Pastoralbesuch: Bischof Rudolf zu Gast im Altenheims St. Michael in Bad Alexandersbad
Stellvertretend für andere beten
Bad Alexandersbad, 4. Mai 2023
Bischof Rudolf Voderholzer besucht im Rahmen seiner Pastoralreise durchs Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel das Altenheim St. Michael in Bad Alexandersbad. In der hauseigenen Klosterkirche St. Elisabeth feiert er eine einfühlsame Andacht.
Speziell auf Senioren, Pflegebedürftige und Pflegekräfte zugeschnitten war die Andacht, die Bischof Rudolf mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihren Pflegekräften und den Schwestern vom Deutschen Orden feierte. Der Deutsche Orden engagiert sich mit seinen Ordenswerken bundesweit in über 60 sozialen Einrichtungen, darunter auch im Altenheim St. Michael in Bad Alexandersbad. Seit seiner Gründung vor über 800 Jahren steht für den Deutschen Orden Helfen und Heilen im Vordergrund, unabhängig von Beeinträchtigung, Alter, kulturellem Hintergrund oder Religionszugehörigkeit. Heute lebt noch eine kleine Gruppe von Schwestern im Haus, die trotz ihres Alters von 70 bis weit über 90 Jahren noch tatkräftig die Betreuung unterstützen.
Bischof Rudolf, Pfarrer Günter Vogl aus Wunsiedel (links) und Dekan Thomas Vogl aus Waldsassen singen in der Andacht kräftig mit.
Beistand in den letzten Stunden eines Lebens
Pfarrer Günter Vogl aus Wunsiedel erinnerte daran, dass vergangene Woche in der Kirche Jesus als Guter Hirte gefeiert wurde. „Und heute kommt mit Bischof Rudolf unser Hirte zu Besuch.“ Vogl erzählte dem Bischof ein wesentliches Merkmal des Altenheims St. Michael: „Viele Menschen kommen in unser Haus, weil sie hier nicht einsam sterben müssen. Jederzeit steht eine unserer Schwestern bereit, einem Sterbenden beizustehen, und ist in den letzten Stunden seines Lebens bei ihm.“ Als Evangelium wurde der Bericht von der Darstellung des Herrn im Tempel gewählt, die normalerweise am 2. Februar vorgetragen wird. „Aber“, so Bischof Rudolf, „es passt hervorragend zur Andacht im Altenheim, weil mit dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna die Patrone der Seniorinnen und Senioren genannt werden. An ihnen kann man sehen, dass sie im Alter jung geblieben sind.“ Denn nicht die Zahl der Jahre sei entscheidend, sondern die innere Einstellung. Und das habe etwas mit den Erwartungen zu tun, die die Beiden noch für die Zukunft hatten. Simeon sollte und wollte den Herrn sehen, bevor er stirbt. Hanna hatte große Hoffnungen auf die Erlösung. Sie pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die ebenfalls darauf warteten.
Bischof Rudolf, Pfarrer Vogl und Oberin Magdalena Riedl mit den weiteren Schwestern des kleinen Konvents des Deutschen Ordens.
Die Hände zum Beten falten
Natürlich weiß Bischof Rudolf um die Beschwernisse und so manches Leid, welches das Alter mit sich bringt. Er will die alten Menschen nicht nur trösten, sondern sprach ihnen Mut zu: „Versuchen Sie, das Alter anzunehmen. Ruhen Sie sich von den Mühen Ihres Lebens und Ihrer Arbeit aus.“ Gleichzeitig brachte er eine Bitte vor: „Beten Sie stellvertretend für die Menschen, die wenig Zeit dafür haben oder nicht mehr beten können oder wollen. Das Wichtigste, was wir mit unseren Händen tun können, ist sie zum Beten zu falten. Das ist der beste Dienst, den Sie im Alter leisten können. Nutzen Sie dafür auch immer wieder diese schöne Kirche, kommen Sie hierher, zünden Sie eine Kerze vor der Gottesmutter an.“
Segen für Ruhestandsgeistlichen
Mit diesen Gedanken leitete Bischof Rudolf auch die Fürbitten ein: „Wir wollen Gottes Segen erbitten, dass wir eine innere Freiheit haben und eine lebendige Beziehung zu unserem Gott.“ Schwester Magdalena Riedl, die den kleinen Konvent als Oberin leitet, erbat Trost im Alter, Linderung für Kranke und Hoffnung für Sterbende. Nach dem Vater unser dankte der Bischof allen Anwesenden: Den Bewohnerinnen und Bewohnern fürs Mitfeiern der Andacht, den Pflegekräften für ihre wertvolle Arbeit und den Schwestern für ihre Dienste. Dann erbat er von Gott den Segen für Alle. Im Anschluss an die Andacht machte Bischof Rudolf noch einen Krankenbesuch bei einem Bewohner. Pfarrer Josef Englmann lebt seit einiger Zeit im Altenheim, mit seinen 89 Jahren ist er körperlich und geistig angeschlagen. Lange Jahre verrichtete er seinen Dienst in der Pfarrei St. Josef in Marktredwitz und war Dekan im früheren Dekanat Wunsiedel. In seinem Ruhestand hat er unzählige seelsorgliche Besuche bei Kranken im Klinikum Fichtelgebirge absolviert. Direktor Peter Konrad beschreibt ihn mit „Er war immer da, wenn sonst keiner da war.“ Bischof Rudolf unterhielt sich mit Pfarrer Englmann: „Ich habe viel Gutes gehört von Ihrem Leben!“ Sie stellten fest, dass sie das Jahr 1959 verbindet: Da wurde Bischof Rudolf geboren, Josef Englmann wurde zum Pfarrer geweiht. Sehr beeindruckend war, als sie sich zum Abschluss gegenseitig den Segen spendeten.
Bischof Rudolf verabschiedet sich nach seinem Besuch bei Pfarrer Josef Englmann.
Hospiz als dringende Einrichtung
Der Besuch des Bischofs umfasste auch ein Gespräch mit der Leitung des Altenheims. Direktor Peter Konrad stellte dem Gast das Altenheim näher vor. 105 Bewohner kann das Haus aufnehmen, es ist so gut wie immer voll belegt. „Wir haben 92 Mitarbeiter, davon 63 in der Pflege. Außerdem übertreffen wir die gesetzlich vorgeschriebene Fachkraftquote für Pflegeheime.“ Bei der letzten Prüfung des Medizinischen Dienstes der Privaten Krankenversicherer habe es keine einzige kritische Anmerkung gegeben, dafür aber höchstes Lob. Und ein solches Ergebnis könne man nur mit Mitarbeitern erreichen, die sowohl fachlich qualifiziert als auch überaus engagiert seien. Zwei Problemfelder wurden diskutiert: Pflegedienstleiterin Anja Ries sprach an, dass kaum mehr Auszubildende zu bekommen seien. Das könne auch daran liegen, dass die jungen Menschen zum Beispiel für die generalistische Pflegeausbildung bis ins 40 Kilometer entfernt liegende Erbendorf in die Berufsschule fahren müssten. Allerdings machten einige Marokkaner und eine Syrerin derzeit ein Praktikum bzw. bereiteten sich auf eine Ausbildung vor. Peter Konrad erzählte von den vergeblichen Versuchen, ein Hospiz im Fichtelgebirge zu bekommen. Nach den Vorgaben der Krankenkassen habe der Bezirk Oberfranken bereits ein ausreichendes Angebot. Faktisch liegt das nächste Hospiz aber rund 60 Kilometer entfernt. So könne das Ziel des Deutschen Ordens, eine sozialraumorientierte Pflege und Betreuung zu bieten, in diesem Punkt nicht erfüllt werden.
Infokasten:Bad Alexandersbad, das kleinste Heilbad Bayerns
Vor der charakteristischen Kulisse des Fichtelgebirges bietet das Mineral- und Moorheilbad ein umfassendes Gesundheitsangebot. Im Jahr 2017 wurde das ALEXBAD mit Therapiezentrum, Sauna und Trainingspark erbaut. Mehrere Einrichtungen für Osteopathie, darunter das Osteopathische Kinder-Zentrum Filumi, sind bundesweit einmalig. Weiterhin gibt es ein abwechslungsreiches Ausflugs-, Freizeit- und Sportangebot. Auch kulturell ist einiges los. Zusätzlich sind mit dem Evangelischen Bildungszentrum und dem HelfRecht Unternehmenszentrum eindrucksvolle Tagungsstätten vor Ort. Der Ort beschreibt sich selbst mit dem Schlagwort „Quelle meiner Kraft“.
Text und Fotos: Peter Pirner/jas