Bewaffneter Fulani, Übelebende eines Fulani-Massakers

Nigeria: Pfarrer fordert mehr Schutz für Christen

Nach dem Massaker


München / Regensburg, 30. Juni 2025. 

Nach einem der bisher schwersten Angriffe auf Christen in Nigeria fordert der Pfarrer der betroffenen Gemeinde mehr Sicherheitskräfte und eine konsequente Strafverfolgung. „Wir hoffen, dass die Regierung das Problem an der Wurzel packen wird. Sie hat angekündigt, die Täter zu verfolgen“, sagte Pfarrer Ukuma Jonathan Angbianbee aus Yelewata im südnigerianischen Bundesstaat Benue dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Mitte Juni starben in Yelewata mehr als 200 Menschen bei einem Überfall, der lokalen Beobachtern von Milizen aus dem Hirtenvolk der Fulani verübt worden sein soll. Kürzlich wurden 20 weitere Leichen in der Nähe des Dorfes entdeckt.

Um die Bewohner vor weiteren Anschlägen zu schützen, forderte Pfarrer Angbianbee mehr Militärpräsenz. Eine Kaserne oder Militärbasis könne dies sicherstellen. Die Grenzregion zwischen den Bundesstaaten Benue und Nasarawa bleibe weiterhin „unruhig“. In der Region gebe es viele Binnenvertriebene; auch die meisten Opfer des jüngsten Massakers waren Flüchtlinge. Der Seelsorger erklärte, dass die Überlebenden dringend Hilfe benötigten: „Viele der Menschen, die jetzt auf verschiedene Dörfer verstreut sind, sehnen sich danach, zurückzukehren und ihr Leben neu zu beginnen.“

Pfarrer Angbianbee ist auch nach den jüngsten Ereignissen in seiner Gemeinde geblieben, Schon zwei Tage nach dem Überfall hat er in seiner Kirche die heilige Messe gefeiert, es seien aber nur 20 Menschen gekommen. „Ich bleibe hier und helfe den Menschen“, betonte der Priester. Den Überfall hat er in seinem Pfarrhaus überlebt. Dort hatten Familien Unterschlupf gefunden, darunter zahlreiche Kinder. „Als wir die Schüsse hörten, haben wir uns im Haus auf den Boden geworfen“, berichtete Angbianbee. Glücklicherweise sei dort niemand zu Schaden gekommen. Die Attentäter hätten versucht, die Kirche zu stürmen, wo sich hunderte weitere Flüchtlinge aufhielten, doch die Polizei habe dies verhindern können.

Gezielte Gewalt gegen Christen

Das nigerianische Militär geht mittlerweile davon aus, dass die Täter den Ort gut kannten. Sie hätten Vertriebenenunterkünfte gezielt angegriffen und in Brand gesteckt. Im Bundesstaat Benue und anderen Landesteilen Nigerias kommt es aktuell immer wieder zu gewaltsamen Überfällen. Neben bewaffneten Banden trieben vor allem Extremisten ihr Unwesen, die dem muslimischen Nomadenstamm der Fulani angehören. Die Klimaveränderungen in der Region führen zu Auseinandersetzungen mit den lokalen Bauern, von denen viele Christen sind.

Ansprechpartner in der Region sehen hinter den Übergriffen eine gezielte christenfeindliche Strömung am Werk. Zahlreiche gemäßigte Fulani verurteilen zwar die Gewalt und fordern ein striktes Eingreifen, aber sie scheinen gegenüber ihren stammesgenossen tatenlos – auffällig tatenlos. Bislang sind zahlreiche staatliche Bemühungen im Kampf gegen den Terror weitgehend erfolglos geblieben, in Yelewata konnten Sicherheitskräfte aber eine Ausweitung der Gewalt verhindern.

Text: Kirche in Not

(sig)



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