News Bild Ostbayerische Altcusaner feiern 60-jähriges Jubiläum des Förderwerks – der Mensch soll die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung wieder ausprägen

Ostbayerische Altcusaner feiern 60-jähriges Jubiläum des Förderwerks – der Mensch soll die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung wieder ausprägen

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Mit einem Gottesdienst und einer akademischen Vortragsveranstaltung haben zahlreiche Altcusaner am Samstagnachmittag zusammen mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das 60-jährige Jubiläum der katholischen Begabtenförderung in Regensburg gefeiert. Das Cusanuswerk ist eine Einrichtung, die die deutschen Bischöfe tragen. Sie ermöglicht finanzielle, aber auch ideelle Förderung – auch in späteren Jahren gibt es zahlreiche Kontaktmöglichkeiten der Altcusaner. Eine solche war die Jubiläumsfeier.

 

Gründe, die für St. Kassian sprachen

In St. Kassian in Regensburgs Zentrum erinnerte Bischof Voderholzer in seiner Predigt daran, dass der heilige Kassian – er war Lehrer von Beruf – der Patron des christlichen Bildungswesens ist. Außerdem ist er Patron des Bistums Brixen, dem Nikolaus von Kues, heute Namensgeber des zu feiernden Werkes, einst vorstand. Schließlich stellte der Bischof die Verbindung der Schönen Maria, Wallfahrtziel einst in dieser Kirche, mit dem Sinn jeder Bildung, auch der akademischen Bildung gemäß wörtlichem Ursprung her: Bildung nämlich bedeute dem ursprünglichen Wortgehalt nach, immer mehr ein Ebenbild Christi zu werden, sich ihm gemäß zu bilden, wobei das spezifisch christliche Menschenbild in Maria, der schönen, kulminiere. Der Mensch sei die Krönung der Schöpfung, er solle die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung wieder ausprägen. Das sei der tiefste Sinn der Wallfahrt zur Schönen Maria. Dem Bischof assistierte Prof. Dr. Sigmund Bonk, Leiter des Akademischen Forums Albertus magnus und Akademikerseelsorger im Bistum Regensburg, als Diakon.

 

Nicht Ball, nicht Kunstauktion, aber (kleines) Religionsgespräch

Die folgende Vortragsveranstaltung mit Podiumsdiskussion fand im ehemaligen Ballsaal am Haidplatz statt, dessen Bezug zum Reichstag eine besondere Aura verleiht. Traditionell ereignen sich hier Kunstauktionen, jetzt wurden grundlegende Aussagen von Religionen verhandelt. Wie sich die Zeiten ändern, ist nicht zuletzt an der Decke des Saales zu vermerken, der im lupenreinen Jugendstil gehalten ist. Das Thema der Kurzvorträge lautete vor allem „Das Menschenbild in den großen monotheistischen Weltreligionen“. Es musste etwas durchaus Anziehendes haben, hatten sich doch ca. 150 Altcusaner eingefunden, die den Ausführungen eines Christen, einer Jüdin sowie eines Muslims mit erheblichem Interesse folgten.

 

Mensch soll mit dem Menschen umgänglich sein

Dr. Bekir Alboga, Lehrbeauftragter am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster, erklärte, der Koran sage: „Der Mensch ist schwach.“ Er sei ein soziales Wesen und sei deshalb aufgerufen, mit den Menschen umgänglich zu sein. Es gülte der Maßstab: „Bin ich für die Menschheit ein nützlicher Mensch? Dann bin ich ein guter Mensch.“

 

Problematische Seiten, Abgründe

Prof. Dr. Knut Wenzel, Fundamentaltheologe und Dogmatiker an der Universität Frankfurt, beschrieb Grundzüge des christlichen Menschenbildes und stützte sich dabei deutlich auf die Aussagen, die im Alten Testament über den Menschen zu lesen sind: „Was ist das Menschlein“ (Psalm 8), dass Gott sich ihm zuwendet? Bei allen problematischen Seiten (Abgründen) des Menschen fand sich allerdings in beinahe schon paradoxer Weise dann jeweils ein umfassenderer Hinweis, der auf seine eigentliche Größe verweist – nicht zuletzt ist der Mensch „würdig, Gott aufzunehmen, jedenfalls in Jesus von Nazareth“, sagte Wenzel. Im Hier und Jetzt sollte der Mensch allerdings nicht „vorschnell“ eine Heimat finden, schrieb Univ.-Prof. Dr. Wenzel dem Christentum zu.

 

Heilkraut gegen böse Triebe

Schließlich skizzierte Prof. Dr. Suanne Talabardon, Bamberg, den Menschen aus jüdischer Sicht, und dies in vielerlei Hinsicht plastisch und durchaus unterhaltsam. Es begann mit dem interessanten talmudischen Satz, der Mensch sei das „Wesen, ausgespannt zwischen Himmel und Erde“. Der Mensch sei der, der arbeitet; sei ein soziales Wesen und könne nicht gehorsam sein, müsse vielmehr stets etwas herausfinden. Uneingeschränkt besitze er einen freien Willen, so weitere Aussagen. Die Thora, die Weisung Gottes, sei das „Heilkraut“ gegen die „bösen Triebe“, die im Menschen wohnten, sowie, nicht zuletzt, das Tun der Gebote. Das feststellbare gegenseitig vorgetragene Wohlwollen der Diskutanten schien authentisch, und so durften auch an einigen Stellen kritische Punkte gegenüber den Mitdiskutanten vorgebracht werden.

 

Beifall für summarische Aussage

Die Aussage eines Podiumsteilnehmers gegen Abschluss hin, man sei ja im Grunde genommen gar nicht soweit voneinander entfernt, führte zu spontanen Beifallsbekundungen. Allerdings war der Applaus auf die etwas summarische Aussage in dem versammelten Akademikerkreis dann auch nicht überschwenglich. Die Moderationsleistung war bei Prof. Dr. Tobias Nicklas gelegen, der an der Universität Regensburg das Neue Testament lehrt.



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