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Pontifikalamt zum Aschermittwoch in der Regensburger Niedermünsterkirche

Warum wir unser Reden überdenken sollten

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Regensburg, 22. Februar 2023

Bei der Vorbereitung zum Aschermittwoch hatte sich Bischof Rudolf Voderholzer von der Wortkünstlerin Nora Gomringer inspirieren lassen. Die Lyrikerin war am Nachmittag als Gast und Rednerin zum traditionellen „Aschermittwoch der Künstler“ nach Regensburg gekommen. Beim abendlichen Pontifikalamt mit Auflegung des Aschenkreuzes erinnerte Bischof Rudolf die Gläubigen in seiner Predigt daran, verantwortungsvoll mit den eigenen Worten umzugehen. Im Mittelpunkt seiner Predigt stand der Satz: „Die wichtigsten Worte im Leben können wir uns nicht selber sagen“.

 

Ein „eindrückliches Zeichen“ empfingen die Gläubigen zu Beginn der Fastenzeit in der Niedermünsterkirche in Regensburg. Bischof Rudolf erinnerte schmerzlich daran, dass Schutt und Asche aufgrund von Krieg und Erdbeben präsenter denn je seien. Er betonte, dass den Gläubigen bei der Aschenauflegung die Perspektive zugesprochen wird: „Der HERR wird dich auferwecken“.

„Oft genügt ein einziges Wort“

Die Fastenzeit biete die Gelegenheit, gewohntes Reden neu zu überdenken. Bischof Rudolf erinnerte in seiner Predigt daran, dass Worte aufbauen, aber auch zerstören können. Die wichtigsten Worte im Leben eines Menschen können wir uns nicht selber sagen. Der Mensch könne sich zwar zusprechen, dass er sich gern hat, erklärte Bischof Rudolf. Letztlich komme es aber darauf an, dass ein personales Gegenüber zu einem sagt: „Gut, dass es dich gibt!“ Diese Worte müssen laut ausgesprochen werden. Es genüge nicht, stillschweigend davon auszugehen, dass der andere das schon wissen würde. Es braucht Worte, betont Bischof Voderholzer, die die eigene Zuneigung ausdrücken. Hin und wieder könne man auch Blumen sprechen lassen. Die Erfahrung zeige, dass oft ein einziges Wort genüge, das man spricht oder hört „und man kann wieder atmen“. Ein falsches Wort dagegen, einmal in die Welt gesetzt, ist nicht mehr zurück zu holen.

Künstliche Intelligenz ersetzt niemals eine Liebeserklärung

Im Zweiten Teil der Predigt nahm Bischof Rudolf Bezug auf die außergewöhnliche Faschingspredigt von Domvikar Dr. Werner Schrüfer. Dieser hatte mit Hilfe von ChatGPT, einem Programm, das auf Künstlicher Intelligenz basiert, eine Predigt verfassen lassen. „Das Ergebnis war einigermaßen beruhigend“, stellte Bischof Voderholzer fest. Künstliche Intelligenz könne niemals ein persönliches Glaubenszeugnis ersetzen, andere trösten, verzeihen oder eine Liebeserklärung von Person zu Person aussprechen. „Das kann uns ein noch so flotter Computer niemals streitig machen“. Auch das Beten könne eine Künstliche Intelligenz niemals ersetzen. Es sei fast eine Definition des Menschen, dass er eben jenes Wesen sei, das beten kann. Dabei ist es Gott, der zum Menschen spricht. „Gott schenkt uns sein Wort, das wir uns niemals selber hätten schenken können und von dem wir ewig leben können.“ Die 40 Tage der Vorbereitung auf Ostern sollen eine Zeit „des Genießens von Gottes Wort an mich und dich“ sein.

Im Anschluss an die Predigt segnete Bischof Rudolf die Asche. Mit den Worten „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst“, empfingen die Gläubigen das Aschenkreuz. Ein Zeichen der Vergänglichkeit und Hoffnung zugleich.

 

Text und Fotos: Jacinta Fink



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