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Person der Woche: Diakon Walter Bachhuber, Leiter der Fachstelle Männerseelsorge

Seelsorge: „menschennah und gottvoll“

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Regensburg, 19. Juni 2024

Diakon Walter Bachhuber leitet die Fachstelle Männerseelsorge im Bistum Regensburg. Mit ihm sprachen wir u. A. darüber, vor welchen Herausforderungen der „Mann von heute“ steht und was Seelsorge leisten kann. Unsere Person der Woche.

Männerseelsorge will bei der Lebenssituation der Männer ansetzen und „ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst mittragen und sie ermutigen, ihr Mannsein zu entfalten“. Vor welchen Herausforderungen stehen Männer heute?

Männer stehen in ihrem Leben vor einer Vielzahl an Herausforderungen, die oft durch gesellschaftliche Normen und Erwartungen geprägt sind. Schon in jungen Jahren wird ihnen beigebracht, "stark" zu sein, nicht zu weinen und ihre Emotionen zu kontrollieren. Diese Erwartungen können zu einem Gefühl der Isolation führen, wenn Männer mit echten emotionalen oder psychologischen Problemen konfrontiert werden. Zu diesem „Starksein“ kommt heute noch eine Rollenverunsicherung durch das veränderte Verhältnis zwischen den Geschlechtern, was auch oft zu einem Kampf zwischen „Macho“ und „Woke“ führt.

Außerdem: Männer spüren allgemein einen steigenden Druck. Im beruflichen und im privaten Kontext, in der Partnerschaft oder in der Verwandtschaft sind sie mit vielen Erwartungen konfrontiert, denen sie entsprechen sollen. Mannsein in der heutigen Zeit bedeutet herausfordernde Arbeit an sich selbst.

Welche Hoffnungen, Ängste haben Männer?

Genau die: In einer sich fortlaufend verändernden Geschlechterhierarchie die eigene Rolle zu finden.

Männer reden ungern über Probleme, ist das ein Klischee? Wie ermutigen Sie Männer, sich zu öffnen?

Es gibt Männer, die sich gerne über alles austauschen und andere, die bestimmten Themen ausweichen. Männer reden eher über Probleme in einer Gruppe (unbekannter) Gleichgesinnter. Diese Erfahrung deckt sich mit den Angeboten der Fachstelle, die hier einen passenden geschützten Raum bieten kann.

Menschen treten aus der Kirche aus oder haben keinen Bezug zum Glauben. Wie müssen Angebote aussehen, die Männer an der Schwelle von Kirche oder außerhalb ansprechen?

„Das Christentum verschwindet mehr und mehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen.“, meint der Pastoraltheologe Jan Loffeld aus Utrecht. Ich meine, wir müssen heute wieder mehr über das Wort vom „anonymen Christen“ von Karl Rahner nachdenken: Christliche Ethik und Spiritualität wird auf individueller Basis auch außerhalb der institutionalisierten Kirchen gelebt und praktiziert.

Die Fachstelle bietet deshalb Männerwallfahrten, Männerbildungstage und Männereinkehrtage an, seit über 30 Jahren und mit nach wie vor großem Erfolg. In letzter Zeit kommt auch verstärkt das seelsorgliche Einzelgespräch hinzu. Dabei darf man natürlich den „Mann von heute“ mit seinen ganz eigenen psychologischen, ökonomischen und spirituellen Bedürfnissen nicht aus dem Blick verlieren, ebenso wie neue Plattformen, die es zu erschließen gilt.

Muss ich katholisch sein, um zu ihnen zu kommen?

Nein, es bedarf lediglich eines gewissen Interesses oder einer Neugier am christlichen Glauben.

Sie unterstützten auch bei Problemen innerhalb der Familie. Viele Männer (und Frauen) sind jedoch alleinerziehend. Hat sich ihr Beruf als Seelsorger verändert?

Nicht der Beruf, aber die Anfragen haben sich verändert. Denn es gibt bewusst lebende Singles, Singles auf Partnersuche, kinderlos Lebende, Männer die unter der Kinderlosigkeit ihrer Ehe leiden, Alleinerziehende und „klassische“ Familienväter.

Was muss ein guter Seelsorger mitbringen?

Er sollte menschennah und gottvoll sein.

Gibt es Unterschiede darin, wie Männer und Frauen ihre Spiritualität empfinden / leben?

Wahrscheinlich, aber in einer sehr männerdominierten Kirche ist das Augenmerk wohl mehr auf die weibliche Spiritualität gerichtet, nehmen Sie etwa den Frauengottesdienst von KDFB und Frauenseelsorge in der Wolfgangswoche diesen Jahres. Grundsätzlich ist festzuhalten: Männer glauben nicht an etwas anderes als Frauen, aber sie glauben anders, haben andere Zugänge zu ihrer Religiosität, wie schon Dr. Markus Hofer, der langjährige Leiter des Männerbüros der Diözese Feldkirch, 2003 feststellte.

Das neue Programm von August 24 bis Juli 25 ist kürzlich erschienen: Welche Angebote möchten Sie den Männern besonders ans Herz legen?

Zum einen die Männerwallfahrten. Sie stehen unter dem Motto des Heiligen Jahres 2025 „Pilger der Hoffnung“. Außerdem die Männerbildungstage. Hier schauen wir mit der Frage „Der Stammtisch als Quelle (geistiger) Erfrischung?“ auf eine urbayerische Institution und was diese zu bieten hat. Weiterhin die religiösen Bildungstage für Männer in der Fastenzeit, bei denen ein bekanntes Lied aus dem Gotteslob Ausgangspunkt der Betrachtungen sein wird: „Hilf, Herr meines Lebens“ (GL 440).

Interview: Silke Schötz

(SSC)

Weitere Infos

Das neue Programm der Männerseelsorge finden Sie am Schriftenstand unserer Kirchen und auf der Webseite der Männerseelsorge.

Kontakt zur Fachstelle Männerseelsorge und weitere Informationen finden Sie unter Fachstelle Männerseelsorge.



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