Person der Woche: Regionaldekan Markus Brunner
Ich tue das Meine
Amberg, 3. Februar 2023.
„Was gefällt Ihnen am besten am Pfarrersein?“ Markus Brunner ist Pfarrer in Amberg St. Georg und antwortet unverzüglich auf die genannte Frage: „Ich finde es schön, dass die Seelsorgetätigkeit sehr bunt ist. An jedem Tag ist sie anders. Manchmal ist sie planbar. Es gibt aber auch manches Unerwartete. Die Aufgabenfelder sind wirklich unterschiedlich.“ Pfarrer Brunner, der seit Oktober 2021 auch als Nachfolger von Pfarrer Ludwig Gradl als Regionaldekan für die Region Amberg-Schwandorf wirkt, fasst es in einem Wort zusammen, das derzeit hohe politische Sympathiewerte genießt: „Vielfalt!“; nur: M. Brunner meint es ehrlich und unideologisch.
Das hört sich nach Sonnenschein an. Tatsächlich ist Pfarrer Brunner ein Mensch, der „positiv rüberkommt“ – wie man heute sagen würde. Dissens kleidet er in freundliche, jedenfalls Worte. Konflikt, echter Konflikt ist für ihn nur „last exit“. Dabei kennt er durchaus die anderen Seiten, die den Seelsorger eh und je und auch heutzutage begleiten. Das lautet in seinen Worten: „Manches bringt eine gewisse Vergeblichkeit mit sich: Was man geben will, stößt auf Unverständnis oder sogar auf taube Ohren.“ Wie er damit klar kommt? „Ich tue das Meine“, sagt der demnächst 55-Jährige, der über die Jahre, wie es aussieht, in der Tat die wohltuende Eigenschaft kultiviert hat, die er von sich aus im Gespräch beschreibt wie folgt: „Alles muss man nicht können und man muss auch nicht alles verantworten. Ob etwas angenommen wird, liegt nicht zuletzt beim Adressaten.“
Gott begleitet
Das „Schönste“ am Priestersein dagegen ist für den Amberger, dass er nach wie vor erfahren dürfe, dass er berufen ist, dass Gott ihn begleitet und dass er ihn durch viele Höhen und Tiefen begleitet hat. M. Brunner fasst diese gewichtigen Aussagen in die Worte, „dass der, der mich berufen hat, treu ist“. Im Übrigen hat der Pfarrer selber etwas von dieser beschriebenen Treue. Der Regionaldekan sagt: „Ich darf als Priester vielen Menschen Wegbegleiter im Glauben sein.“ Ist er auch.
Joseph Ratzinger: priesterliches Vorbild
Vorbild als Priester war und ist für Pfarrer Brunner ein Pater aus der Spätberufenenschule Fockenfeld. In seiner Wahrnehmung war er ein Vorbild als Mensch, als gebildeter Lehrer und in der Art, wie er sein Leben gelebt hat. Und dann war da auch noch ein weiterer Lehrer in Fockenfeld: ein evangelischer Christ und verheirateter Familienvater, er war als Mensch besonders und nachhaltig prägend. Er habe ihn nämlich gelehrt, dass „man immer das Beste aus sich herausholt“, erinnert sich der Regionaldekan. Und: „Er hatte ein sehr katholisches Herz.“ Damals unterrichtete der Lehrer Englisch, Geschichte und Musik. Ein großes Vorbild als Priester – schon immer – ist Joseph Ratzinger, erklärt Brunner. „Er war für mich begeisterungsfähig, im Intellektuellen wie auch mit Blick auf seine Fähigkeit, den Glauben zu vermitteln“. Das sei schon so gewesen, als er noch nicht Papst war. Es gilt bis jetzt.
Kaplan in Neustadt
Vor elf Jahren, im März 2011, wurde Pfarrer Markus Brunner Dekan im damaligen Dekanat Amberg-Ensdorf. Er selbst kommt „eigentlich“ aus Amberg, „von der anderen Seite des Mariahilfbergs“. Da liegt nämlich die Pfarrei Aschach-Raigering, die, wie Brunner im Gespräch weiter ausführt, „ländlichen Charakter“ hat. Jedenfalls war er nach der Weihe zum Priester als Kaplan in Neustadt an der Waldnaab eingesetzt, und das ganze fünf Jahre lang. Dann hat er erfahren, dass es Zeit braucht, um sich in einer Pfarrei einzugewöhnen. „Zehn Jahre reichen dafür nicht aus.“ In Vergangenheit und Gegenwart betreut(e) Pfarrer Brunner Diakone im Pastoraljahr und Kapläne. Die Renovierung der Stadtpfarrkirche St. Georg ist derzeit am Laufen, inklusive Renovierung der Georgsorgel. Und so fällt im Gespräch der zweiseitige Satz: „Ich bin nicht amtsmüde, aber man muss für Neues auch offen sein.“
Er predigt gerne
Stichwort Hobby. „Das typische Hobby wie Rosen züchten oder Bienen habe ich nicht“, stellt der Regionaldekan fest: „Lesen oder Wandern durch die herrliche Schöpfung sind wir mich wichtig. Was sich nicht zuletzt in seiner regelmäßigen Teilnahme an den Wallfahrten nach Maria Kulm im Egerland oder vor allem an der Regensburger Fußwallfahrt nach Altötting äußert. Das ist für mich wie Exerzitien unter freiem Himmel“, sagt er weiter, Und Predigen? „Das mache ich wirklich gerne.“ Man müsse auch da erst hineinwachsen und seinen eigenen Predigtstil finden. „Was an geistlicher Betrachtung durch mich hindurch gegangen ist, das darf ich anderen Menschen weiterschenken.“ Es gehe darum, den Glauben in den Lebensalltag der Menschen hinein zu buchstabieren.
Familie wichtig
Angesichts mancher Vergeblichkeit seines Tuns brauche ein Priester Menschen, zu denen er Vertrauen haben kann, um ihnen zu sagen, was einen bedrückt und die einen guten Rat geben. Pfarrer Brunner ist in diesem Punkt die eigene Familie wichtig. Nicht zuletzt in den Anfangsjahren in der Pfarrei war (und ist) sie eine Stütze. Darüber hinaus ist es gut, dass im Umfeld eine Pfarrhaushälterin wirkt, die „ebenfalls als eine große Hilfe ist“.
Im Campo Santo
Die theologischen Grundlagen seines priesterlichen Wirkens hat M. Brunner an der Universität Regensburg und im Freijahr in Rom an der Gregoriana erhalten, wobei er im Campo Santo wohnte. Was die Zukunft angeht, so schätzt der Regionaldekan, dass wir auf „urkirchliche Verhältnisse“ zugehen und eine kleine Herde werden. Aber es heiße ja auch: Fürchte dich nicht, du kleine Herde, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Prof. Dr. Veit Neumann
Regelmäßig stellen wir in der Rubrik „Person der Woche“ Menschen vor, die die Diözese Regensburg prägen. Ihre Vielfalt drückt sich in ihrer Unterschiedlichkeit aus. Gerne nehmen wir Empfehlungen auf, wen wir in Zukunft porträtieren könnten: veit.neumann@bistum-regensburg.de