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P. Nikodemus in Jerusalem zum Abt gewählt

Eine mit Glück verbundene Lebensform

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Jerusalem, 8. März 2023

P. Dr. Nikodemus Schnabel ist kürzlich zum Abt der Abtei Dormitio in Jerusalem und des Priorates in Tabgha (am See Genesareth, siehe Bild obenstehend) gewählt worden. Bisher wirkt der deutsche Benediktiner, der aus der Diözese Fulda stammt, noch als Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchenden im Jerusalemer Patriarchat. In einer Übertragungsveranstaltung berichtete der künftige Abt aus dem Heiligen Land und von Plänen für die Zukunft.

Am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, wird der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Pater Nikodemus zum Abt weihen. Mittlerweile hat im Rahmen des Jahresprogrammes der Komturei Caritas-Pirckheimer Nürnberg der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem ein Online-Vortrag zum Thema „Die Situation im Heiligen Land“ stattgefunden, bei dem der neugewählte Abt über den Übergang seiner derzeitigen zur folgenden Tätigkeit, über die Situation im Heiligen Land ganz allgemein und über eine künftige Vision der Tätigkeit der Benediktiner, denen er vorstehen wird, gesprochen hat. Die Vorsitzende der Heilig-Land-Kommission der Deutschen Statthalterei der Ordensgemeinschaft der Heilig-Grab-Ritter, Frau Cornelia Kimberger, moderierte die Veranstaltung.

Jerusalem sollte letztlich niemandem gehören

P. Nikodemus erklärte zunächst die kirchlich-katholische Gliederung im Heiligen Land. Die Bischofskonferenz des Heiligen Landes umfasst demnach vier Länder: Israel und Palästina, Zypern und Jordanien. Die römisch-katholische Erzdiözese des Heiligen Landes ist das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, dem der Italiener Pierbattista Pizzaballa als Erzbischof vorsteht. P. Nikodemus: „Das ist ein denkbar spannendes Gebiet.“ Was Jerusalem und seinen Status angeht, so würdigte P. Dr. Schnabel die „Vision“ des Heiligen Stuhls. Nämlich spreche sich dieser weiterhin – als einziger – dafür aus, Jerusalem unter ein Völkerrechtsmandat der Vereinten Nationen zu stellen. Jerusalem würde schließlich seinen „Zauber“ verlieren, wenn es nur Israel oder nur Palästina ist oder wenn es nur eine muslimische, nur eine christliche oder nur eine jüdische Stadt sein würde. Die Vision des Heiligen Stuhls geht vielmehr dahin, dass „Jerusalem allen und letztlich niemandem gehört“. Es sollte der freie Zugang zu allen heiligen Stätten gegeben sein. P. Nikodemus, der auch Mitglied mehrerer katholischer Studentenverbindungen im Cartellverband (CV) ist, betonte dankbar: „Nur der Heilige Stuhl hält an dieser Vision fest.“

Kritik an Umgang mit Babys

Deutlich kritisch sieht der Pater den Umgang mit Arbeitsmigrantinnen und ihren Babys bzw. ihren Kindern in Israel (die das Land wieder verlassen müssen). Auch beklagte er zunehmende Aktionen des Hasses gegen kirchliche Gemeinschaften in Israel, z.B. einen wachsenden „Armenierhass“ oder sogar eine (dahinterstehende) „Armenierphobie“.

Kostbarer Ort am See Genesareth

Was die Benediktiner der Dormitio konkret tun? Sie unterhalten ein Priorat in Tabgha auf der nördlichen Seite des Sees Genesareth: „Das ist ein kostbarer Ort. Wir haben wieder gute Tage mit 5000 Pilgern, die pro Tag kommen. Somit sind wir jetzt in etwa bei dem Stand von 2019, vor Corona, angelangt.“ In Tabgha gibt es eine Behinderten- und Jugendbegegnungsstätte, von der der künftige Abt froh berichtete. Er zog das Fazit: „Wenn alle Menschen behindert wären wie die sogenannten Behinderten, hätten wir schon den Weltfrieden.“

Glaubenserfahrung durch Theologie

In Jerusalem unterhalten die Benediktiner das theologische Studienjahr. P. Nikodemus: „Das ist hier unser Vorzeigeprojekt.“ Im kommenden Jahr werde das „Goldene Jubiläum“ der Einrichtung gefeiert – sein Bestehen seit nicht weniger als 50 Jahren. Er nannte die Einrichtung „immer noch avantgardistisch, seit 50 Jahren studieren wir gemeinsam evangelische und katholische Theologie“. Die Schwerpunkte der Befassung sind: Bibel, Archäologie, Ostkirchenkunde, Judentum, Islam, Ökumene und auch die Verhältnisse zwischen Religion und Politik. Im Übrigen erführen viele Studenten das Studienjahr nochmals als eine Glaubensvertiefung. Priester- oder Ordenschrist zu werden, erscheine hier als eine durchaus legitime Option. Der Mönch und künftige Abt drückte die Hoffnung aus, dass man „an uns Mönchen merkt, dass dies eine Lebensform ist, die einen durchaus nicht ins Unglück stürzt, sondern die mit einem glücklichen Leben verbunden sein kann“. Allerdings gibt es noch zahlreiche weitere Aufgaben, denen die Ordensleute nachgehen: die deutsche Auslandsseelsorge, das Görresinstitut etc. Es gelte, auch hier das rechte Maß zu halten.

Baum mit Früchten, tiefe Wurzeln

Für künftige Aufgaben („Vision“) sei zu bedenken, sagte P. Nikodemus, ein Baum, der Früchte bringen will, müsse auch tiefe Wurzeln haben, z.B. um für den Dialog fähig zu sein bzw. zu werden. Ganz in diesem Sinne dürften andere Gruppen von Christen, die auch in Jerusalem bzw. im Heiligen Land sind, nicht übersehen werden (mithin sollten nicht nur die ausländischen Christen im Blick stehen, die auf Zeit kommen: Volontäre, Studenten und Studentinnen). Es gibt auch die einheimischen Christen, die Arabisch oder manchmal auch Hebräisch sprechen; und es gibt die Seelsorger im Heiligen Land, die ihrerseits häufig genug der Seelsorge bedürften.

Auch für 5000 Ukrainer zuständig

Der künftige Abt, der derzeit als Patriarchalvikar für die Migranten auch für 5000 Ukrainer geistlich zuständig ist, hielt das Plädoyer, dass „die Christen und Christinnen im Heiligen Land wissen und wahrnehmen, dass sie alle als Mit-Getaufte Christen sind“.

Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Bilder: P. Nikodemus, Pixabay

 



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