Pastoralbesuch im Dekanat Deggendorf-Viechtach: Zu Besuch in der Berufsfachschule für Musik
Warum jede Chorprobe eine kleine Exerzitienarbeit ist
Plattling, 26. April 2023
Musikalisch startete Bischof Rudolf Voderholzer seinen zweitägigen Besuch im Dekanat Plattling-Viechtach. Er besuchte die Berufsfachschule für Musik des Landkreises Deggendorf in Plattling. Dort empfingen ihn Stadtpfarrer Dekan Josef K. Geismar, Regionaldekan Johannes Hofmann, Landrat Bernd Sibler, Schulleiterin Roswitha Artmeier und deren Stellvertreter Thomas Hödl mit einem herzlichen Willkommensgruß. Sehr interessiert zeigte er sich für die Berufsfachschule für Musik, die in einem neuen und hochmodernen Gebäude auf dem früheren Eisenbahngelände gemeinsam mit der Fachakademie für Sozialpädagogik errichtet wurde.
Auch die Orgel wurde vorgeführt: v.l. Schulleiterin Roswitha Artmeier, Regionaldekan Johannes Hofmann, die Schüler Jakob Friede, Antonia Fischl und Johanna Kiefl, Bischof Rudolf Voderholzer, stellvertretender Schulleiter Thomas Hödl und Stadtpfarrer Dekan Josef K. Geismar.
Schule war Pilotprojekt
Landrat Bernd Sibler gab einen kurzen Einblick in die 1977/78 gegründete Schule. Damals in einem Gebäude der Englischen Fräulein an der Schulstraße, seit vier Jahren nun an der Werkstraße. Im Visier stand die musikalische Breitenausbildung und die Schule startete als Pilotprojekt. Geboten wird eine fundierte und intensive musikalische Grundausbildung in den Fachrichtungen Klassik und katholische Kirchenmusik, seit diesem Jahr auch in Volksmusik. Die Ausbildungsziele sind vielfältig: darunter staatlich geprüfter Kirchenmusiker / C -Prüfung für katholische Kirchenmusik, staatlich geprüfter Leiter Ensemble-Leiter in der Fachrichtung Klassik oder auch Volksmusik sind mögliche Abschlüsse. Darüber hinaus aber auch die gezielte Vorbereitung auf die Eignungsprüfung an einer Musikhochschule und verschiedenes mehr. Bischof Rudolf erfuhr, dass die Schule unter kommunaler Trägerschaft des Landkreises Deggendorf steht, kostenfrei ist und durch „nur 3 Minuten Gehzeit“ eine hervorragende Anbindung an den Bahnverkehr hat. Die Dauer der Schulzeit beträgt zwei Jahre, dann besteht die Möglichkeit zu einem ergänzenden pädagogischen Aufbaujahr.
Bischof Rudolf ist es ein Herzensanliegen, dass der Schatz der Kirchenmusik Bestand hat.
Schwierige Coronazeit
Derzeit besuchen 55 Schüler und Schülerinnen die Fachschule, vor Corona waren es um 15 mehr. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, unter den Coronaauflagen zu unterrichten. Sowohl das Homeschooling, als auch in Präsenz mit zeitweise „12 Meter Abstand im Chor“. Darüber gab Schulleiterin Roswitha Artmeier Einblick. Sie war es dann auch, die durch das gesamte Haus führte, die gutausgestatteten Räume mit den unterschiedlichsten Instrumenten zeigte. „Ein wunderbares neues Haus und viele musikalische Möglichkeiten“, lobte Bischof Rudolf. Er hörte, das „Chor singen“ ein Pflichtfach ist und eine gute Kooperation mit der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik in Regensburg besteht. Es gingen auch bereits namhafte Musiker aus der Berufsfachschule hervor – und die meisten Schüler und Schülerinnen engagieren sich in ihren Heimatpfarreien als Organisten oder im Kirchenchor.
Antonia Fischl zeigte ihr Können an der Schulorgel.
Musikalische Schmankerl
Bischof Voderholzer bekam drei Musikstücke zu Gehör. Der Chor gab unter Leitung von Roswitha Artmeier "Die Wasserfee" aus dem Naturschauspiel von Josef Weinberger zum Besten und der Kammerchor sang das geistliche Lied "Wie lieblich sind die Boten" aus dem Paulus-Oratorium. Das dritte Stück für den Regensburger Oberhirten spielte Schülerin Antonia Fischl vom Hauptfach Kirchenmusik an der Orgel. Und sie erzählte, dass sich für sie jetzt ein großer Wunsch erfüllt: 2016 hatte sie sich zur Firmung gewünscht, dass sie Orgelspielen lernen darf. Oma und Opa haben dann die ersten Stunden bezahlt, als sie das Versprechen gab, auch weiterhin auch fleißig Geige zu üben. Gemeinsam mit Jacob Friede und Johanna Kiefl stellte Antonia Fischl Fragen an den Bischof, wie „Lesen Sie die Ratzinger-Texte?“ oder „Welche Stellung hat die Kirchenmusik für Sie?“. Und hier konnte Bischof Rudolf aus dem Vollem schöpfen: Bereits als Ministrant freute er sich über die Kirchenmusik und hat viele wunderbare Erinnerungen an tolle Orchestermessen in seiner Heimatpfarrei Sankt Margaret in München.
"Musik verbindet die Menschen!" Bischof Rudolf im Gespräch mit einer der Schülerinnen.
Auch als Bischof liegt ihm die Kirchenmusik sehr am Herzen: er hat Stellen für Kirchenmusiker ausgeweitet, Regionalkantoren eingesetzt und die Möglichkeit zur Ausbildung gegeben, nicht zuletzt die Bezahlung aufgestockt. „Man soll leben können, wenn man Kirchenmusik macht“, betonte der Bischof. Jugendchöre und Kirchenchöre seien pastoraler Dienst, das alles solle besser gewürdigt werden. „Jede Chorprobe ist eine kleine Exerzitienarbeit“, so der Regensburger Oberhirte und bestärkte die jungen Leute: „Ihr seid sehr wichtig!“ Ihm sei es ein Herzensanliegen, dass der Schatz der Kirchenmusik Bestand hat. So gewähre die Bischöfliche Finanzkammer auch 45% Zuschuss auf Orgelsanierungen oder Orgelneuanschaffungen – das sei in dieser Höhe ein Alleinstellungsmerkmal.
Text und Fotos: Irmgard Hilmer/jas