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Neue Publikation zur kirchlichen Ehevorbereitung vorgestellt

Was Paare erwarten und wie Kirche begleiten kann


Regensburg, 9. Oktober 2025 

Im Rahmen des Jahrestreffens der Dekanatsbeauftragten für Ehe und Familie im Bistum Regensburg ist am Donnerstag eine neue wissenschaftliche Publikation zur kirchlichen Eheschließung präsentiert worden. Herausgegeben wurde der Band von Prof. Dr. Rupert M. Scheule (Universität Regensburg) und Prof. Dr. Klaus Stüwe (Universität Eichstätt).

Die Veröffentlichung ist das Ergebnis eines umfangreichen Forschungsprojekts, bei dem über 1.100 Brautleute aus den Bistümern Eichstätt, Passau und Regensburg befragt wurden. Ergänzt wird diese quantitative Erhebung durch Einzelinterviews mit Paaren sowie Verantwortlichen aus der Ehevorbereitung in Ländern wie den USA, Sierra Leone und Italien. Die Studie vermittelt damit ein bisher einzigartiges Bild von der kirchlichen Ehevorbereitung und den Menschen, die daran teilnehmen – sowohl in ihrer Breite als auch in ihrer Tiefenschärfe.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer würdigt Veröffentlichung zur Ehevorbereitung: „Wichtiger Impuls für die Zukunft“

Neben den Herausgebern, Autorinnen und Autoren sowie den Dekanatsbeauftragten nahmen auch Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), Dompropst Alfred Rottler (Diözesanadministrator in Eichstätt) und Bischof Dr. Rudolf Voderholzer (Regensburg) an der Buchvorstellung teil. In seinem Grußwort erinnerte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer an die Entstehungsgeschichte der nun veröffentlichten Publikation zur Ehevorbereitung. Der entscheidende Anstoß sei beim Antrittsbesuch des damals neu an die Theologische Fakultät der Universität Regensburg berufenen Professors Rupert Scheule im Bischofshaus gegeben worden. Bischof Voderholzer nutzte dieses Treffen – auch im Namen seiner bischöflichen Mitbrüder aus Eichstätt und Passau –, um anzuregen, Impulse von Papst Franziskus aus dessen nachsynodalem Schreiben „Amoris laetitia“ sowie Aussagen von Walter Kardinal Kasper zur kirchlichen Ehevorbereitung aufzugreifen. Ziel war es, ein tragfähiges Programm für ein Ehekatechumenat zu entwickeln.

Mit großer Freude und Dankbarkeit betonte Bischof Voderholzer, dass der Band nun fertiggestellt werden konnte. Besonders hob er die positive Bewertung der Regensburger Ehevorbereitungskurse hervor: Diese überzeugten nicht nur durch eine außerordentlich hohe Beteiligung der Brautleute, sondern auch durch die hohe Qualität, die den Verantwortlichen in der Untersuchung bescheinigt wird. Die Auswertungen der Befragungen zeigen zudem klar auf, welche Erwartungen Heiratswillige an die Ehevorbereitung stellen.

Gleichzeitig machte der Bischof deutlich, dass der Erwartungshorizont der Brautleute allein nicht die inhaltliche Gestaltung bestimmen könne. In Bezug auf die Sakramentalität der Feier sei am ehesten vermittelbar, dass Jesus der „Dritte im Bunde“ ist und dass Sakramentalität untrennbar mit Unverbrüchlichkeit und endgültiger Treue verbunden ist. Themen wie Kirche und Kirchlichkeit, der Zusammenhang von Altem Bund – Neuem Bund – Ehebund sowie gemeinsames Beten seien weitere zentrale Inhalte, die mit einem Ehekatechumenat verknüpft werden könnten.

Bischof Voderholzer lobte die Beiträge des Bandes ausdrücklich: „Ich entdecke darin vieles, was uns hilft, auf einer guten Basis weiterzudenken und Ideen sowie Modelle zu entwickeln.“ Die Untersuchungen verdeutlichten auch, dass weltweit viel Bewegung in der kirchlichen Ehevorbereitung herrsche. Ein einzelnes Eheseminar könne zwar eine fehlende religiöse Sozialisierung nicht ersetzen, jedoch sei Ehevorbereitung ein Prozess, der idealerweise bereits in der Jugendarbeit, in Verbänden und überall dort beginne, wo kirchliches Leben stattfindet. Abschließend betonte der Bischof, dass die nun vorliegende Studie kein Abschluss, sondern ein wichtiger Meilenstein sei. Sie bereite viele Themen und Erfahrungen so auf, dass sie künftig helfen könne, aus einer ohnehin schon sehr guten Ehevorbereitung in der Diözese eine hervorragende zu entwickeln.

Ehe bleibt beliebt – Erwartungen an Kirche im Wandel

Die Herausgeber Prof. Dr. Rupert M. Scheule und Prof. Dr. Klaus Stüwe gewährten anschließend einen Einblick in die Erkenntnisse der neuen Publikation: Auch wenn eine kirchliche Trauung mit Gottesdienst und Geistlichen heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist, erfreut sich die Eheschließung im kirchlichen Rahmen nach wie vor großer Beliebtheit. Besonders nach der Corona-Pandemie ist die Zahl der Trauungen wieder deutlich gestiegen. Die katholische Kirche legt großen Wert auf diese Lebensentscheidung: In vielen Ländern gehören Ehevorbereitungskurse längst zum pastoralen Angebot, und zunehmend wird ein längerer „katechumenaler Weg zur Ehe“ erprobt. Doch welche Erwartungen haben Paare an diesen Weg? Was wünschen sie sich von der Ehevorbereitung – und was von der Ehe selbst? Und wie stehen sie zum kirchlichen Eheverständnis?

Inhalte und Schwerpunkte der Publikation

Die Publikation liefert hierzu wichtige Antworten und stellt praxisnahe Vorschläge zur Weiterentwicklung der Ehevorbereitung vor. Sie entwirft eine Berufungstheologie der Ehe und entwickelt eine „Theologie des Hochzeitsfestes“, die die Feier selbst in einen größeren theologischen Kontext stellt. Der Band gliedert sich in drei Hauptteile. Im ersten Teil der Publikation werden u. a. die Ehevorbereitungsangebote der Bistümer Eichstätt, Passau und Regensburg betrachtet, die Ergebnisse von befragten Teilnehmern dieser Kursangebote präsentiert, eine qualitative Befragung von Heiratswilligen als Projekt „Verstehender Moraltheologie“ beleuchtet sowie der Blick auf freie und kirchliche Trauungen gerichtet. Im zweiten Teil der Abhandlung werden Praktiken der Ehevorbereitung als empirisch-theologisches Projekt präsentiert, das Forschungsprojekt aus pastoraltheologischer Sicht betrachtet und die Erfordernisse einer qualitativ hochwertigen Ehevorbereitung beschrieben. Im dritten und letzten Teil werden u. a. fünf Thesen zur Ehevorbereitung aufgestellt, das Forschungsprojekt „Zur Ehe berufen“ mit Blick auf die Umsetzung in der Praxis und moraltheologische Anmerkungen zur Ehe als sakramentale Weggemeinschaft erläutert. 

Wissenschaftlich fundiert und praxisrelevant

Der im Herder Verlag erschienene, 240 Seiten umfassende Band vereint Beiträge zahlreicher renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter Rupert M. Scheule, Klaus Stüwe, Andreas Dandorfer, Christoph Kochmann, Antonio Zierer, Veronika Hecht, Maria Pilz, Dirk Gärtner, Annemie Dillen, Katharina Karl, Martin M. Lintner, Walter Zahner, Simon Heimerl und Hannah Kneidl.

Mit der Publikation liegt eine bedeutende Grundlage für die Weiterentwicklung kirchlicher Ehevorbereitung vor. Sie liefert nicht nur tiefgehende Einblicke in die Erwartungen von Paaren, sondern bietet auch konkrete Anregungen für eine Pastoral, die die Ehe als sakramentale Weggemeinschaft ernst nimmt und zukunftsweisend gestaltet.

https://www.herder.de/theologie-pastoral/shop/p2/92536-kirchlich-heiraten-kartonierte-ausgabe/

Text und Fotos: Jakob Schötz
(jas)



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