News Bild „Plößberger Runde zu Fragen der Zeit“ spricht über Europa und das Christentum - „Europa ist keine reife Frucht, sondern bleibende Aufgabe für die Kirchen“

„Plößberger Runde zu Fragen der Zeit“ spricht über Europa und das Christentum - „Europa ist keine reife Frucht, sondern bleibende Aufgabe für die Kirchen“

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(pdr) Bischof Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, hat an der „Plößberger Runde zu Fragen der Zeit“ am vergangenen Freitagabend in Selb-Plößberg teilgekommen. Die Runde ist eine Podiumsdiskussion der evangelischen Kirchengemeinde Erkersreuth und des Evangelischen Arbeitskreises der CSU/EAK in Oberfranken. Seit Herbst 2008 wird sie auf Initiative von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel mit wechselnden Kooperationspartnern jeweils im Europäischen Porzellanmuseum Porzellanikon in Selb-Plößberg durchgeführt. Die Runde am vergangenen Freitag stand unter dem Thema „Europa 2009 – Wertegemeinschaft oder Freihandelszone?“ Rund 60 Zuhörer waren der Einladung gefolgt.

In diesem Rahmen erklärte der Bischof, die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise sei auch eine moralische Krise. „Mangelnde Ethik wichtiger Akteure hat diese Krise mit ausgelöst“, so Bischof Gerhard Ludwig. Der Bischof forderte eine stärkere Rückbesinnung Europas und der EU „auf die christlichen Wurzeln und Prägekräfte Europas“.

Auch der evangelische Oberkirchenrat Udo Hahn vom Kirchenamt der EKD aus Hannover sowie der Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung und frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair erhoben diese Forderung.
Für Bischof Gerhard Ludwig besteht der ureigene Beitrag der Kirchen zur Wertedebatte auf europäischer Ebene „im Festhalten an der Würde und Freiheit des Menschen“. Diese Menschenrechte seien nicht konstruiert, sondern sie ergäben sich aus der Gottebenbildlichkeit des Menschen. „Wir dürfen den Menschen nicht vernutzen. Sozialdarwinistische Sichtweisen greifen zu kurz. Die soziale Dimension der Menschenrechte muss wieder stärker unterstrichen werden“, so Bischof Gerhard Ludwig.

Der Bischof kritisierte außerdem die „Kurzsichtigkeit des Laizismus in Frankreich und Belgien“, der einen Gottesbezug in der geplanten EU-Verfassung erfolgreich verhindert habe. „Die Menschenwürde muss auch begründet werden. Der Mensch darf nicht nur pragmatisch und utilitaristisch verstanden werden. Gott ist der Ursprung aller Wirklichkeit, auch der Mensch verdankt sich nicht sich selbst.“ Dabei komme den Kirchen eine wichtige Rolle zu: „Europa ist keine reife Frucht, sondern eine bleibende Aufgabe für die Kirchen“, so Bischof Müller.

Oberkirchenrat Hahn machte deutlich: „Europa ist auch ein gemeinsamer geistig-kultureller und religiöser Raum, eine christlich geprägte Wertegemeinschaft und mehr als nur ein Wirtschaftsraum in kommerzieller Absicht.“ Hans Zehetmair plädierte für eine europäische Leitkultur. Er sagte: „Wer die christlichen Wurzeln Europas negiert, der verkennt die Identität Europas.“ Zu einem EU-Beitritt der Türkei äußerte sich Zehetmair skeptisch.



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