News Bild Neue Leitlinien zur Jugendpastoral: „Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen“

Neue Leitlinien zur Jugendpastoral: „Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen“

Freundschaft mit Christus

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Die Deutsche Bischofskonferenz hat kürzlich neue Leitlinien zur Jugendpastoral veröffentlicht. Das während der Herbst-Vollversammlung im September 2021 verabschiedete Dokument unter dem Titel „Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen“ ersetzt die seit 1991 gültigen Leitlinien zur Jugendpastoral. Entstanden sind die neuen Leitlinien in der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz im Nachgang der XV. Ordentlichen Generalversammlung der Weltbischofssynode im Oktober 2018 in Rom.

 

Trends und Lebenswelten der Jugendlichen berücksichtigt

Der ehemalige Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), erklärt zum neuen Dokument: „Die Leitlinien von 1991 werden den aktuellen Lebenswirklichkeiten junger Menschen nicht mehr gerecht. Besonders haben uns die Erfahrungen der Weltbischofssynode zur Jugend 2018 angetrieben, einen neuen Aufbruch zu wagen und Jugendpastoral neu zu denken. Die Jugendkommission hat sich in einem anderthalbjährigen Konsultationsprozess mit der Neufassung beschäftigt und dabei konstruktiv Trends und Lebenswelten diskutiert.“  Das neue Dokument sei unter anderem in Diskussionen mit dem Forum Jugendpastoral – das sind Verantwortliche und Fachkräfte der Jugendpastoral auf Bundes- und Diözesanebene – und weiteren Akteurinnen und Akteuren der jugendpastoralen Handlungsfelder entstanden. „Wir sind überzeugt, dass dieses Papier wegweisend für die aktuelle und zukünftige Jugendpastoral sein kann und freuen uns, wenn sich die Verantwortlichen der Jugendpastoral auf die neuen Ansätze und theologische Orientierung einlassen. Besonders dankbar bin ich über die klare Ausrichtung des Textes auf Christus und die Freundschaft mit ihm“, so Bischof Oster.

Die neuen Leitlinien zur Jugendpastoral stehen auf dem weiterhin wichtigen Beschluss der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“ 1975 und greifen theologische und pädagogische Weiterentwicklungen sowie die Dokumente der Weltbischofssynode von 2018 auf.

Der neue Vorsitzende der Jugendkommission, Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), erklärt: „Wenn junge Menschen heute nach einem tragfähigen Lebens- und Gottesglauben suchen, so geschieht dies in einer weltanschaulichen Vielfalt und in einer Zeit, in der Kirche selbst zum Hindernis für weltanschauliche Orientierung oder sogar Gottessuche geworden ist.“
  

Neue Kommunikationswege

Bischof Oster erinnert an den durchgreifenden Prozess der Digitalisierung und der Globalisierung, der auch für die Jugendpastoral rezipiert und reflektiert werden müsse. „Jugendliche trennen nicht zwischen on- und offline; das Internet und digitale Techniken sind selbstverständlicher Teil ihres Alltags. Jugendpastoral geht auf die digitale Lebensweise junger Menschen ein. Neue Kommunikationswege und Techniken müssen selbstverständlich und authentisch eingesetzt werden. Die Klimakrise stellt für viele Jugendliche eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit dar. Der gesellschaftlichen und politischen Bewältigung der Krise messen sie für die eigene Zukunft eine entscheidende Rolle bei. Das muss Ansporn  sein im Engagement zur Bewahrung der Schöpfung“, so Bischof Oster.
  
Die Leitlinien zur Jugendpastoral Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen sind als pdf-Datei zum Herunterladen unter www.dbk.de und www.afj.de verfügbar. In den kommenden Wochen werden die Leitlinien in der Schriftenreihe des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz, „Die deutschen Bischöfe Nr. 109“ erscheinen.
Die Leitlinien werden auf der Jahreskonferenz Jugendseelsorge der (Erz-)Bistümer und geistlichen Verbandsleitungen der Mitgliederverbände im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (9. bis 12.  November 2021) mit den dort anwesenden Diözesanjugendseelsorgerinnen und -seelsorgern, den Leiterinnen und Leitern der bischöflichen Jugendämter und weiteren Vertretern der Jugendpastoral diskutiert.

Foto: (c) Anna Demeter-Pressestelle Bistum Passau

Ein Herz für alle jungen Menschen

Die Leitlinien gliedern sich in drei Kapitel. Zunächst werden der Anlass, die Verortung in der Würzburger Synode und der Zusammenhang von Jugendpastoral und Gesamtpastoral erörtert. Das zweite Kapitel stellt theologische Orientierungen einer Jugendpastoral in der gegenwärtigen Gesellschaft dar und fragt nach Zielbestimmungen für die Jugendpastoral und dem Verstehen von jugendlichen Lebenswelten. Dabei werden Praxisformen eines jugendpastoralen Handelns unter den Stichworten „wahrnehmen“, „interpretieren“ und „wählen“ erschlossen. Das dritte Kapitel zieht Konsequenzen für die Jugendpastoral. Sie unterstützt junge Menschen dabei, das Leben wahrzunehmen, es zu deuten, unter Gottes Ruf zu stellen und so der inneren Berufung zu entsprechen. Um dies zu verwirklichen, sollten kirchlicherseits entsprechende Strukturen, Ressourcen und Netzwerke vorgehalten werden.
 
Weihbischof Wübbe betont anlässlich der heutigen Veröffentlichung, dass das Dokument helfe, jugendliche Lebenswelten zu verstehen: „Neben der Individualisierung von Religiosität lässt sich eine weite Pluralisierung religiöser Überzeugungen und Formen jugendlicher Religiosität beobachten, die sich nur noch teilweise mit institutionellen Formen decken. Prozesse der Säkularisierung und der Pluralisierung sind in einem Maß fortgeschritten, dass für viele junge Menschen der christliche Glaube alles andere als selbstverständlich, christliche Sozialisation in Familie und Gemeinde für die wenigsten per se gegeben ist.“ Die Vielfalt der 15 in dem Dokument benannten jugendpastoralen Handlungsfelder sei eine wesentliche Voraussetzung, um den Bedürfnissen junger Menschen zu entsprechen und für sie da zu sein. „Dabei darf sich Jugendpastoral nicht verschließen und in ihren eigenen Kreisen verstricken; sie hat ein Herz für alle jungen Menschen, gleich welcher Religion oder Kultur sie angehören“, so Weihbischof Wübbe.
  
 

Titelbild: © evannovostro – stock.adobe.com



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