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Person der Woche: Karin Fischer, Studium Rudolphinum

Von der Biologie zur Theologie

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Regensburg, 28. Februar 2025

Früher war Karin Fischer Wissenschaftlerin, heute arbeitet sie im Sekretariat im Studium Rudolphinum in Regensburg. Das ist eine Ausbildungsstätte für Priester des III. Bildungswegs und für Spätberufene. Seit 2015 kümmert sie sich dort um den reibungslosen Ablauf des Studienbetriebs. Über ihre Reise im Glauben und ihr Engagement in ihrer Pfarrei gibt es viel zu erzählen:

Frau Fischer, was haben Sie vor Ihrer Arbeit am Rudolphinum gemacht?

Davor war ich am Uniklinikum Regensburg, in der Krebsforschung, als Biologin. 

Woran haben Sie genau geforscht?

Ich habe untersucht, wie Immunantworten im Körper, die einmal losgetreten wurden, auch wieder herunter reguliert werden können. Bei Autoimmunreaktionen ist oft das Immungeschehen nicht mehr unter Kontrolle. Der Körper ist dann irgendwann außer Rand und Band und greift eigene Strukturen an. Das heißt, es gibt neben den gewünschten Immunantworten, wie es sie beispielsweise bei einer Impfung gibt, auch immer die Frage, wie man besagte Antworten kontrollieren und auch wieder senken kann.

Zum Verhältnis von (Natur)Wissenschaft und Glaube gibt es bekanntlich viele Sichtweisen und Stimmen. Was denken Sie als ehemalige Wissenschaftlerin darüber?

Also ich sehe da kein Problem, die beiden Themen zu vereinbaren. Zumindest hat sich für mich kein Problem ergeben, wenn ich Versuche gemacht habe oder mir überlegt habe, wie Zusammenhänge sein könnten. Mir war bewusst, dass ich die Natur untersuche, so wie sie vor mir ist. Damals an der Universität hat auch ein Jesuitenpater eine Gebetsgruppe geleitet. Der war Zoologe, in der Insektenforschung, also sozusagen Vollblutwissenschaftler, und hat uns gezeigt, dass das kein Gegensatz ist. Andersherum hatte die Forschung für mich aber auch keine transzendentale Bedeutung. Natürlich habe ich beobachtet, wie andere Wissenschaftler das handhaben, ihren eigenen Glauben, aber da war leider nicht so viel Austausch möglich. Für mich waren das zwei Welten, die sich nicht ausschließen, sondern nebeneinander laufen.

Und jetzt sind Sie im Rudolphinum – wie kam es dazu, dass sie einen so anderen beruflichen Weg eingeschlagen haben?

Ehrlich gesagt hatte das vor allem praktische Gründe. Am Klinikum habe ich festgestellt, dass man, um gut Wissenschaft betreiben zu können, sehr viel Zeit investieren muss. Vor allem in der medizinischen Forschung – dort ist man immer abhängig ist von Patienten, Material von Zellkulturen, von internen Abläufen, die einer bestimmten Zeit laufen müssen. Da ging meine Arbeit oft in Wochenenden hinein, Festtage wurden überrollt. Als ich schwanger war und meine Tochter zur Welt kam, wollte ich das aber nicht mehr. Das verträgt sich einfach nicht mit dem Familienleben.

Gibt es etwas, was Ihnen hier so richtig gut gefällt? 

Das ist vor allem der Kontakt zu den Studenten. Es sind Ordensleute hier aus verschiedensten Orden und auch Menschen, die einen langen Mäanderweg (also ein langer, gewundener Weg) im Glauben wie im Leben hinter sich haben. Das sind wirklich interessante Berufungsgeschichten. Also wir hatten hier schon Profifußballer und Schauspieler. Es ist einfach ein guter Ort der Gemeinschaft und des Zusammenkommens hier.

Außerhalb des Rudolphinums sind Sie auch sehr engagiert in Ihrer Pfarrei. Was genau tun Sie dort?

Ja, da steckt wirklich mein Herzblut drin. Ich komme aus der Pfarreiengemeinschaft St. Paul und St. Josef Ziegetsdorf. Da darf ich in drei Projekten mitarbeiten, die sehr verschieden sind und die vielfältige Aspekte des Glaubens beinhalten. Zuerst ist da die Kinderkirche für die ganz Kleinen, bevor sie zur Kommunion gehen. Dort werden im Prinzip die Glaubensgrundlagen gelegt, was viele Eltern teilweise gar nicht mehr so richtig können. Deswegen sitzen da auch die Eltern gerne mit drin. Das zweite Projekt ist der „Sonntag der Begegnung“. Das ist, glaube ich, was ziemlich Einzigartiges in Regensburg. Am letzten Sonntag im Monat trifft sich wer kommen mag zum Frühstück. Dann gibt es zuerst Glaubensgespräche und danach eine gestaltete Messe. Die Glaubensgespräche stehen immer unter einem bestimmten Thema, das zuvor von unserem Katechese-Team aufbereitet worden ist. Der Hintergrund ist, wir wollen einfach in Kontakt kommen mit den Menschen vor Ort, auch mit den Zweifeln, mit den Glaubensfragen. Mein drittes Projekt „Eine gute Stunde mit Gott“ ist eine Art Bibelkreis, den ich mitgestalten darf. Das Ziel davon ist, zu versuchen, Gott in den Alltag zu integrieren oder Gott im Alltag zu finden - dass Gott nicht nur der heiligen Messe ist, sondern dass er im Alltag dabei ist. Und dass wir gemeinsam suchen, wo wir diese Spuren vielleicht entdecken können. 

Wie kam es zu ihrem Engagement in den drei Projekten?

Also der Glaube, den ich aus Kindertagen hier nach Regensburg mitgenommen habe, war schon ein Fundament, aber er war nicht die letztliche Antwort. Ich hatte 2016 eine persönliche Krise, durch die ich tiefer zum Glauben gefunden habe. In der Zeit hat ein Bekannter, der aus dem evangelikalen Bereich kommt, mir gegenüber ein Glaubenszeugnis abgelegt. Er hat mir gezeigt, wie ich den Glauben anwenden kann. Zuvor hatte ich den zwar immer dabei, allerdings ungenutzt. In der Krise habe ich aber gemerkt, jetzt ist es Zeit im Glauben da durchzugehen. Und das hat mich verändert. Das würde ich als jetzt im Nachhinein als meine „Umkehr“ bezeichnen. Es war der Ausgangspunkt für mein Engagement in der Pfarrei und für jegliches Engagement, auch für das private.

Hängen die Arbeit im Rudolphinum und die Arbeit in der Pfarrei für Sie zusammen? Hilft Ihnen das Eine beim Anderen?

In gewisser Weise ja. Zum einen habe ich natürlich interessante Gespräche und Kontakte, die ich dann auch ins Private und auch in die Pfarrei mitnehme. Gleichzeitig kann ich zum Beispiel dogmatische oder mariologische Fragen, die aus der Pfarrei kommen, bei denen ich vielleicht als Laie selbst nicht weiterkomme, hier stellen.

Sie meinten gerade, dass Ihnen der Glaube aus Kindertagen irgendwann nicht mehr gereicht hat. Wie haben Sie gemerkt, dass dieser Glaube nicht die schlussendliche Antwort für Sie ist? 

Also der Glaube aus Kindertagen hat sich bei mir in vielen Traditionen gezeigt. Die wurden bei uns zu Hause auch gepflegt, auch insofern, dass ich Grundlagen vermittelt bekommen habe - über den Jahreskreis, über die Feiertage, über alles, was zum Katholischen dazugehört. Aber es fehlte der persönliche Gottesbezug. 

Obwohl der Kontakt, der Ihnen im Glauben geholfen hat, aus dem evangelikalen Bereich kam, war es trotzdem klar für Sie, dass Sie im Katholizismus bleiben und nicht in die evangelikale Richtung gehen?

Ja. Es ist eigentlich alles da, wir müssen es nur richtig anwenden. Konkret bedeutet das für mich zum einen, dass man die Leute ermutigt, in der Heiligen Schrift zu lesen. Die Bibel ist ein reicher Schatz, der zu jedem sprechen kann. Zum anderen müssten wir die Gemeinschaft leben; Ich kenne den Messebesuch bei uns so, dass die Gläubigen in die Messe gehen und danach sofort zum Parkplatz oder nach Hause. Das ist, glaube ich, nicht die Vorstellung, die man von einer Glaubensgemeinschaft hat, auch, wie wir uns Urkirche vorstellen. Es ist vielleicht ein bisschen abgedroschen, aber das Beispiel Urkirche zeigt ja, wir sollten einander mehr sein als nur jemand in einer Bankreihe. Ich finde, wir sollen Anteil nehmen am Leben anderer, wir sollen uns interessieren, empathisch sein, einfach füreinander da sein. Da dachte ich mir, wenn ich das haben will, muss ich bleiben und das irgendwie initiieren und mitgestalten.

Wenn Sie so viel Bibelarbeit machen, haben Sie bestimmt eine Lieblingsstelle in der Heiligen Schrift?

Da fällt mir der Vers 20 aus dem zweiten Kapitel des Galaterbriefs ein. Da geht es um die bekehrten Christen. Paulus sagt dort, wenn man bekehrt ist, dann lebt Christus in einem. “Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir”. Ich glaube, das ist nicht einfach dahingesagt, sondern in einem bekehrten Christen lebt tatsächlich ein kleiner Teil von Gottes Geist und hat Wohnung genommen. Und den nehmen wir mit, wohin wir gehen. Mit dem geben wir Zeugnis, und mit dem können wir uns engagieren. Der treibt uns an zu suchen, zu forschen und die richtigen Dinge zu tun. Das bedeutet für mich kraftvolles und lebendiges Christsein. Deshalb liegt es mir auch so am Herzen, dass wir generell einander Zeugnis zu geben: Wir leben mit solch einer frohen Botschaft und können so froh im Herzen sein.

Das Gespräch führte Maximilian Wagner.

Foto: Maximilian Wagner

(mw)



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