen Aufgaben darüber hinaus ist es, dass er seinen Priestern, Vertrauen schenkt und sie vor unberechtigter Kritik schützt.
Kein Generalverdacht
Mit Blick auf die Diskussion über sexuellen Missbrauch machte der Bischof klar: „So sehr wir gelernt haben die Opferperspektive einzunehmen, so sehr ist es mir doch auch immer ein großes Anliegen zu betonen: Die überwältigende Mehrheit der Priester tut ihren Dienst aufrichtig, anständig und leidenschaftlich. Und ich wehre mich entschieden gegen einen Generalverdacht gegen all unsere Priester. Das bin ich den Priestern als mir anvertrauten Söhnen auch schuldig.“ Der Heilige Wolfgang als „Vater seiner Priester“ ist auch für Bischof Rudolf ein Spiegel für seinen Dienst. So ist es ihm wichtig, seine Priester zu kennen und auf seinen Pastoralbesuchen sich ein Bild über ihre Sorgen und Nöte zu machen. Mit Blick auf die pastorale Entwicklung betonte er: Als Bischof wird er zusammen mit den Mitarbeitern aus dem Ordinariat alles tun, um die Priester bei ihren Verwaltungsaufgaben zu entlasten, damit sie Zeit für die Menschen, für die Predigtvorbereitung und für die Liturgie haben. Abschließend appellierte der Bischof an die Gläubigen, auf die Priester zu schauen und deren Dienst in Anspruch zu nehmen. „Es ist wichtig für die Priester, dass sie spüren: Ihr Dienst wird geschätzt und gebraucht!“
Drei bischöfliche Ehrungen
Die Pontifikalmesse bildete auch den würdigen Rahmen für drei bischöfliche Ehrungen von verdienten Personen der Pfarrei, die sich mit großem Engagement einbringen und „jahrzehntelang Dienst tun“, wie Pfarrer Grillmeier betonte. Seit vielen Jahren ist Hermann Hagn Mesner und „die gute Seele der Kapelle Dreimal Wunderbare Mutter in Ramlesreuth“. Er kümmert sich als Kirchenpfleger auch um die Finanzen. Ausgezeichnet wurde auch das Ehepaar Annemarie und Manfred Fischer als Mesner der Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit und der Alten Pfarrkirche St. Ägidius. Seit 25 Jahren verrichten sie dieses Amt. Ebenfalls für seine Verdienste geehrt, wurde Manfred Fischer, der es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen lasse, unermüdlich seinen Dienst zu tun. Bischof Voderholzer und Pfarrer Grillmeier würdigten die Verdienste nebst Dankurkunde mit der Verleihung der zweithöchsten Auszeichnung für Ehrenamtliche im Bistum Regensburg, der Bischof-Johann-Michael-Sailer-Medaille. Das „Vergelt's Gott für Euren Dienst“ des Seelsorgers quittierte die Gemeinde mit kräftigem Applaus. Zum Abschluss nutzen viele Gläubige die Gelegenheit, sich vom Bischof Rudolf mit der Wolfgangsreliquie den Einzelsegen erteilen zu lassen.
Text: Holger Stiegler (SG)
(sig)