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Person der Woche: Im Gespräch mit Dekan Alexander Hösl
Wir müssen unsere Hoffnung anderen mitteilen
Vohenstrauß, 1. Juli 2025
Im Gespräch mit Dekan Alexander Hösl sprach Dr. Stefan Groß, Leiter der Bischöflichen Presse- und Medienabteilung im Bistum Regensburg, über die synodale Struktur der Kirche, darüber, wie man in einer säkularisierten Welt wieder eine starke Stimme in der Gesellschaft werden kann und nicht zuletzt darüber, welche Herausforderungen die „Pastorale Entwicklung 2034“ an die Gläubigen stellt.
Was hat Sie zur Theologie geführt?
Die Entscheidung, Theologie zu studieren, ist in meiner Jugendzeit verwurzelt. Mein Elternhaus war ein Ort von Geborgenheit. Wir lebten in einer Großfamilie und meine Oma war ein wichtiger Teil meines Lebens. Sie hat auch meinen Glauben stark mitgeprägt. Sie sorgte immer dafür, dass es eine Atmosphäre der Geborgenheit gab. Diese Atmosphäre hat mein Interesse für den Glauben und die Kirche geweckt. Und noch eine weitere sehr wichtige Erfahrung: In meiner Heimatgemeinde habe ich dann die positiven Eindrücke von meinem Heimatpfarrer Berthold Helgert und dem Kaplan Edmund Prechtl erlebt, was mich immer tiefer in den Glauben und auch in den Beruf des Priesters geführt hat. Und wenn man Interesse an diesem Beruf verspürt, kommt man nicht umhin, sich mit den zentralen Themen der Bibel und der theologischen Lehre zu beschäftigen. So wuchs in mir die Entscheidung, Theologie zu studieren und ich begann, mich intensiv mit den Grundlagen des Glaubens auseinanderzusetzen.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Momentan lese ich das Buch „Auf die Seele hören“ von Michael Tischinger. Tischinger ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Facharzt für Psychotherapie und Diplom-Theologe. Er schafft es sehr gut eine Brücke zwischen den Fachgebieten Psychologie und Theologie zu schlagen. Ich lese es unter anderem auch, um mich auf Besinnungstage vorzubereiten, die ich leiten möchte. Tischinger betont, dass wir durch äußere Zwänge und Leistungsdruck in der Regel fremdbestimmt leben. Wahre Sicherheit und Orientierung finden wir jedoch in unserer eigenen Seele – diesem inneren Wegweiser. Um Zugang zur Seele zu bekommen, braucht es gezielte „Seelenzeiten“ – Phasen von Achtsamkeit und Geduld. Das können Fastenzeiten, Pilgerwanderungen oder kurze Pausen im Alltag sein. Richtiges Innehalten öffnet den Raum für Selbsterkenntnis. Lebenskrisen, Krankheit oder Verlust (z. B. der Unfalltod eines Freundes) können Weckrufe sein, die uns aus dem Autopilot herausreißen und zur inneren Stimme zurückführen. Sie ermöglichen Wachstum und echte Lebensveränderung. Tischinger betont, dass der Mensch nicht nur ein funktionierender Organismus ist. Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit – ein Wechselspiel, das häufig vernachlässigt wird. Eine Allensbach‑Studie (Generation Mitte) zeigt, dass Menschen sich zwar materiell reich fühlen, aber seelisch arm. Psychische Erkrankungen nehmen zu – deshalb ist inneres Hinhören keine individuelle Angelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung. Das Buch enthält zahlreiche Übungen, Impulsfragen, Zitate und Gedichte, um die innere Stimme zu wecken und in den Alltag zu integrieren. Ziel ist, sich von äußeren Erwartungen zu lösen und authentisch zu handeln. Veränderung erfordert Bereitschaft: Altes ablegen, Unsicherheit aushalten und das Neue annehmen. Wer auf seine Seele hört, entwickelt innere Klarheit – besonders in Entscheidungsprozessen. Tischingers Buch ist ein spirituelles und praxisorientiertes Sachbuch, das therapeutische, persönliche und theologische Impulse verknüpft. Es richtet sich an Menschen, die in einer hektischen, stressgeprägten Zeit nach innerer Ruhe, Sinn und echter Selbstbestimmung suchen. Der Autor versteht es, seine klinische Erfahrung, den persönlichen Verlust und Alltagsthemen wie Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Krisenbewältigung glaubhaft miteinander zu verbinden.
Synodale Struktur der Kirche: Wo gibt es diese, welche demokratischen Formen existieren?
Kirche kann nur dann Zukunft haben, wenn Menschen – aller Altersgruppen, Frauen und Männer – sich auf Augenhöhe begegnen. Diese Überzeugung ist für mich zentral – gerade in einer Zeit, in der viele Menschen sich mehr Mitsprache und Offenheit in der Kirche wünschen. Synodalität heißt für mich: gemeinsam gehen, gemeinsam hören, gemeinsam gestalten.
Ich erlebe das konkret in Pfarrgemeinderäten, Kirchenverwaltungen oder im weltweiten Synodalen Weg: Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen bringen ihre Erfahrungen ein, es wird offen diskutiert, ehrlich gerungen und gemeinsam Verantwortung übernommen. Natürlich bleibt die Kirche keine Demokratie im klassischen Sinn – aber synodale Strukturen schaffen Räume, in denen Beteiligung möglich ist und ernst genommen wird.
Die Bibel beschreibt das Volk Gottes immer als eine Gemeinschaft auf dem Weg – angefangen bei den Israeliten in der Wüste bis hin zu den Jüngerinnen und Jüngern, die mit Jesus unterwegs sind. Jesus hört zu, begegnet Menschen in ihrer Würde – ohne Machtgefälle. Dieses biblische Vorbild motiviert mich, mich für eine synodale Kirche einzusetzen: eine Kirche, in der jede Stimme zählt, weil der Heilige Geist eben durch viele Menschen spricht. Ich bin überzeugt: Nur wenn wir einander auf Augenhöhe begegnen, kann Kirche glaubwürdig, lebendig und offen für die Zukunft sein.
Wie schaffen wir es eine wahrnehmbare Stimme in einer säkularisierten Welt zu werden?
Für mich heißt es, in dieser säkularen Welt als Kirche eine hörbare Stimme zu haben, vor allem eins: Hoffnung zu leben. Wir sind Pilger der Hoffnung – das ist nicht nur das Motto im gegenwärtigen Heiligen Jahr, sondern mein persönlicher Antrieb. Ich selbst erlebe, wie wichtig es ist, auf dem Weg zu bleiben, auch wenn vieles unklar oder herausfordernd ist. Wenn wir als Kirche ehrlich zeigen, dass wir selbst unterwegs sind, mit all unseren Fragen und Zweifeln, und trotzdem an das Gute und die Zukunft glauben, dann erreichen wir Menschen. Es reicht nicht mehr aus, nur von den drängenden Fragen der Zeit zu reden – wir müssen aktiv zuhören, die Sorgen der Menschen aufnehmen und mit ihnen in einen offenen Dialog treten. Unsere Stimme wird dann nicht laut, sondern lebendig und einladend. Es geht darum, mit offenen Ohren und offenem Herzen da zu sein, echte Begegnungen zu schaffen und dadurch Hoffnung spürbar zu machen – das ist für mich der Schlüssel, um in der Welt wahrgenommen zu werden. Die Botschaft Jesu Christi hat nach wie vor viel zu bieten, vor allem in einer Welt, die sich in vielen Bereichen der Traditionen und Werte entfernt hat. Es ist unsere Aufgabe, diese Botschaft so zu vermitteln, dass sie für die Menschen von heute relevant und verständlich bleibt. Denn die Werte Jesu haben ihre Relevanz und Gültigkeit gerade auch in einer Welt, die immer mehr auseinanderbricht und die Menschenwürde immer mehr mit Füßen getreten wird.
Wie ist der Stand bei der pastoralen Planung, wie nehmen Sie den Menschen die Angst davor?
Als Pfarrer erlebe ich oft ganz direkt, wie tief die Menschen mit ihrer Gemeinde verbunden sind. Viele haben hier ihr ganzes Leben verbracht – wurden getauft, haben geheiratet, ihre Kinder taufen lassen, geliebte Menschen beerdigt. Das ist nicht einfach nur eine Struktur, das ist Heimat im Glauben. Und wenn es dann heißt, dass Gemeinden zusammengelegt werden, ist es ganz verständlich, dass da Angst und Unsicherheit aufkommen.
Ich nehme diese Gefühle sehr ernst. Denn es geht nicht nur um organisatorische Fragen – es geht um Identität, Zugehörigkeit, um die Sorge: Werden wir noch wahrgenommen? Ich versuche, dem mit viel Offenheit und Nähe zu begegnen. Ich gehe auf die Menschen zu, suche das Gespräch, höre zu – und erkläre, warum Veränderungen notwendig sind. Aber noch wichtiger: Ich lade dazu ein, den Weg mitzugehen. Denn Kirche lebt nicht von Gebäuden oder Grenzen, sondern von den Menschen, die sich engagieren, glauben, beten, feiern.
Mir ist wichtig, dass alle spüren: Ihr seid weiterhin ein unverzichtbarer Teil dieser Gemeinschaft. Es geht nicht darum, etwas Altes zu beenden, sondern darum, gemeinsam Kirche in die Zukunft zu führen – mit dem, was uns trägt, mit neuen Möglichkeiten und mit dem festen Vertrauen: Gott geht mit.
Welche Angebote machen Sie Jugendlichen?
Jugendliche heute für die Kirche zu gewinnen, erfordert neue Wege. Denn es ist schwieriger geworden, Jugendliche mit kirchlicher Jugendarbeit zu erreichen, zu begeistern und auch dauerhaft fest einzubinden. Die Gründe für diese Entwicklung sind wahrscheinlich sehr vielschichtig. Zu einem ist für viele junge Menschen eine kirchliche Sozialisation durch das Elternhaus nicht mehr überall gegeben und somit muss das Glaubensfundament oftmals außerhalb des Elternhauses gelegt werden. Mit Sicherheit macht das Überangebot der sozialen Medien mit der einhergehenden Informationsflut es den Jugendlichen auch nicht einfacher, einen Weg im Leben zu finden, der trägt und das Leben glücklich macht. Es geht auch nicht mehr nur darum, sie passiv in traditionelle Formen von Gottesdiensten oder Gruppenstunden einzubinden. Vielmehr müssen wir die Jugendlichen direkt ansprechen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Es ist wichtig, dass wir ihnen auf Augenhöhe begegnen, dass wir ihre Interessen und Sorgen verstehen und aufgreifen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Mitgestaltung von Jugendliturgie und anderen Angeboten. Die Jugendlichen haben oft viele Ideen und kreative Vorstellungen, die sie gerne einbringen möchten. Indem wir ihnen die Freiheit geben, diese Ideen umzusetzen, können wir eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich als aktive Mitglieder der Kirche fühlen. Zudem sind die Jugendlichen offen für moderne liturgische Formen, sei es durch Musik, kreative Elemente oder interaktive Gebetsformen. So schaffen wir Räume, in denen sie sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen können, aber auch mit der Kirche und ihrer Rolle in der Welt.
Die Hauptgruppe, die wir dabei ansprechen, ist und bleibt mit Sicherheit unsere Jugendlichen bei den Ministranten. Diese Erfahrung darf unser Seelsorgeteam und ich in positiver Weise immer wieder in unserer Gemeinde zu machen.
Welche besonderen Feierlichkeiten planen Sie im Heiligen Jahr und wie integrieren Sie die Botschaft Jesu Christi?
Im Heiligen Jahr haben wir eine Reihe von Feierlichkeiten und Veranstaltungen geplant, die den Gedanken der Pilgerschaft und der Hoffnung aufgreifen. Wir haben z.B. Gesprächsabende organisiert, die sich mit der Filmreihe „The Chosen“ beschäftigen, bei denen wir Filmteile gemeinsam anschauen und uns anschließend darüber austauschen. Zudem haben wir bei den Bittprozessionen das Thema der Pilgerschaft und der Hoffnung als Bild für die Reise des Glaubens und Lebens aufgegriffen und es in den Texten wiederspiegeln lassen. Ein besonderes Highlight war die Romreise unserer Gemeinde, die wir zu Ostern organisiert hatten. Obwohl uns der Tod von Papst Franziskus „einen Strich“ durch unser Programm gemacht hat und wir unser Programm anpassen mussten, war die Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten eine tiefe spirituelle Erfahrung für alle Beteiligten. In diesem Heiligen Jahr und auch darüber hinaus dürfen wir die Botschaft Jesu nie als Quelle der Hoffnung und des Lebens aus unserem Fokus verlieren.
Das Gespräch führte Dr. Dr. Stefan Groß




