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Christen in Pakistan: Ein Jahr nach Gewaltexzess leiden nur die Opfer

Keine Gerechtigkeit in Jaranwala

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München / Regensburg, 29. August 2024

Ein Jahr nach den christenfeindlichen Ausschreitungen in der Stadt Jaranwala im Nordosten Pakistans kritisieren Kirchenvertreter, dass den Betroffenen noch immer keine Gerechtigkeit widerfahren sei. „Die Menschen haben Angst und fühlen sich hoffnungslos“, erklärte der Bischof der zuständigen Diözese Faisalabad, Indrias Rehmat, im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN).

Nach heftigen Angriffen auf die Christen der gesamten Stadt Jaranwala, die den gesamten 16. August 2023 andauerten, hatten pakistanische Behörden 305 Personen verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, Christen attackiert und ihr Eigentum zerstört zu haben. Von den Inhaftierten sind aber bereits 300 wieder auf freiem Fuß, teilte die katholische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden mit, die die Verhältnisse in Jaranwala kennt und beobachtet. Die Gerichtsverhandlungen gegen die mutmaßlichen Angreifer stünden zumeist noch aus. Wann sie beginnen könnten, ist völlig ungewiss – erfahrungsgemäß werden Verfahren speziell gegen moslemische Verdächtige in Pakistan verschleppt, bis es durch Ablauf der Zeit irrelevant geworden ist. Bischof Rehmat mahnt: „Gerechtigkeit kann nur von der Regierung geschaffen werden. Die Täter sind größtenteils gegen Kaution freigelassen worden, und das beunruhigt die christliche Gemeinde.“

Brandruinen, Pakistan

Pakistan: Zerstörte Wohnhäuser von Christen

Krasse Rechtsbeugung: ein Christ wurde verurteilt

Anstatt 300 Angreifer abzuurteilen, gebe nur ein Urteil im Zusammenhang mit den Ausschreitungen, teilte die Kommission mit: Der Christ Ehsan Shan verbüßt eine lebenslange Haftstrafe wegen angeblicher Blasphemie. Er soll in den sozialen Medien ein Bild eines geschändeten Korans geteilt haben, doch das ist unbewiesen. Berichte darüber waren aber der Auslöser für die Übergriffe, bei denen lokalen Angaben zufolge mindestens 26 Kirchen und 86 Wohnhäuser von Christen schwer beschädigt wurden. De facto wurden damit die Rechtsverhältnisse umgedreht. Ein Pfer wurde verurteilt, die Täter sind bis dato unbehelligt.

Von diesen Wohngebäuden seien nach einem Jahr nur 26 wiederaufgebaut, bemängelte die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden. Eigentlich hatte die pakistanische Regierung eine schnelle Entschädigung zugesagt. Von den zerstörten Kirchen könnten zwar 19 wieder genutzt werden, die Renovierungsarbeiten wurden allerdings zumeist von den Gemeinden selbst geleistet. Wie Bischof Rehmat sagte, hätten staatlich organisierte Bautrupps die Arbeit unzuverlässig ausgeführt und zum Beispiel schadhafte Dächer nicht repariert.

Die Diözese habe die Zusammenarbeit beendet, so der Bischof, weil statt Reparaturen weitere Beschädigungen an den Gotteshäusern zu befürchten gewesen seien – das Wort „Sabotage“ umschifft er dabei vorsichtig. „Kirche in Not“ sei eingesprungen und habe den Wiederaufbau unterstützt und betroffenen Familien Grundausstattungen zum Kochen und Waschen zur Verfügung gestellt, damit sie in ihre beschädigten Häuser zurückkehren konnten.

Kind mit Hilfsgütern, Jaranwala, Pakistan

Ein Junge in Jaranwala mit Schulutensilien, die „Kirche in Not“ finanziert hat.

Zum ersten Jahrestag der Ausschreitungen hätten keine Gedenkveranstaltungen im Freien stattfinden dürfen; davor hätten die Sicherheitsbehörden ausdrücklich gewarnt, teilte der katholische Pfarrer von Jaranwala, Yaqub Yousif, „Kirche in Not“ mit. Dennoch hätten Gottesdienste und Andachten stattgefunden. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden forderte ein entschiedeneres Vorgehen gegen Extremisten.

Das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Es sei zu befürchten, dass muslimische Kreise sich allein durch die Aufnahme von Ermittlungen „in ihrer Ehre gekränkt fühlten“. Die Folge in Pakistens durch religiösen Hass der Moslems auf alle Andersgläubigen vergifteter Gesellschaft sei, dass sie auf Rache sinnen würden. Kommissions-Geschäftsführer Naeem Youssif Gill sagte: „Die Verantwortlichen müssen Provokationen durch Lautsprecher unterbinden, extremistische Gruppen verbieten und Hassliteratur beschlagnahmen. Darin darf nicht lockergelassen und die Erfolge dokumentiert werden.“

Text: Kirche in Not

(sig)

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Bild oben: Bischof Indrias Rehmat verteilt von „Kirche in Not“ finanzierte Hilfsgüter an Betroffene der Ausschreitungen in Jaranwala.



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