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Person der Woche: Rita Weiß, Krisenseelsorgerin im Schulbereich

Dankbar sein auch für die kleinen Dinge des Alltags

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Regensburg, 23. November 2023

Rita Weiß, unsere Person der Woche, hat einen schwierigen Beruf. Sie ist Diözesanbeauftragte für Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS). Zusammen mit einem Team unterstützt und begleitet sie im Bistum Regensburg Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte bei der Bewältigung von Tod und Trauer an der Schule. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben und darüber, wie man sich als Krisenseelsorgerin angesichts all der Not innere Stärke und Zufriedenheit bewahren kann.
 

Frau Weiß, wer wendet sich an Sie?

Das sind Schulleitungen, Lehrer/-innen, Eltern und Schüler/-innen.

Wann, in welchen Situationen, werden Sie kontaktiert?

Bei Akutsituationen an Schulen, z.B. Tod eines Schülers, Lehrers oder Familienangehörigen durch Krankheit, Unfall oder Suizid, bei Schulbusunfällen oder lebensbedrohlicher Krankheit eines Schülers oder Lehrers.

Meistens sind es Unfälle oder Suizide, bei denen wir gerufen werden. Im Gegensatz zur Notfallseelsorge gehen wir an keine Unfallorte, sondern arbeiten ausschließlich an der betroffenen Schule.

Wie kann man Schülerinnen und Schüler bei einer Krise im ersten Moment beruhigen?

Man sollte ihre schwierige Situation wahr- und ernst nehmen, Kontakt aufnehmen zu ihnen, Nähe und Gespräche anbieten oder einfach „nur“ still bei ihnen sitzen, Rituale und Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Trauer anbieten (z.B. ein Kondolenzbuch gestalten, eine Karte schreiben...), für Bewegung sorgen, nach 1–2 Stunden auch wieder „normalen“ Unterricht abhalten, denn gewohnte Strukturen bieten Halt und Orientierung und stabilisieren somit die Schülerinnen und Schüler.

Rita Weiß, Krisenseelsorge in der Schule

Gibt es Prävention? Wie können mit Schülerinnen und Schülern solche schwierigen Themen angesprochen und besprochen werden?

Präventionsarbeit ist möglich und wichtig. In den Lehrplänen der unterschiedlichen Schularten kommen in verschiedenen Jahrgangsstufen Themenbereiche vor mit Inhalten wie Tod und Trauer, Suizid usw. Bei der Behandlung dieser Themen werden Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert und lernen Bewältigungsmuster, auch wenn keine Akutsituation vorherrscht. So können sie auf den Ernstfall vorbereitet werden. Für uns als Religionslehrkräfte bietet auch das Kirchenjahr Gelegenheiten, diese Themen anzusprechen, z.B. Allerheiligen, Totenmonat November usw.

Grundsätzlich ist es wichtig, Schüler/-innen zu stärken, damit sie möglichst resilient sind, wenn sie Betroffene sein sollten. Dazu bietet unser Unterricht basierend auf unserem christlichen Menschen- und Gottesbild unzählige Möglichkeiten, z.B. mit folgenden Botschaften: Ich bin ein Abbild Gottes, ich bin wichtig und wertvoll, ich werde geliebt, ich kann und bin etwas, ich lebe in Gemeinschaft...

Welche Veranstaltungen im Bereich der Krisenseelsorge finden statt?

Eine ganze Menge: Fortbildungen für Lehrer/-innen und für Personal an Schulen, Seminartage für angehende Lehrerinnen und Lehrer, diverse Konferenzen, auch auf Bayernebene mit den Diözesanbeauftragten der anderen Bistümer; Vernetzung mit anderen, in diesem Bereich tätigen Systemen, z.B. KIBBS (Kriseninterventions- und Bewältigungsteam der bayer. Schulpsychologinnen und Schulpsychologen) und NOSIS (Notfallseelsorge in Schulen der evang. Landeskirche). Mit beiden Systemen findet eine Kooperation statt. Außerdem sind wir mit Infoständen auf Veranstaltungen präsent (z.B. Katholikentag, Schulpastoralkonferenz, Religionslehrertag...)

Der Fokus Ihrer Arbeit liegt also vor allem auf den Schülerinnen und Schülern und dem Personal an Schulen.

Nicht nur. Eine Zielgruppe, die das KiS Team in diesem Schuljahr besonders ansprechen möchte, sind die Eltern. Wir haben einen Flyer erstellt, der sich an die Elternbeiräte richtet, weil Eltern elementar wichtig sind als Unterstützer ihrer Kinder, sollten sie von Tod und Trauer betroffen sein.

Gibt es auch freudige Momente in Ihrem schwierigen Beruf?

Oh ja, sehr wohl! Zunächst ganz grundsätzlicher Art: Die Beschäftigung mit dem Thema Tod lässt mich dankbar sein für die kleinen Dinge des Alltags. Das Bewusstsein dafür wird geschärft, dass beileibe nicht alles selbstverständlich ist und es jeden Tag Grund gibt zu danken.

Zudem stimmt es zufrieden, wenn man nach einem Einsatz an einer Schule ein Feedback dahingehend bekommt, dass man der Schule in dieser schwer zu bewältigenden Situation eine Stütze war. Nach Fortbildungen treten oftmals Kollegen an mich heran und erzählen, dass sie ein Stück weit ihre Angst vor diesen Situationen verloren haben und sich kompetenter fühlen als vorher.

Und: Ich mache diese Arbeit nicht allein. Ein Team im Rücken zu haben macht stark!

 

 

(mk)

 



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