Patrozinium der Jakobikirche bei Fuchsberg
Warum man nicht dem Glück nachjagen soll
Fuchsberg, 31. Juli 2022
„Der heilige Apostel Jakobus ist eine gute Interpretation, ein gutes Vorbild, angesichts der Schriftlesungen des heutigen Sonntags, die uns zum einen die Vergänglichkeit dieser Welt in Erinnerung rufen, positiv aber dazu aufrufen, Schätze im Himmel zu sammeln“, versicherte der Bischof in seiner Predigt. Ganz in der Tradition des Weisheitslehrers Kohelet, der das berühmte Wort des Windhauchs seinen Lesern in Erinnerung ruft, in einer Welt, die geradezu danach schreit, nach einem Anker in der Ewigkeit. Lektorin Christiane Hammer hatte zuvor die Lesungsstellen vorgetragen. Viele Wallfahrer aus der Region pilgerten am Sonntag nach dem eigentlichen Jakobusfest, am 25. Juli, auf die kleine Anhöhe oberhalb der Ortschaft zu diesem wunderschönen Kleinod, um mit Bischof Rudolf Voderholzer diesen Patroziniumsgottesdienst zu feiern.
Mit am Altar Pfarrer Herbert Rösl, Pfarrvikar Pater Savarimuthu Selvarasu und Ruhestandsgeistlicher Max Stigler sowie der Bischöfliche Kaplan Konrad Maria Ackermann, der früher als Kaplan in der Pfarrei Oberviechtach Dienst leistete und den meisten bekannt war. Ministranten verteilten an die Teilnehmer schon bei der Ankunft kleine Kreuze und Muscheln, weil das schmucke Gotteshaus direkt an der Schnittstelle des Jakobswegs und des Goldsteigs liegt. Pfarrgemeinderatssprecherin Agnes Bauer hieß den Besuch aus Regensburg inmitten der Pfarrei freudig willkommen.
In der Ewigkeit zählt das, was wir auf Erden verschenkt haben
Der Bischof verriet, dass er auch deswegen gerne auf den Jakobi - wie man in der Region zu sagen pflegt – gekommen sei, weil in seiner Geburts-, Tauf- und schließlich auch in seinem Personalausweis als zweiter Name Jakob dokumentiert ist. Dies hänge damit zusammen, dass Bischof Voderholzers Vater Jakob hieß und es sei damals guter Brauch gewesen, dass der Name des Vaters als zweiter Name dazu genommen wurde. Der Vater stammte aus dem oberbayerischen Mühldorf, unweit von Altötting, hatte zehn Geschwister und da war es eine gute Familientradition, dass man den Kindern Namen gab, die sich am Kirchenjahr orientierten.
Bischof Voderholzer erklärte den Zusammenhang des Wortes, das Jesus an diesem Tag aufgreift. Ein junger Mann kommt zu ihm und verlangt, dass er sich zum Schlichter in der Familie mit Erbstreitigkeiten einbringen solle. „Erbstreitigkeiten sind häufig und wie viel Unfrieden und Zerwürfnis bringt das in manche Familie hinein.“ Jesus lehnt es ab, als Schlichter aufzutreten „Wer hat mich zum Richter über eure Erbangelegenheiten gemacht?“ Jesus nimmt diese Bitte jedoch zum Anlass, viel tiefer auszuführen und uns an die Wahrheit unseres Lebens zu erinnern, die auch darin bestehe, dass das Leben endlich sei, und, dass es vernünftig wäre, damit zu rechnen, einmal am Ende des Lebensweges vor Gott Rechenschaft abgeben zu müssen. „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Der Bischof weiter: „In der Ewigkeit wird nur das zählen, was sie hier auf Erden verschenkt haben. Die Währung des Himmels ist, was wir hier auf Erden losgelassen und freigebig gegeben haben.“ Diese Tatsache sei so aktuell wie eh und je. Jesus wolle uns keineswegs Angst machen, die Freude am Leben verderben, „aber er will uns doch auf die Wahrheit des Lebens hinweisen, dass wir eine unsterbliche Seele haben und, dass es der lebendige Gott ist, vor dem wir uns einmal verantworten müssen“.
Schenken macht reich
„Sammelt Schätze des Himmels, macht euch reich in der Dimension, wo keine Inflation und keine Geldentwertung herrschen, sondern wo wahre Werte Ewigkeitsgeltung haben.“ Dieses Geheimnis des Lebens, dass Schenken reich machen kann und nicht erst gültig ist für die Ewigkeit. Dies habe er schon mit vielen jungen und älteren Menschen reflektiert, führte Bischof Rudolf aus. Es sei eine Menschheitserfahrung, dass alle glücklich werden oder ein schönes und erfülltes Leben haben wollen, aber sie machen sich keine Gedanken, dass das ständige kreisen um sich selber und das ständige fragen, was habe ich davon, der beste Weg ist, sich gerade selbst im Weg zu stehen. „Das Glück kommt daher auf dem Rücken einer guten Tat“, ermunterte der Prediger. „Alle jagen nach dem Glück und das Glück jagt hinterher und kommt gar nicht nach“, sagte einmal ein Dichter. „Wer ständig nach dem Glück jagt, der verjagt es.“ Man müsse das Leben für etwas einsetzen oder sich an jemanden absichtslos verschenken. Nur auf diese Weise werde man glücklich und reich. Dies sei eine große Lebenserfahrung. Dieses Lebensgeheimnis, das uns Jesus an diesem Tag in Erinnerung rufe, sei nicht erst für die Ewigkeit gültig, sondern schon hier auf Erden. „Sich für andere engagieren, macht glücklich“, spielte der Bischof auf die Mitglieder der Blaskapelle Teunz mit ihrem Kapellmeister Stefan Karl an, die den feierlichen Tag hervorragend musikalisch mitgestalteten. „Wenn man spüren darf, dass man für andere da sein und das Leben der anderen bereichern kann, das ist Glück.“
Leben des heiligen Jakobus in Erinnerung gerufen
Jakobus habe exemplarisch und vorbildhaft vorgelebt. Er gehöre mit seinem Bruder Johannes zu den ersten vier berufenen Aposteln, lässt alles hinter sich und geht mit Jesus mit. Jakobus gibt sein Leben für den Glauben hin und hat den Glauben mit seinem Blut bezeugt. Seine Gebeine wurden bis ans damals bekannte Ende der Welt, an das Kap Finistère, von Engeln überführt. Dort werde sein Grab seit dem frühen Mittelalter verehrt. Als toter Märtyrer missioniert er noch bis heute und führt Menschen zum Glauben. Im Mittelalter entwickelt sich die Wallfahrt zu den Gebeinen des heiligen Jakobus zur größten Wallfahrt überhaupt in Europa. Viele Menschen haben auf diesem Weg nicht nur Gott gefunden, sondern auch sich selbst wieder als Mensch, der von Gott gerufen ist, Zeugnis abzugeben.
„Lassen wir uns vom heiligen Jakobus, dem Patron dieser Kirche, immer wieder neu ermutigen, in die Nachfolge Jesu Christi einzutreten und lassen wir uns von ihm daran erinnern, dass wir alle Pilger sind, nicht ziel- und orientierungslos, sondern dass wir durch Jesus Christus eine gute Orientierung und vom Wort Gottes her, Licht für unsere Entscheidungen gewonnen haben“, appellierte Bischof Rudolf. Am Ende der Feier segnete er die vielen Kinder, die mit ihren Eltern gekommen waren. Anschließend bewegte sich ein Kirchenzug mit der Blaskapelle zum Kriegerdenkmal Fuchsberg, an dem der Bischof mit den Gläubigen für alle Opfer von Krieg und Gewalt sowie für den Frieden betete. Nach der geistigen Einkehr in der Walburgis-Kapelle am frühen Nachmittag, besuchte der Gast aus Regensburg noch das Dorfgemeinschaftshaus und das Haus der Vereine in Pertolzhofen. Dort trug er sich auch noch ins Goldene Buch der Gemeinde ein.
Text und Fotos: Elisabeth Dobmayer/jas