News Bild Óscar Romero: Vorbild für Gerechtigkeit in Zeiten von Populismus

Óscar Romero: Vorbild für Gerechtigkeit in Zeiten von Populismus

Für die Unterdrückten


Regensburg/Bonn, 24. März 2025

Nicht spätestens seit Donald Trump oder der „Alternative für Deutschland“ geben Verschwörungstheorien oder Populismus zunehmend den Ton an. Schon bei George Orwells „1984“ klingen Phänomene wie „Fake News“ an. Ein Gegenpol dazu kann die katholische Kirche mit ihrer Botschaft und vor allem den Heiligen sein. Warum der heilige Oscar Romero besonders hervorsticht und ein Vorbild sein kann.

Óscar Arnulfo Romero, geboren 1917 und aufgewachsen in Ciudad Barrios in El Salvador, entschied sich bereits als 13-Jähriger für ein Leben als Priester und trat ins Seminar ein. 1942 wurde er zum Priester geweiht. Als Kaplan erlebte er die Herausforderungen der Menschen in den kleinen Pfarreien vor Ort mit. Zum Zeitpunkt seiner Ernennung zum Erzbischof von San Salvador 1977 herrschten soziale Ungleichheit und Spannungen zwischen den wohlhabenden Eliten des Landes und der verarmten Landbevölkerung. Romero wurde Zeuge eines eskalierenden Konflikts, als das Militär begann, mit Gewalt gegen aufständische Bauern und Bürger vorzugehen.

Es gab schon zu Romeros Zeiten Bewegungen, die Eliten, Minderheiten oder ausländische Einflüsse für die gesellschaftliche Situation verantwortlich gemacht haben. Óscar Romero erkannte, dass die Ursachen der sozialen Ungleichheit in El Salvador tief verwurzelt waren: in wirtschaftlicher Ausbeutung, sozialer Stigmatisierung und Machtmissbrauch. Diese Ursachen ehrlich anzugehen, war ihm wichtiger als vermeintlich einfache Antworten.

Óscar Romero erhebt seine Stimme für die Unterdrückten

Am 28. Februar 1977 verübten Anhänger des Militärs und Sicherheitskräfte ein Massaker an Demonstranten, die sich auf dem Platz der Freiheit zur Demonstration versammelt hatten. Als der Jesuitenpater Rutilio Grande – ein guter Freund Romeros – am 12. März 1977 ermordet wurde, begann im bisher konservativ agierenden Romero ein Umdenken. Er, der als Vertreter der Kirche ein gutes Verhältnis mit der Regierung garantieren sollte, stellte sich auf die Seite der Unterdrückten.

Romero nahm seine Mission als Erzbischof ernst, stellte sich unter den Auftrag Jesu Christi und verstand sich als Diener der Armen – eine Stimme für jene ohne Stimme. Für ihn war die Kirche keine spirituelle Institution von vielen, wie sie die Machthaber sahen; vielmehr konnte eine starke Kirche für ihn die Gesellschaft verändern.

Gegen das Regime in El Salvador

Seine Predigten wurden landesweit im Radio ausgestrahlt. Darin verurteilte er die Gewalt vonseiten des Staates und forderte Gerechtigkeit. Mit Leidenschaft trat Erzbischof Romero auch am 23. März 1980 an den Ambo, um das Militär aufzufordern, mit dem Morden aufzuhören. Nur einen Tag später, am 24. März 1980, wurde Romero während einer heiligen Messe in der Kapelle eines Krankenhauses in San Salvador erschossen. Sein gewaltsamer Tod machte ihn zum Symbol des Widerstands gegen Ungerechtigkeit und der unerschütterlichen Verteidigung der Menschenrechte.

Nach seinem Tod wurde Óscar Romero zu einer Ikone der sogenannten Befreiungstheologie, einer Bewegung innerhalb der katholischen Kirche. Romeros Engagement für die Armen und sein Mut, sich gegen mächtige Unterdrücker zu stellen, können auch heute noch Inspiration für viele Menschen sein, die sich gegen Populismus und Angst einsetzen.

2015 wurde Romero von Papst Franziskus selig- und 2018 heiliggesprochen.

Unerschütterliches Vorbild

Óscar Romero starb als Märtyrer für seinen Glauben und seine Überzeugung. Sein Leben und sein Wirken waren geprägt von einer klaren Haltung gegen soziale Ungerechtigkeit, Unterdrückung und den Missbrauch von Macht.

Auch heute präsentieren populistische Bewegungen vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme, oft auch dadurch, dass die Vertreter Ängste und Vorurteile schüren. Romero sah es als Aufgabe der Kirche und der Gesellschaft, auf der Seite der Schwachen zu stehen. So kann es jeder Einzelne tun: für seine Überzeugung einstehen, auch wenn es oft nicht die Siegerseite ist, auf der man steht. Gewissenstreue und ein starkes „Nein“ im Angesicht der kleinsten Ungerechtigkeit im Alltag sind der Anfang. Stichwort hierfür ist Empathie. In einer Welt, die zunehmend durch Oberflächlichkeit und Egoismus geprägt ist, sollten Christen authentisch und ehrlich auftreten.

„Alle sollen eins sein“, sagt Jesus in seinem Gebet zum Vater im Johannesevangelium (Joh 17,21). Christen sollen und müssen die Einheit suchen und schaffen, nicht die Spaltung.

Text: Matthias Chrobok/f1rstlife

(kw)



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