Regensburg/Rom, 13. Mai 2024
Im Vatikan hat Papst Franziskus mit der vergangenen Donnerstag veröffentlichten Bulle „Spes non confundit“ (Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen) offiziell das Heilige Jahr 2025 einberufen. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Heilige Jahr, Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), erklärt dazu:
„Papst Franziskus hat bereits vor längerer Zeit das Heilige Jahr 2025 unter das Motto ‚Pilger der Hoffnung‘ gestellt. Mit der Einberufungsbulle zeichnet er die inhaltlichen Konturen für das Jahr auf und macht deutlich, wie dringend notwendig die Hoffnung in einer Welt von Gewalt, Hass und Kriegen ist. Einfühlsam und mit pastoraler Nähe beschreibt Franziskus den Zustand vieler Menschen, die von Pessimismus und Angst geprägt sind. ‚Möge das Heilige Jahr für alle eine Gelegenheit sein, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen‘ (Nr. 1), heißt die Botschaft des Papstes.
In bemerkenswerter Weise verbindet der Heilige Vater in der Bulle das Motto des Heiligen Jahres, ‚Pilger der Hoffnung‘ zu sein, mit dem Anspruch, Hoffnung zu schenken. Pilgern bedeutet für ihn, sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens zu machen und Wege des Glaubens zu finden. Ich empfinde es als schönes Zeichen, wie er dazu ermutigt, die traditionellen Pilgerwege in Rom zu gehen, aber auch neue Routen der Hoffnung zu finden. Dabei lädt er ausdrücklich die Geschwister in der Ökumene ein, diesen Weg mitzugehen. Dieser Weg umfasst – gerade in Rom – den zentralen und zugleich symbolischen Bestandteil des Heiligen Jahres, die Heilige Pforte, die ‚wiederum weit geöffnet wird, um die lebendige Erfahrung der Liebe Gottes zu ermöglichen, die im Herzen die sichere Hoffnung auf Rettung in Christus weckt‘ (Nr. 6).
Umfangreich stellt Papst Franziskus in der Bulle dar, welche Zeichen der Hoffnung er sich für das Heilige Jahr wünscht. Ich begrüße das sehr und schließe mich seinem Wunsch an, dass wir – auch als Kirche in Deutschland – an diesen Zeichen mitwirken. ‚Wir müssen auf das viele Gute in der Welt achten, um nicht in die Versuchung zu geraten, das Böse und die Gewalt für übermächtig zu halten‘ (Nr. 7), schreibt Franziskus. Er nennt in diesem Zusammenhang als Zeichen der Hoffnung den Frieden für die Welt, die sich ‚wieder einmal inmitten der Tragödie des Krieges befindet‘ (Nr. 8). Als weitere Zeichen der Hoffnung ruft er zur Weitergabe des Lebens auf, er fordert ein soziales Bündnis für die Hoffnung und bittet um Fürsorge und Gnade für die Gefangenen. Die Achtung der Menschenrechte und die Abschaffung der Todesstrafe nennt er ebenso wie der Einsatz als Zeichen der Hoffnung für die Kranken und dankt all jenen, die sich um die Kranken kümmern. Ein besonderes Augenmerk legt Franziskus auf die jungen Menschen, ‚die selbst die Hoffnung versinnbildlichen … Nehmen wir uns mit neuer Leidenschaft der jungen Menschen an‘ (Nr. 12), schreibt der Papst. So wünscht er sich auch Hoffnungszeichen für die Migranten, für die älteren Menschen und für die Armen und fordert eine Öffnung der Türen der Gastfreundschaft. Gerade hier warnt der Papst angesichts ‚immer neuer Wellen der Verarmung vor der Gefahr der Gewöhnung und der Resignation‘ (Nr. 15). Den Zeichen der Hoffnung schließt Papst Franziskus ein Kapitel mit Appellen der Hoffnung an. So bezeichnet er den Hunger als ‚skandalöse Plage unserer Menschheit‘ (Nr. 16) und fordert eine internationale Kraftanstrengung, denjenigen Ländern die Schulden zu erlassen, die sie niemals zurückzahlen können.
Es ist wichtig, dass Papst Franziskus in der Bulle an das alle Christen einende Band der Taufe erinnert. Mit großer Dankbarkeit gelte es, das Geschenk des neuen Lebens wiederzuentdecken, um so in der Lage zu sein, das Dunkel in der Welt zu verwandeln. Der Papst fügt hinzu: ‚Alle Getauften, jeder mit seinem eigenen Charisma und Dienst, sind mitverantwortlich, dass vielfältige Zeichen der Hoffnung die Gegenwart Gottes in der Welt bezeugen.‘ (Nr. 17) Dazu kann nach seiner Auffassung auch die Verständigung auf ein gemeinsames Osterdatum der West- und Ostkirche beitragen.
Angesichts dieser umfangreichen Bestandsaufnahme von einer Zustandsbeschreibung der Gegenwart und der Hoffnung, die die Christen im Heiligen Jahr prägen soll, appelliert Franziskus eindringlich an die Mitmenschlichkeit. Das ist für ihn die Liebe, die er als ein Glück bezeichnet, das der Mensch brauche: ‚Ich bin geliebt, also bin ich; und ich werde für immer in jener Liebe existieren, die mich nicht enttäuscht und von der mich nichts und niemand jemals wird trennen können‘ (Nr. 21), lautet sein Wunsch. Zu dieser Liebe gehört für Papst Franziskus auch die Vergebung, weshalb er in der Bulle an das Sakrament der Buße erinnert. So schreibt er wörtlich: ‚Die sakramentale Vergebung ist nicht nur eine schöne geistliche Chance, sondern ein entscheidender, wesentlicher und unverzichtbarer Schritt für den Glaubensweg eines jeden Menschen. Dort erlauben wir dem Herrn, unsere Sünden zu vernichten, unsere Herzen zu erneuern, wieder aufzurichten und uns zu umarmen, und uns sein zärtliches und barmherziges Gesicht zu zeigen‘ (Nr. 23). Nutzen wir diese Einladung und Erinnerung des Papstes, uns als Kirche in Deutschland auf einen Weg der Vergebung zu machen. Denn, so sagt es Franziskus, das Vergeben verändere nicht die Vergangenheit, es könne nicht ändern, was bereits geschehen sei: ‚Und doch kann Vergebung es ermöglichen, die Zukunft zu verändern und anders zu leben, ohne Groll, Verbitterung und Rache. Die Zukunft, die durch Vergebung erhellt wird, erlaubt es, die Vergangenheit mit anderen, gelasseneren Augen zu sehen, auch wenn sie immer noch mit Tränen benetzt sind.‘ (Nr. 23)
Die Einberufungsbulle endet mit dem Aufruf des Papstes, die Hoffnung auf Gott nicht zu verlieren. ‚Das Heilige Jahr helfe uns, das nötige Vertrauen wiederzufinden, in der Kirche wie in der Gesellschaft, in den zwischenmenschlichen Beziehungen, in den internationalen Beziehungen, in der Förderung der Würde eines Menschen und in der Achtung der Schöpfung. Möge unser gläubiges Zeugnis in der Welt ein Sauerteig echter Hoffnung sein, die Verkündigung eines neuen Himmels und einer neuen Erde‘ (Nr. 25).
Der Papst benennt in seiner Bulle die vielfältigen Probleme in der Welt. Er macht deutlich, dass wir diese nur gemeinsam angehen und lösen können. Als eine einigende Kraft, die uns alle verbindet, stellt er die Hoffnung in den Mittelpunkt. Sie ist für alle die Kraft, aus der wir uns in dieser Welt engagieren können. Dazu gehört, dass wir im Modus der Hoffnung – in unseren jeweiligen Kontexten und Ortskirchen – zusammenwachsen und in dieser Art und Weise mit dem Herrn unterwegs sind. Wir können als Christen die Welt mitgestalten. Das ist umso wichtiger, je mehr Sorgen uns plagen in unserem eigenen Land wie auch auf der weiten Welt. Ganz besonders nennen möchte ich hier den Extremismus in jeder Form, gegen den wir uns unbedingt stellen müssen, wie auch die Fragen der Auf- und Annahme von Flüchtlingen in schwieriger Zeit. Gerade in Krisenzeiten ist das Evangelium für uns Christen der Maßstab unseres Handelns – dies gilt gerade im Hinblick auf die Solidarität. Wir sind aufgerufen, durch Gebet und Tat aus der Hoffnung des christlichen Glaubens zu leben und füreinander einzustehen. Der Herr steht dabei an unserer Seite und stärkt uns.
Ich lade alle Gläubigen ein, nach Rom zu kommen und den Pilgerweg der Hoffnung mitzugehen, um neu gestärkt in der Welt zu wirken und Zeugnis von Evangelium zu geben. Gleichzeitig ermutige ich die Diözesen in unserem Land, dem Aufruf des Papstes zu folgen, in den Kathedralkirchen am 29. Dezember 2024 das Heilige Jahr auf lokaler Ebene zu eröffnen und am 28. Dezember 2025 zu beschließen.“
Text: DBK
(SSC)