Nicht die fragende Vernunft, sondern die sich verschließende Vernunft ist das Hindernis für den Glauben
Joseph Ratzinger: Der Hirte und Lehrer
Professorin Marianne Schlosser gilt als Expertin der Theologie von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. Wir dokumentieren hier ihren Festvortrag, den sie zu Ehren des 95. Geburtstages von Papa emerito am 18. Juni 2022 im Hubertussaal auf Schloss Nymphenburg gehalten hat.
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Vater Benedikt!
„Ich versuchte vor allem ein Hirte zu sein“, sagte der emeritierte Papst in einem Interview nach seinem Rücktritt – schlicht und fast nebenbei.
"Hirte" – ein Wort, das für nicht wenige Zeitgenossen einen antiquierten Klang hat (im Unterschied zu dem Fremdwort „pastoral“!). Zu stark scheint es den Abstand zu verfestigen zwischen denen, die wissen, wo es langgeht, und der Schaf-Herde, die zu folgen hat – „es passt nicht so ganz in unsere Idee des emanzipierten Christentums hinein“ hatte der Erzbischof von München und Freising (1978) nüchtern konstatiert. Erst recht stellt sich Unbehagen ein, wenn zu befürchten wäre, dass hinter dem hohen, oder gar überhohen?, Ideal sich am Ende dessen Pervertierung verberge. Dem Wort vom Lehrer geht es nicht viel anders. Wer hat denn das Recht, andere zu belehren? Die Zeiten, in denen Lehren als ein (geistliches) Werk der Barmherzigkeit, also der Liebe, galt, scheinen vielen vorbei.
Bild: Jacinta Fink
Die Klippen für ein rechtes Verständnis dieser großen Worte waren dem heute zu Ehrenden nicht fremd. In aller Deutlichkeit erklärte er (1990): Was vom Bischof gefordert wird, „ist nicht die Höhe der Distanzierung, des Besser-Wissens, des Sich-Überlegen-Haltens oder gar des Hochmuts und des Abstandnehmens […] sondern […] Christus hat uns gelehrt, dass der wahre Aufstieg des Menschen sich dann vollzieht, wenn er den Abstieg der Liebe wagt.“[1] Der Seelsorger ist nur Treuhänder, keiner, der sich einen Fanclub aufbauen dürfte, oder selbst im Mittelpunkt stehen wollte[2], sondern einer, der wissen muss, dass die großen Worte, die er zu sagen hat, sich auch an ihn selber richten, und ihn richten.[3]
In diesem Zusammenhang erinnert Joseph Ratzinger daran, dass das Wort vom „Hirten“, das im Alten Orient, reichlich euphemistisch, das Verhältnis eines Herrschers zu seinen Untertanen umschreiben konnte, eine tiefgreifende Läuterung erfahren hat, als es von Israel auf seinen Gott angewendet wurde (vgl. z.B. Ez 34). Und es bekam nochmals eine einzigartige und unauslotbare Bedeutung, als Jesus Christus diese Bezeichnung sich selbst in Anspruch nahm – der gute Hirte, der selbst auch das „Lamm“ ist, das geschlachtet wird, damit Andere das Leben haben. Nur ihm gehören die Schafe, so betont Joseph Ratzinger in der Auslegung dieser neutestamentlichen Stellen, weswegen dem Petrus eben aufgetragen wurde: „Wenn du MICH liebst - dann weide meine Schafe“; es sind nicht die deinigen.
Lebensprogramm: Wahrheit – Freundschaft - Freude
Als Schlüssel für das, was ihn bewegt hat, möchte ich die beiden Schriftzitate nehmen, die er anlässlich seiner Priester- und Bischofsweihe über sein Leben setzen wollte. Sie gleichen der Intonation einer Melodie, eines Leitmotivs.
Seinen priesterlichen Dienst hatte Joseph Ratzinger unter ein Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther gestellt(2 Kor 1,24): In einer schwierigen, angespannten Situation hatte Paulus beteuert, er und seine Mitapostel verstünden ihre Autorität keineswegs als Herrschaft: „Nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude“ wolle er sein.
Der Wahlspruch zur Bischofsweihe nimmt eine Stelle aus dem 3. Johannesbrief auf: „damit wir Mitarbeiter für die Wahrheit seien“ (3 Joh 8).
Der deutsche Wortlaut, wie auch der lateinische, verbergen, dass im griechischen Ur-Text beide Male das gleiche Wort gebraucht wird: synergoi- „Mit-wirkende“. Des Apostels, Lehrers oder Hirten Arbeit für die Menschen ist Mitarbeit mit Gott (vgl. 1 Thess 3,2), und der Dienst an der Wahrheit, die Gott zu geben hat, bedeutet: zur wahren Freude zu verhelfen.
„So können wir zwar nicht sagen,“ bemerkt J. R., „Ich habe die Wahrheit, aber: die Wahrheit hat uns, sie hat uns berührt.“[4] Denn die Wahrheit der Offenbarung, die dem Gläubigen geschenkt wird, ist nicht eine Theorie, sondern „Frohe Botschaft“. – Was ist daran „froh“? Dass Gott nahe ist, dass er „in Rufweite ist“, dass niemand sein rettendes Handeln verhindern kann, dass persönliche Beziehung möglich und von Ihm erwünscht ist. Ein Hirte und Lehrer im Dienst an dieser Wahrheit ist also jemand, der von der Freude Gottes und der Freundschaft mit Christus, die der Glaube eröffnet, ergriffen wurde, und sich gerufen und gedrängt weiß, diese Freude mit anderen zu teilen.
Und so ist es wohl keine Überraschung, das Leitmotiv auch in der programmatischen Predigt vom 24. April 2005 herauszuhören: „Es gibt nichts Schöneres als Christus zu kennen - und andere zur Freundschaft mit Ihm zu führen“ .
Wahrheit – Freundschaft (oder: Liebe) – und Freude: ein Dreiklang,reich an Ober- und Untertönen, eine Melodie, die im Werk Joseph Ratzingers / Pp. Benedikts durchvariiert wird – etwa wenn man an die Enzykliken denkt.
Ich zähle die "Unvollendete" über den Glauben, „Lumen fidei“, mit: Wie und was wissen wir denn von Gott, was für eine Wahrheit ist das?.
„Deus caritas“: Was heißt das, dass Gott in einer Weise Liebe ist, dass er uns zur Liebe befähigen kann, worin der Sinn unseres Lebens liegt?
„Caritas in veritate“ lehrt, nicht nur „die Wahrheit in Liebe“ zu verwirklichen, sondern auch umgekehrt zu bedenken, dass Liebe, die den Namen verdient, an die Wahrheit über Gott und den Menschen gebunden ist. Und so ist diese Enzyklika ein tief besorgtes Plädoyer für eine „Ökologie des Menschen“, in der Gerechtigkeit und Gemeinwohl als unaufgebbare Prinzipien für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen vor Augen gestellt werden.
Und schließlich Spe salvi, über die Hoffnung: In dieser Welt ist die vollkommene Freude nur da in der Tonart der Hoffnung.
Wahrheit und Wahrheitsfähigkeit
Die Wahrheitsfähigkeit des Menschen ist eines der Themen, die J.R. als Fundamentaltheologen und als Seelsorger begleitet haben.
Von sich selbst sagte er: „Ich habe im Laufe meines geistigen Weges sehr stark das Problem empfunden, ob es nicht eigentlich eine Anmaßung ist, zu sagen, wir könnten Wahrheit erkennen - angesichts all unserer Begrenzungen ...“ Aber er habe erkannt „dass der Verzicht auf Wahrheit nichts löst, sondern im Gegenteil zur Diktatur der Beliebigkeit führt. Alles, was dann bleiben kann, ist eigentlich nur von uns entschieden und austauschbar. Der Mensch entwürdigt sich selbst, wenn er nicht Wahrheit erkennen kann; wenn alles eigentlich nur Produkt einer einzelnen oder kollektiven Entscheidung ist“[5].
Nicht die fragende Vernunft, sondern die sich verschließende Vernunft ist das Hindernis für den Glauben.
Aber selbst wenn es so scheint, als sei das Verlangen nach Wahrheit erstorben, weil die Wahrheit als unerreichbar oder vielleicht gar nicht erstrebenswert betrachtet wird, hält Papst Benedikt unerschütterlich daran fest: „Die Vernunft des Menschen trägt selbst das Bedürfnis nach dem ‚immer Gültigen und Bleibenden‘ in sich. Dieses Bedürfnis stellt eine unauslöschlich ins menschliche Herz eingeschriebene ständige Einladung dar, sich auf den Weg zu machen, um den zu treffen, den wir nicht suchen würden, wenn er uns nicht bereits entgegengekommen wäre. Eben zu dieser Begegnung lädt der Glaube uns ein und öffnet uns vollends.“[6]
Darum muss die Kirche von der Wahrheit des Menschen, seiner transzendenten Würde sprechen. Denn wenn das Licht Gottes erlischt, verlöscht auch über kurz oder lang die göttliche Würde des Menschen. Kardinal Ratzinger wandte in diesem Sinn das Wort Jesu (Mt 6,22) vom Auge, das den ganzen Leib hell sein lässt, sofern es gesund und klar ist, auf die Kirche an: Sie ist gewissermaßen das Auge im Leib der Menschheit; wenn dieses Auge nicht Ausschau hält nach dem wahren Licht, Christus, hat dies schlimme Auswirkungen nicht nur für sie selbst, sondern für den ganzen Leib der Menschheitsfamilie (1991)[7].
An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass in den Augen Papst Benedikts auch die Schönheit der Kunst, ein bevorzugter „Ort“ ist, wo dem menschlichen Herzen etwas von seiner tiefsten Berufung aufleuchtet. Dies gilt nicht nur, aber besonders für die vom christlichen Glauben inspirierten Kunstwerke, an denen unsere bayerische Heimat so reich ist[8] (….). Mit Hildegard von Bingen und Augustinus hält Papst Benedikt die Musik für eine „universale Sprache der Schönheit“, die Sehnsucht und Hoffnung zu wecken vermag.
Wahrheitsfähigkeit ist Grundlage des Gesprächs, Voraussetzung des Dialogs, der in so mannigfaltigen Dimensionen das Leben und das Denken Joseph Ratzingers bestimmte. Ohne inneres Hin-Hören auf den gemeinsamen Grund wären Diskussionen „ein Disput unter Tauben“.
„zerbröckelnde geistige Heimat“ – Verkündigung im HEUTE
Dabei hatte und hat er ein hellwaches Empfinden für die Erschwernisse des Glaubens heute. Der nachmals berühmt gewordene Aufsatz von 1958 "Die neuen Heiden und die Kirche", stieß damals selbst bei ihm wohlgesonnenen Bischöfen wie bei Kollegen auf Befremden. Der gerade 30-jährige Professor hatte die sich bereits abzeichnenden Tendenzen ohne Umschweife benannt – auch die innere Entfremdung der Kirchenmitglieder von Glauben und Praxis der Kirche. Eine gewohnheitsmäßige Gläubigkeit erweist sich als nicht länger tragfähig; denn der Glaube beruht ja auf einer Bekehrung; er ist kein Überbau an Theorie, sondern eine Beziehung, die das ganze Leben formen will.
Die Antwort auf diese Situation besteht – dieses Wort fällt schon 1958! – in einer „Entweltlichung“.
Diese bedeutet nicht Abkapselung, sondern in gewissem Sinn das Gegenteil: Verkündigung, welche die gegebene Situation wahr-nimmt. Die Situation des Verkündigers heute, so Ratzinger an anderer Stelle, ähnele derjenigen des Propheten Ezechiel, der in Babylon den Deportierten, geistig Entwurzelten, des Tempels und des Verheißenen Landes Beraubten, die Treue Gottes zu verkünden hatte.
"Es geht hier nicht darum, eine neue Taktik zu finden, um der Kirche wieder Geltung zu verschaffen. Vielmehr gilt es jede Taktik abzulegen, und nach der totalen Redlichkeit zu suchen, die nichts von der Wahrheit des Heute ausklammert oder verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben vollzieht … indem sie das von ihm abträgt, was nur scheinbar Glaube , in Wahrheit aber Konvention und Gewohnheit ist."
Wie wenig „Entweltlichung“ mit „Rückzug“ gemein hat, zeigt sich in diesem frühen Beitrag sehr klar: Ratzinger plädiert zum einen für eine selbstverständlich gelebte, mitmenschliche Nähe zu den Nachbarn, die den Glauben nicht mehr teilen, und zum anderen für ein vertieftes Verständnis des heilsgeschichtlichen, biblisch so präsenten Prinzips der Stellvertretung.
Die tiefste Wurzel der Glaubenskrise, tiefer reichend als alle Einzel-Fragen nach diesem oder jenem Dogma und seiner Plausibilität, sieht der spätere Präfekt der Glaubenskongregation in einem latenten Deismus, der keineswegs nur außerhalb oder am Rande der Kirche gegeben sei: die „atmosphärisch“ verbreitete Auffassung, dass Gott – mag es ihn auch geben - in dieser Welt nicht handelt, dass er eingeschlossen bleibt in die Innerlichkeit der Gläubigen, dass Jesus Christus eine Person der Vergangenheit ist… Das heißt: Gott interessiert sich nicht für unser Tun und Lassen.[9]
Joseph Ratzinger analysierte diese Haltung – und ihre Auswirkungen auf das Verständnis von Kirche, Liturgie und Lebensgestaltung – als eine objektive Krise, der wir begegnen, ob wir wollen oder nicht, und mit der wir umgehen müssen. Ihre deutlichste Auswirkung hat sie in der Versuchung gegen den Akt des Glaubens: Gott kennt mich nicht. Er hat kein persönliches Interesse an mir. Er rettet mich nicht.[10]
Sendung zur Verkündigung
Eindringlich wiederholt dagegen der Theologe, Bischof und Papst: Christlicher Glaube ist Begegnung mit dem persönlichen Gott, mit Jesus Christus dem Lebendigen - wie Bonaventura erklärt hatte: weder bloß theoretisches Wissen über Gott, noch übernatürlich geoffenbarte Moral: „Der Glaube bedeutet nicht nur, eine gewisse Anzahl von abstrakten Wahrheiten über die Geheimnisse Gottes, des Menschen, des Lebens und des Todes sowie der kommenden Wirklichkeiten anzunehmen. Der Glaube besteht in einer inneren Beziehung zu Christus, einer Beziehung, die auf der Liebe dessen beruht, der uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,11) bis zur vollkommenen Selbsthingabe.“ (26.05.2006)
Dieses Wort Gottes ist nicht nur in der Vergangenheit ergangen, ist nicht als historisches Geschehen in der Vergangenheit eingeschlossen, sondern ist gegenwärtig und gilt. Darum ist es ihm wichtig, "Tradition" nicht als Ansammlung von Dingen oder Worten begreiflich zu machen, sondern als "Fluss des neuen Lebens … von Christus bis zu uns" (3. Mai 2006). Die Frohe Botschaft zu verkündigen, zu „evangelisieren“, heißt: dem Wort der Erlösung, das Christus selbst ist, Stimme sein, damit es, und damit Er selbst, zu allen Menschen gelangen kann.
Es ist nicht der Hirte, nicht der Lehrer, der den Glauben bewirkt – selbst dann nicht, wenn die Verkündiger alle Heilige und kompetente Theologen wären. So wichtig die persönliche Christus-Nachfolge des Zeugen ist, so ist doch vor einem „Donatismus in der Verkündigung“ zu warnen – als hinge die Glaubwürdigkeit der Botschaft einzig und allein am Boten! Es wird im Gegenteil immer genug Anlass geben, daran Anstoß zu nehmen, dass Gott durch Menschen mit Schwächen reden und wirken will, und das Wort zurückzuweisen.[11] Der Verkünder kann nur Wege zeigen, dessen Schönheit und innere Wahrheit zu entdecken.
Papst Benedikt weist in diesem Zusammenhang immer wieder auf die Vorrangigkeit des Handelns Gottes, des Wirkens Christi und des Heiligen Geistes hin: „Nur weil Gott gehandelt hat, können die Apostel mit ihm und in seiner Gegenwart handeln…“; „wir können nur mitwirken, aber der Anfang muss von Gott kommen“ (8.10.2012).
Auch die Kirche ist nur dann das, was sie sein soll, wenn sie von ihrer Herkunft lebt: Sie muss Christus und seine Ziele im Blick haben, und darf sich nicht allzu häuslich in dieser Welt einrichten. Auch für sie gilt: „Wer sich selbst sucht, verliert sich.“
Freundschaft mit Christus
Dem Vorrang des Handelns Gottes entspricht der Vorrang des Hörens und des Gebetes vor dem Planen, Reden, Tun des Menschen.[12]
Will jemand das Wort Christi in seinen Worten durch-tönen lassen, dann muss er in das Geheimnis Christi selbst „eintreten“, sich davon formen lassen – nach seinem Vorbild: „Meine Lehre ist nicht meine Lehre“. Diese Aussage aus dem Johannes-Evangelium wird im Zusammenhang der Amts-Theologie von J.R. immer wieder zitiert. Was not tut, ist „Metanoia“, Bekehrung des Denkens, oder „Expropriation“ – ein Wort, das in den Ausführungen zum geistlichen Amt immer wieder begegnet – das heißt: aus dem „nur Eigenen“ herausgenommen zu werden. Denn wer nur das Eigene gibt, der gibt den Mitmenschen vielleicht viel, aber doch viel zu wenig.
Mitarbeiter sind nicht einfach Werkzeuge; mögen sie sich auch des öfteren als „unnütze Knechte“ erfahren, so sollen sie doch „Freunde“ sein, die das Vertrauen ihres Herrn empfangen haben und aus der Vertrautheit mit Ihm heraus handeln. Daher bedeutet Freundschaft die Sehnsucht nach immer tieferem Verstehen und die Angleichung an Seinen Willen (18.4.2005): nicht nur "Erkenntnis", sondern Übereinstimmung zu suchen.
Die Vertrautheit mit Christus bewirkt „eine heilige Unruhe“, weil es „Christus nicht gleichgültig ist, dass so viele Menschen in der Wüste leben“ – in der Wüste materieller Armut, der Wüste seelischer Verwundungen, und der Wüste geistlicher Not im eigentlichen Sinn: „wo Gott verdunkelt ist, die Seelen leer geworden sind, nicht mehr um die Würde und um den Weg des Menschen wissen.“[13] Der Einsatz mit ganzem Herzen, um Menschen aus diesen Wüsten herauszuführen, ist aber nicht das gleiche wie ständige pastorale Selbstüberforderung, die letztlich doch in einer falschen Gewichtung der eigenen Leistung wurzeln könnte.
„Weiden“ heißt also, die Anvertrauten in der Erkenntnis der Wahrheit und in der Liebe zum Herrn zu nähren, sie zu einem „erwachsenen Glauben“ und einer persönlichen Vertrautheit mit Christus zu führen: „Erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, was gut ist, und gibt uns das Kriterium in die Hand, um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden“ (18.4.2005). Liebe öffnet das Auge. Es ist die Beziehung zu Christus, welche die Zeichen Gottes in der heutigen Zeit erkennen lässt.
Ein solcher Glaube macht den Menschen wahrhaft geistig frei von Denk-Moden und –Zwängen, befähigt ihn Rechenschaft zu geben über die Hoffnung und Freude des Glaubens (vgl. 1 Petr 3,13). Daher ist die Ausübung des Hirtenamtes gerade für Papst Benedikt engstens mit der Lehre, der Vertiefung der Kenntnis von Gott, des sakramentalen Lebens und der christlichen Lebenspraxis, verbunden.
Theologie – „Dynamik der Wahrheit und Dynamik der Liebe“[14]
Die autobiographischen Aufzeichnungen und Äußerungen sagen es deutlich: Joseph Ratzinger hat innerhalb der Priester-Berufung die Theologie als seine spezielle Berufung empfunden. Dabei, so resümiert er, „… habe [ich] nie versucht, ein eigenes System, eine Sondertheologie zu schaffen. Spezifisch ist, wenn man es so nennen will, dass ich einfach mit dem Glauben der Kirche mitdenken will, und das heißt vor allem mitdenken mit den großen Denkern des Glaubens.“[15]
Als Fundamentaltheologe und als Präfekt der Glaubenskongregation hat er das besondere Profil dieser Wissenschaft beschrieben: Der Glaube selbst ist vernünftig, denn die Offenbarung Gottes wendet sich an das Verstehen des Menschen, an seine Freiheit. Daher ist dem Glaubensvollzug das Nach-Denken und Nachfragen eingestiftet. Mehr noch, da Glauben Freundschaft mit Christus ist, muss alles kostbar sein, was man über ihn wissen kann. Und so kann die theologische Wissenschaft sogar ein bevorzugter Weg zur Freude sein – eine Überzeugung, für die er sich ausdrücklich auf den hl. Bonaventura beruft.[16]
Theologie ist Wissenschaft, die Glauben und Denken verbindet – wer eines davon streicht oder marginalisiert, der gibt Theologie auf. Der Glaube aber, der dem theologischen Denken die Grundlage gibt, ist der Glaube der Kirche; darum ist die Kirche keine fremdbestimmende Institution, welche die Wissenschaft behindert, sondern der Raum und Ermöglichungsgrund für Theologie. Zugleich verlangt das fruchtbare Nachdenken über den Glauben vom Theologen einen Habitus des Glaubens, das heißt: die Bekehrung des Denkens.
Die theologische Wissenschaft bildet dabei nicht einfach ein „Doppel“ zum kirchlichen Lehramt, auch nicht im Sinn der Koinzidenz beider, sondern ist im Verständnis Joseph Ratzingers ein Dienst am gläubigen Volk Gottes, wie auch das Hirtenamt ein Dienst ist. Weil theologisches Denken aus dem Glauben erwächst und zu einer tieferen Glaubens-Einsicht führen soll, setzt es – wie der Glaube selbst – Bekehrung voraus.
„Der Glaube der Einfachen ist nicht so etwas wie eine auf Laienmaße heruntergeschraubte Theologie“, betonte Kardinal Ratzinger, im Gegenteil, diesem Glauben komme der Vorrang zu: „Nicht allen ist es gegeben theologische Wissenschaft zu betreiben, aber der Zugang zu den großen Grunderkenntnissen steht jedem offen. In diesem sinn hat das Lehramt so etwas wie einen demokratischen Charakter. Es verteidigt den gemeinsamen Glauben, in dem es keinen Rangunterschied zwischen Gelehrten und Einfachen gibt.“[17]
Wenn dieser Glaube in Gefahr ist, dann sollten die Alarmglocken schrillen. Nicht nur beim Hirten, sondern auch beim theologischen Lehrer. Dann „darf man sich nicht fürchten vor jemandem, der mächtig scheint“. Denn es gibt auch den Missbrauch der gegebenen Verantwortung oder Vollmacht: wenn man in einem solchen Fall schwiege.[18]
An der romanischen Kanzel der süditalienischen Stadt Troia findet sich eine Szene dargestellt, die offenkundig einen tiefen Eindruck bei Kard. Ratzinger hinterlassen hat; denn nicht nur einmal kommt er darauf zu sprechen.[19] Ein großer Löwe ist gerade dabei, ein Lamm zu verschlingen. Nur ein kleiner Hund verteidigt das Lamm, fast aussichtslos ist sein Unterfangen: mit aller Kraft „wirft er sich dennoch auf das ungeheuer. Er wird vielleicht selbst Opfer des Löwen werden. Aber sein Zugreifen wird die Bestie nötigen, das Lamm zu lassen.“
Kard. Ratzinger sieht in dem Lamm die Kirche, „die eigentliche Kirche, die Kirche des Glaubens“, die bedrängt und bedroht wird. Der klassischen Ikonographie folgend könne man in dem wilden Löwen die Häresie sehen, in dem kleinen weißen Hund den „Hirtenhund, der für den Hirten selbst steht“. Und er fragt sich, ob hier nicht der Platz der Theologie sei, und zwar einer „Theologie, die sich im Dienst des Glaubens weiß und es darum auf sich nimmt, sich lächerlich zu machen, indem sie die Maßlosigkeit und die Selbstherrlichkeit der bloßen Vernunft in ihre Schranken weist…“. Nicht ohne tiefere Bedeutung sei der Ort dieser Darstellung, eine Kanzel: „Welche Anfrage ist dieses Kanzel-Relief an Verkündiger und Theologen aller Zeiten! Dem, der spricht, wie dem, der hört, hält das Relief den Spiegel vor. Es ist Gewissenserforschung für Hirten und Theologen. Denn beide können Fresser oder Hüter sein.“
Zeugnis im Leiden
„Ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“, wird jedem Priester im Weihegottesdienst zugerufen. In der Auslegung dieser Worte hob Papst Benedikt hervor, „dass die tägliche Feier der heiligen Messe für den Priester nicht bedeutet, eine rituelle Funktion durchzuführen, sondern eine Sendung zu erfüllen, die das ganze Leben zutiefst durchdringt …“ (29.4.2012)
Der Hirtendienst ist Nachfolge des gekreuzigten Herrn. Darum ist Verkündigen stets mehr als bloßes Reden, es ist confessio, d.h. Bezeugung und Bekenntnis auch vor Instanzen, die dem Glauben(den) feindlich gesinnt sind: Verkündigung hat eine „martyrologische Dimension“ (8.10.2012). Derselbe ernste Klang, gleichsam eine Modulation nach Moll, wird auch in der Predigt zum Amtsbeginn hörbar: „Weiden heißt lieben, und lieben heißt auch, bereit sein zu leiden“. Und ebenso erinnert Papst Benedikt noch einmal daran, am 11. Februar 2013: Das Hirtenamt werde nicht nur mit Reden und Handeln (agendo et loquendo), sondern nicht weniger durch das Ertragen von Leid und durch das Gebet (non minus patiendo et orando) ausgeübt; in allen Dimensionen ist es Nachfolge Christi.
In dieser noch nicht heilen Welt nimmt die Liebe zu Gott und den Menschen, nimmt die Freundschaft mit Christus die Gestalt des Leidens und Mitleidens an. Mit einem ungewöhnlich starken Ausdruck sprach Papst Benedikt einmal von „Orten, wo Gott weint“.
Ja, der Mensch ist von überragend hoher Würde, ist Gottes Abbild, „fähig, Ausdruck Gottes selbst zu sein“ – und zugleich ungeheuer gefährdet: „Der Mensch kreuzigt den Menschen, den, der es wirklich ist....“.[20] Der „wirkliche Mensch“ ist derjenige, der Gott in sich trägt, also Jesus Christus. Wer daher den Kreuzweg betrachtet, erkennt, dass Barmherzigkeit keine Banalisierung des Bösen oder des dadurch verursachten Leidens bedeutet [21] - während emotionsgeladene Empörung die Abgründigkeit des Bösen sogar verkennen kann. Die Pflicht, dem Bösen zu wehren, schließt die Verpflichtung ein, sich selbst zu bekehren. "Letzten Endes wird die Welt nicht anders, wenn nicht die Personen verändert werden, von denen her die Welt strukturiert wird".[22]
Zum Leidvollen gehört auch, die eigene Unzulänglichkeit und die anderer anzunehmen und zu ertragen …, immer wieder prüfen und unterscheiden zu müssen, was nun "dran ist“: alle Tapferkeit zusammenzunehmen – oder Milde walten lassen?
"Wenn andere in Zorn geraten, sieht man es ihnen nach - einem Bischof niemals! Wenn andere einen Fehler machen, gibt es eine Entschuldigung – für ihn nicht! Allen Zungen ausgesetzt, jedermann zur Beurteilung freigegeben – ob nun derjenige etwas versteht oder nicht. … Wenn er impulsiv reagiert, heißt es: er ist grob, roh. Wenn zu wenig temperamentvoll, sagt man: er ist gleichgültig, ohne Empathie, kaltherzig. Ob er will oder nicht, er wird vielen nicht gefallen. … Und er bräuchte unzählige Augen, weil die Fehler seiner Presbyter und Diakone ihm angerechnet werden, da er sie ordiniert hat."
Dies war kein Zitat von Joseph Ratzinger! Sondern von dem großen Kirchenvater Johannes Chrysostomus (In acta ap. 3, n.4); und eben dieses Zitat erklingt auch wieder im Mund eines Bischofs der katholischen Reform im 16. Jh., der vor wenigen Jahren von Papst Franziskus heiliggesprochen wurde.[23]. Wie sich die Zeiten gleichen.
In den Worten Joseph Ratzingers hört es sich so an: Manchmal sei es notwendig „zu schweigen […] und Gott die Sache anheimzustellen, wo uns das Urteil nicht zukommt. Falsche Tapferkeit wäre genauso schädlich wie falsche Milde. Die Milde wird überzeugen, wenn sie nicht Schwäche, sondern aus der Kraft des Glaubens kommende Güteist; die Tapferkeit wird überzeugen, wenn sie nicht Härte oder Starrsinn, sondern erlittener Mut der Wahrheitist. Dabei bin ich mir bewusst, dass kein Mensch in allem einer solchen Aufgabe entsprechen kann. Deswegen bleibt über allem wichtig, dass der Bischof selbst vergeben und darum auch Nachsicht, Vergebung von den Anderen erbitten und empfangen kann.“[24]
Die Freude, aus der Christen leben und zu deren Fülle sie unterwegs sind, ist jetzt nicht ohne Tränen – wie die Aulegung eines Psalmverses bewegend vor Augen führt: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten … Wie jene, die voll Freude aus Babylonien zurückgekehrt sind und ein verarmtes, verwüstetes Land vorgefunden haben, und jene, die vor der schwierigen Aussaat standen und unter Tränen gelitten haben, ohne zu wissen, ob es am Ende wirklich eine Ernte geben würde, so finden auch wir nach der großen Entdeckung Jesu Christi – unser Leben, die Wahrheit, der Weg –, wenn wir den Boden des Glaubens, das »Land des Glaubens« betreten, oft ein dunkles, hartes, schwieriges Leben vor, eine Aussaat unter Tränen, aber in der Gewissheit, dass Christus uns am Ende wirklich die große Ernte schenkt. Und das müssen wir auch in den dunklen Nächten lernen; wir dürfen nicht vergessen, dass das Licht da ist, dass Gott schon mitten in unserem Leben ist und dass wir die Aussaat vornehmen können im großen Vertrauen, dass das »Ja« Gottes stärker ist als wir alle. Es ist wichtig, die Erinnerung an die Gegenwart Gottes in unserem Leben nicht zu verlieren, die tiefe Freude, dass Gott in unser Leben eingetreten ist und uns befreit hat: die Dankbarkeit für die Entdeckung Jesu Christi, der zu uns gekommen ist. Und diese Dankbarkeit verwandelt sich in Hoffnung, sie ist der Stern der Hoffnung, der uns Vertrauen schenkt, sie ist das Licht, denn gerade die Schmerzen der Aussaat sind der Beginn des neuen Lebens, der großen und endgültigen Freude Gottes.“[25]
Die Freude Gottes
Was schmerzvolle Dissonanz ist, ist Durchgang, Vorbereitung einer strahlenden „Auflösung“, die in der Hoffnung schon gegenwärtig ist. „Gottes Partitur“ scheint uns manchmal kompliziert, sagte Papst Benedikt einmal zu Musikern. Aber inmitten der Anstrengungen und wohl mancher bitterer Enttäuschung blitzt immer wieder das große Staunen über das Handeln Gottes auf –, dass Christus „uns schwachen Menschen die Kirche, seinen Leib, anvertraut, dass Er unserem schwachen Geist, unseren schwachen Händen Seine Wahrheit anvertraut und die Vollmacht, (bei der Spendung der Sakramente) durch Sein Ich zu sprechen.“
„Die Arbeit des Hirten, des Menschenfischers, mag oft mühsam erscheinen. Aber sie ist schön und groß, weil sie letzten Endes Dienst an der Freude Gottes ist, die in die Welt Einzug halten möchte.“ (24.4.2005)
Die programmatische Predigt am 18. April 2005 intoniert noch einmal den Dreiklang – und „zitiert“ dabei den Wahlspruch der Priesterweihe:
„Wir müssen von einer heiligen Unruhe beseelt sein: der Unruhe, allen das Geschenk des Glaubens, der Freundschaft mit Christus zu bringen. In Wahrheit ist uns die Liebe, die Freundschaft Gottes geschenkt worden, damit sie auch die anderen erreiche. Wir haben den Glauben empfangen, um ihn an die anderen weiterzugeben, wir sind Priester, um anderen zu dienen. Und wir müssen Früchte hervorbringen, die bleiben.
Alle Menschen wollen bleibende Spuren hinterlassen. Was bleibt? Das Geld nicht. Auch die Gebäude bleiben nicht; ebensowenig die Bücher […] Das einzige, was ewig bleibt, ist […] die von Gott für die Ewigkeit erschaffene Person. Die Frucht, die bleibt, ist daher das, was wir in die menschlichen Seelen gesät haben – die Liebe, die Erkenntnis; die Geste, die das Herz zu berühren vermag; das Wort, das die Seele der Freude des Herrn öffnet.“
Verehrter Papa emerito, lieber Vater Benedikt!
Sie haben das getan.
Und ich kenne nicht wenige Menschen persönlich, denen durch Ihr Mitarbeiten mit dem Guten Hirten die Wahrheit, die Schönheit und die Freude des Glaubens aufgeleuchtet ist.
Vergelt’s Gott.
[1]Predigt zum 80. Geburtstag von Kard. Hengsbach, Essen 1990, JRGS 12, 743.
[2]Predigt in Schwarzenfeld 1993; JRGS 12, 757.
[3]Predigt in Traunstein 1973, JRGS 12, 688. Zum Thema Autorität in der Kirche vgl. auch Salz der Erde (1996) in: JRGS 13/1, 381.
[4] Benedikt XVI., Letzte Gespräche. Mit Peter Seewald, München 2016, 272.
[5]Salz der Erde, JRGS 13/1, 268 f.
[6]Porta fidei n.10; so auch Caritas in veritate n.1:„Alle Menschen spüren den inneren Impuls, wahrhaft zu lieben: Liebe und Wahrheit weichen niemals gänzlich von ihnen; denn sie sind die Berufung, die Gott ins Herz und in den Geist eines jeden Menschen gelegt hat.“
[7]Die Zeichen der Zeit deuten. Intervention auf der Sondersynode zu Europa, JRGS 9/2, 852.
[8]Im Gespräch mit Günther D. Roth (1977), JRGS 13, 1011: Ohne Nostalgie stellt der Erzbischof von München und Freising fest:: Bayern sei nicht viel weniger säkularisiert als das übrige Westeuropa.
[9] Z.B.: Kirche als Ort der Glaubensverkündigung, JRGS 9/2, 982 ff., und Gedanken zur Krise der Verkündigung, ebda. 856 ff.
[10]Katechese vom 7. 9. 2011: „Es ist die höchste Versuchung, der der Gläubige unterworfen ist, es ist die Versuchung, den Glauben, das Vertrauen in Gottes Nähe zu verlieren. Der Gerechte besteht die letzte Prüfung, er bleibt standhaft im Glauben und in der Gewissheit um die Wahrheit und im vollen Vertrauen auf Gott, und so findet er das Leben und die Wahrheit. - Mir scheint, dass der Psalm uns hier ganz persönlich berührt: In vielen Problemen sind wir versucht zu meinen, dass vielleicht auch Gott mich nicht rettet, mich nicht kennt, vielleicht nicht die Möglichkeit dazu hat. Die Versuchung gegen den Glauben ist der letzte Angriff des Feindes, und ihm müssen wir widerstehen: So finden wir Gott und finden wir das Leben.“
[11]Christozentrik in der Verkündigung?, in: Dogma und Verkündigung,München, 3. veränd. Aufl. 1977, 61-64.
[12] „Das scheint mir sehr wichtig zu sein“, vermerkt der Papst in der Meditation zur Eröffnung der Synode 2012 (8. Okt.).
[13]Ansprache 20.04.2005.
[14]Zur „Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen“, in: Wesen und Auftrag der Theologie, Freiburg 1993, S.92.
[15]Salz der Erde, JRGS 13/1, 268.
[16]Wesen und Auftrag der Theologie, Freiburg 1993, v.a. 22 f.
[17]Wesen und Auftrag der Theologie, Freiburg 1993, 54.
[18]Interview mit Lucio Brunelli (1986), JRGS 13, 1089.
[19]Wesen und Auftrag der Theologie, 60-62.
[20]Was bedeutet Jesus Christus für mich?, JRGS 6/2, 868.
[21] „Die Barmherzigkeit Christi ist keine billig zu habende Gnade, sie darf nicht als Banalisierung des Bösen mißverstanden werden. Christus trägt in seinem Leib und in seiner Seele die ganze Last des Bösen, dessen ganze zerstörerische Kraft. Er verbrennt und verwandelt das Böse im Leiden, im Feuer seiner leidenden Liebe. […] Je mehr wir von der Barmherzigkeit des Herrn berührt werden, um so mehr solidarisieren wir uns mit seinem Leiden, werden wir bereit, »das, was an den Leiden Christi noch fehlt« (Kol 1,24), in unserem Leib zu ergänzen.“ (18.4.2005)
[22]Interview mit Norbert Kutschki (1983), JRGS 13, 1050.
[23] Bartholomäus von Braga, Stimulus pastorum (1586).
[24]Wie sollte heute ein Bischof sein?, JRGS 12, 320.
[25]Katechese vom 12.10.2011.
Titelbild: © Uwe Moosburger / altrofoto.de