News Bild Neues Caritas Seniorenzentrum in Regensburg heißt jetzt Fritz-Gerlich-Haus
Neues Caritas Seniorenzentrum in Regensburg heißt jetzt Fritz-Gerlich-Haus

Leuchtturm caritativen Engagements

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Regensburg, 22. März 2023

Das Fritz-Gerlich-Haus im Regensburger Stadtwesten steht für eine hohe Qualität in der Versorgung von Senioren – von ambulanter über Tagespflege bis hin zur stationären Langzeitpflege und betreutem Wohnen. Bischof Voderholzer segnete den neuen Gebäudekomplex.

Auf dem Gelände des Caritas Alten- und Pflegeheims Friedheim ist im Regensburger Westen ein neues Angebot der Seniorenhilfe entstanden. Bei der Segnungsfeier mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer erhielt der Gesamtkomplex den neuen Namen Fritz-Gerlich-Haus. Der Namensgeber Fritz Gerlich war ein katholischer Journalist und Herausgeber des Münchner Anti- NS-Kampfblatts „Der gerade Weg“. 1934 wurde Gerlich von den Nationalsozialisten ermordet. Der NS-Gegner war in seinem Wirken maßgeblich von der Oberpfälzer Mystikerin Therese Neumann („Resl von Konnersreuth“) inspiriert. „Ihre Christusfrömmigkeit hat ihr den Blick geöffnet für den Machtmenschen Hitler. Wer sich an Gott hält, durchschaut Hitler – das war die einfache Lösung der ‚Resl von Konnersreuth‘“, sagte der Bischof. Als geistliche Begleiterin ermutigte sie Gerlich, sich mit seiner Fähigkeit des Schreibens dem NS-Regime entgegenzustellen.

Der Neubau mit Tagespflege.

In knapp dreijähriger Bauzeit ist nach Abriss und Neubau eines Gebäudeteils im „Caritas Friedheim“ ein neues Angebot der Seniorenhilfe entstanden. Neben dem Alten- und Pflegeheim ist nun eine Caritas Tagespflege dort angesiedelt, betreutes Wohnen „Seniorenwohnen plus“, das vom KWS betrieben wird, sowie der ambulante Pflegedienst der Caritas Sozialstation Herz Marien. Bereits 2020 konnte im Hauptgebäude eine Caritas-Pflegeoase in Betrieb gehen. Der gesamte Komplex heißt ab sofort Fritz-Gerlich-Haus. „Es ist ein Zentrum, ein Leuchtturm caritativen Engagements im Regensburger Stadtwesten“, sagte Diözesan-Caritasvorsitzender Michael Dreßel.

Ein neues Seniorenzentrum mit vielen Möglichkeiten

Im Neubau wurden 2.500 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche geschaffen. Errichtet wurde in Bauherrschaft des KWS ein Gebäude mit 36 barrierefreien Seniorenwohnungen, die sich über vier Stockwerke verteilen und zwischen 45 und 90 Quadratmeter groß sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten entsprechende Serviceleistungen der Caritas. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt elf Millionen Euro. Die Baumaßnahme ist in großen Teilen mit diözesanen Finanzmitteln in Form von Gesellschafterdarlehen finanziert. „Es ist schön zu sehen“, so Maximilian Meiler, Geschäftsführer des KWS, „wie durch kircheninterne Zusammenarbeit aus einem brachliegenden Gebäude attraktive Flächen für Wohnen und Pflege entstehen konnten.“

Die Bewohner erhielten für ihre neuen Zimmer Glaskreuze, die Bischof Rudolf segnete.

Zur Geschichte des Friedheims

Das Caritas Alten- und Pflegeheim „Friedheim“ war am 15. Mai 1964 als Neubau von Bischof Rudolf Graber eingeweiht worden und war seither Standort der Caritas Altenhilfe im Regensburger Westen. Im Jahr 2020 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten in Angriff genommen. Ein Gebäudeteil konnte aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden und musste abgerissen werden. An seiner Stelle entstand der Neubau mit erweiterten Angeboten in der Altenhilfe. Der Standort konnte zu einem modernen Seniorenzentrum erweitert werden.

Namensgeber Fritz Gerlich - Leben und Sterben für den Widerstand

Das neue Seniorenzentrum erhält einen neuen Namen: Fritz-Gerlich-Haus. Entsprechend heißt nun die stationäre Einrichtung Caritas Alten- und Pflegeheim Fritz Gerlich, das Tagespflegeangebot Caritas Tagespflege Fritz Gerlich. Warum Fritz Gerlich als Namenpatron? „Fritz Gerlich war kein Heiliger“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann. „Fritz Gerlich war christlicher Journalist, Widerstandskämpfer und Opfer des Nationalsozialismus.“ Er stehe damit in einer Reihe mit den Geschwistern Scholl oder Dietrich Bonhoeffer, die Namensgeber von Senioreneinrichtungen beispielsweise in Berlin, Bad Kreuznach oder Ingolstadt sind. Im Gegensatz zu den Geschwistern Scholl oder Dietrich Bonhoeffer ist Fritz Gerlich weitgehend unbekannt.

Bischof Rudolf segnete die neuen Räumlichkeiten.

Der Namensgeber Carl Albert Fritz Michael Gerlich wurde am 15. Februar 1883 in Stettin geboren und am 1. Juli 1934 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet. Mit seiner Zeitung „Der gerade Weg“ versuchte Gerlich vor dem Nationalsozialismus zu warnen und die Machtübernahme Adolf Hitlers zu verhindern. Der Calvinist hatte in München Geschichte studiert und unter anderem als Chefredakteur der „Münchner neuesten Nachrichten“ gewirkt. Als die SA am 9. März 1934 die Redaktion von „Der gerade Weg“ stürmte, hätte Gerlich fliehen können, stellte sich aber aus Überzeugung seinem Schicksal. Gerlich war gläubiger Katholik, der in seinem Glauben und seinen Überzeugungen wesentlich von der Oberpfälzer Mystikerin Therese Neumann von Konnersreuth inspiriert war. Unter dem Eindruck der Begegnung mit ihr hatte Gerlich erst Ende der 1920er Jahre den katholischen Glauben angenommen. Seit 2017 läuft für ihn im Erzbistum München und Freising ein Seligsprechungsverfahren.

Die Förderung des Andenkens und der Verehrung Gerlichs ist ein großes Anliegen auch von Bischof Voderholzer. Das Bistum Regenburg trägt stark zur Verbreitung des Vermächtnisses von Fritz Gerlich bei. Im Regensburger „Institut Papst Benedikt XVI“ ist die Original-Titelseite einer Ausgabe des Geraden Wegs ausgehängt. Bereits beim 99. Katholikentag 2014 in Regensburg war in der Pfarrei Herz-Marien eine Ausstellung über Fritz Gerlich zu sehen, die in einer kleineren Version nun auch in der Kapelle des Altenheims aufgebaut ist. Im Regensburger Westen gibt es eine Fritz-Gerlich-Straße und eine Büste von Fritz Gerlich vor der Pizzeria La Gondola.

Auch die neuen Bewohnerinnen und Bewohner erhielten den bischölichen Segen.

Gottesdienst mit Seniorensegnung

Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer begann die Einweihung des „Caritas Seniorenzentrum Fritz-Gerlich-Haus“ mit einer Andacht in der Hauskapelle, bei der die Segnung der Senioren eine wichtige Rolle spielte. Der Caritasvorsitzende Domkapitular Michael Dreßel begrüßte eingangs die Ehrengäste, darunter Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Löffler sagte später: „Wir müssen es möglich machen, dass ein jeder Mensch in Würde altern kann. Nicht indem wir das Alter wegschieben, sondern indem wir ihm einen Raum geben in unserer Mitte. Dazu tragen Sie mit dem neuen Seniorenzentrum maßgeblich bei.“ Caritasdirektor Michael Weißmann las aus dem Lukas-Evangelium die Geschichte von Hanna und Simeon, die Jesus als Kind im Tempel von Jerusalem begegnet waren. Musikalisch wurde die Eröffnungsfeier von Dr. Robert Seitz, Caritas Abteilungsleiter für Soziale Einrichtungen am Piano und Petra Soden gestaltet. Der Bischof segnete besondere Glaskreuze, die die Bewohnerinnen und Bewohner für ihre Wohnungen aussuchen durften. Vorgestellt wurde auch die vom Künstler Andreas Prucker angefertigte Skizze der Skulptur von Fritz Gerlich, die an prominentem Platz aufgestellt werden wird.

 

Zusammen mit dem Künstler Andreas Prucker enthüllte Bischof Voderholzer die Skizze für das zukünftige Kunstwerk, das vor dem Gebäude stehen wird.

Text: Caritasverband Regensburg, Fotos: H. C. Wagner/jas
Unser Titelbild zeigt: Bei der Segnungsfeier Fritz-Gerlich-Haus (v.re.): Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann, Diözesan-Caritasvorsitzender Michael Dreßel, Pfarrer Heinrich Börner für die Caritas Sozialstation Herz Marien und Künstler Andreas Prucker.

Weitere Infos

Mehr über den Namensgeber des neuen Caritas-Seniorenzentrums erfahren Sie auf unserer Themenseite:

Fritz Gerlich: NS-Gegner, Publizist und Katholik

 



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