Was haben Wirtshaus und Kirche gemeinsam?

Regensburg, 12. März 2024

Mehr geselliger Austausch als Themennachmittage, das wünschen sich viele Seniorinnen und Senioren. Es hätten sich bereits einzelne Gruppen zu „Stammtischrunden“ umformiert, die sich in Wirts- und Gemeindehäusern treffen, so Josef Kratschmann, Leiter der Seniorenpastoral im Bistum Regensburg. Aus diesem Grund gibt es im Bistum Regensburg einen neue Initiative, um Wirtshauskultur und kirchliche Seelsorge näher zusammenzubringen: Die katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Regensburg und die Männer- und die Seniorenseelsorge des Bistums veranstalten zusammen mit dem Landratsamt Regensburg drei Stammtischtreffen, die die Teilnehmer befähigen sollen, am eigenen Wohnort gute Stammtischrunden zu initiieren oder sich selbst für die Moderation entsprechender Treffen fitzumachen. Pfarreien und Gruppen, die Interesse haben, am Projekt teilzunehmen, können sich an die Fachstelle Seniorenpastoral wenden.

Vergangenen Dienstag, 5. März, hat der erste Abend zum Thema Debattenkultur am Stammtisch stattgefunden: Kabarettist Toni Lauerer ließ mit mancherlei Stammtischgepflogenheiten und humorstrotzenden Episoden für die über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine lockere Wirtshausatmosphäre im Obermünstersaal lebendig werden. In kurzen Impulsen erörterte Kratschmann die „Parolen“-Problematik, die Schritte zum lösungsorientierten Kurzgespräch, die Regeln der gewaltfreien Kommunikation, den Wildwuchs und den Mehrwert von Stammtischbesuchen. Musikalisch gestaltete den Abend Johann Wax, ehemaliger stellvertretender Bezirksheimatpfleger. Fortsetzungen zu den Abenden sind für den 3. Mai und den 27. Juli 2024 geplant. Dann soll der Bogen geschlagen werden zwischen Stammtisch und Seelsorge. Der Einstieg ist jederzeit möglich.

In Kirche wie Wirtshaus: Leben in seiner ganzen Breite

Gerade in politisch sehr bewegten Zeiten sei es sinnvoll, dass lebenserfahrene Senioren sich in die gesellschaftliche Diskussion einbringen. Wenn ein guter Stammtisch die richtige Plattform dafür ist, dass ältere Mitbürger ihre Teilhabe am öffentlichen Leben ausgestalten können, dann müsse man dort ansetzen, so der Leiter der Seniorenpastoral. Vielerorts fehle mit dem Wirtshaussterben der entsprechende Raum. Um hier praktische Abhilfe zu schaffen, wirkten an einzelnen Orten Bürgermeister, Wirte und Pfarrer zusammen, denn: Gute Kommunalpolitiker, Wirte und Seelsorger hätten einiges gemeinsam: Die Fähigkeit zur Kommunikation, zum Zuhören, um die Menschen an- und ernst zu nehmen. Im Wirtshaus wie in der Kirche drehe sich alles um das Leben in seiner ganzen Breite: um tiefe Freudenmomente, um allerlei Lebenserfahrungen, um Herausforderungen, um Solidarität, um Krankheit und um Schwierigkeiten beim Zusammenleben - egal, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob Akademiker, Rentner oder Arbeiter, so Kratschmann: „Hier wie dort geht es um die einzelne Person und zugleich darum, Gemeinsamkeit zu erfahren.“

Text: Fachstelle Seniorenpastoral, KEB Regensburg-Land, Silke Schötz

(SSC)