Nach Restaurierung kehrt das Standbild des einstigen Regensburger Bischofs wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück
Er war fast in Vergessenheit geraten – Johann Michael Sailer. Dabei war er ein bedeutender Kirchenmann und eine der herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte Regensburgs. Eine Statue sollte die Erinnerung an ihn wach halten. Das war die Absicht des dankbaren Königs Ludwig I., als er ein Denkmal in Auftrag gab, das für immer an seinen verehrten Erzieher und Berater Johann Michael Sailer erinnern sollte. Nun hat ein Regensburger Förderverein die Initiative für die Restaurierung des Denkmals ergriffen und sorgt dafür, dass die Statue wieder dorthin zurückkehrt, wo sie ursprünglich stand. „Wie dieser Verein mit beachtlichem Engagement und mit Hilfe von Sponsoren diesen Kraftakt schultert, das verdient unsere Hochachtung“, darin waren sich Bischof Rudolf Voderholzer und Oberbürgermeister Hans Schaidinger einig, als sie in einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Vereins, Klemens Unger, das Projekt der Öffentlichkeit vorstellten.
Die überlebensgroße Bronzestatue des Johann Michael Sailer, die der Bildhauer Professor Max von Widnmann im Auftrag Ludwigs I. geschaffen hatte, wurde am 20. Mai 1868, am Tag genau 36 Jahre nach Sailers Tod, am Emmeramsplatz aufgestellt. Als dort in den 1930er Jahren ein Löschteich gebaut wurde, musste das Denkmal weichen. Die Rüstungsindustrie brauchte Rohstoffe. Dafür sollte die Bronzestatue eingeschmolzen werden und wurde dazu nach Hamburg verbracht. Es war Museumsdirektor Dr. Walter Boll, der Sailer rettete und wieder zurück an seinen neuen Standort in der Allee brachte. Dort allerdings wurde er kaum mehr beachtet. Die Bäume versperrten immer mehr die Sicht auf das Denkmal und schufen ein ungünstiges Mikroklima.
Bischof Rudolf Voderholzer würdigte im Rahmen der Pressekonferenz die großen Verdienste des Kirchenmannes Sailer. Er betonte: „Die Initiative des Vereins, das Denkmal zu sanieren findet meine volle Unterstützung, auch, weil Sailer dadurch im doppelten Wortsinn wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt. Eine Vortragsreihe wird sich mit der Person Sailer und
seinem Wirken intensiv befassen. Wir werden dabei aufzeigen, dass er uns in seiner Aufrichtigkeit, seinem Mut und seinem Beharrungsvermögen auch heute noch viel zu sagen hat.“
Das mit mindestens 50 000 Euro veranschlagte Sanierungsprojekt will der Verein „Welterbe Kulturfond Regensburg e.V. – die Förderer“ mit Hilfe von Sponsoren finanzieren. Die Brauerei Bischofshof, das Reisebüro Venus und die Firma Rödl & Herdegen haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Eine Charity-Gala mit Tombola soll mehrere tausend Euro einbringen. Möglich ist das nur, weil die Firma Wurm & Köck dafür die Kristallkönigin kostenfrei zur Verfügung stellt. Gesucht werden noch weitere Sponsoren und zahlreiche Sachspenden für die Tombola.
Anerkennende Worte für die Arbeit des Vereins fand auch Oberbürgermeister Hans Schaidinger: „Es ist schon beachtenswert, dass sich nur wenige Monate nach der Ernennung Regensburgs zum UNESCO-Welterbe ein Zusammenschluss von Regensburger Bürgerinnen und Bürgern bildete, denen das Welterbe am Herzen liegt und die sich seither aktiv und erfolgreich um dessen Förderung bemühen.“ Dabei stellte Schaidinger klar, dass die Stadt sehr dankbar für dieses bürgerschaftliche Engagement bei der Restaurierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum sei. „Der Welterbe-Förderverein kümmert sich nun nach der Sanierung des Standbildes für König Ludwig I. erneut darum, ein Denkmal wieder instand zu setzen. Dieses neue Projekt ist eine fast zwingende Weiterführung der ersten Maßnahme, stehen doch die beiden Kunstwerke in direkter Beziehung zueinander. König Ludwig I. und sein Erzieher und Berater Johann Michael Sailer verband eine hohe Wertschätzung.
Beide Statuen wurden von den Machthabern des III. Reichs von ihren ursprünglichen Standorten in die Grünanlagen im Umfeld des Bahnhofs verbracht, und beide wurden nun saniert und zurückgeführt an ihren Ursprungsstandort, der einst mit Bedacht gewählt wurde. So erfahren sie die Würdigung, die ihnen gebührt.“ Schaidinger hob die Leistungen des Fördervereins als beispielhaft hervor. Ohne Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement in vielen Bereichen wäre Regensburg nicht das, was es heute ist.
Vortragsreihe
Der Verein Welterbe Kulturfonds Regensburg – Die Förderer e. V. sorgt nicht nur für die Sanierung des Denkmals von Bischof Johann Michael Sailer, sondern rückt auch das Leben und das Werk des bedeutenden Bischofs von Regensburg unter anderem mit einer Vortragsreihe in den Fokus.
Ort
Schalander der Brauerei Bischofshof, Heitzerstr. 2 in Regensburg. Das Denkmal kann bei jedem Vortrag in der Brauerei besichtigt werden.
Beginn
Jeweils um 19 Uhr
Dauer
Jeweils 45 Minuten Vortrag – danach Frage- und Diskussionsrunde bei Brezen und Bier
Eintritt
Freiwillige Spende für die Restaurierung des Denkmals
Termine
Donnerstag, 20. Februar 2014
Prof. Dr. Konrad Baumgartner
Johann Michael Sailer – Leben und bleibende Bedeutung
Maximilian Heimler M.A., Haber & Brandner Metallrestaurierung
Kurzer Bericht zur Restaurierung des Standbildes
Donnerstag, 27. Februar 2014
Prof. Dr. Peter Scheuchenpflug
Johann Michael Sailers Beitrag zur Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift
Donnerstag, 13. März 2014
Dr. Johann Gruber
Gedenkfeiern für Johann Michael Sailer im 20. Jahrhundert
Donnerstag, 20. März 2014
Dr. Bernhard Lübbers
Johann Michael Sailer und Eduard von Schenk – eine asymmetrische Freundschaft
Mittwoch, 26. März 2014
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
Johann Michael Sailer als Bischof von Regensburg
Mittwoch, 9. April 2014
Charlotte Meinardus
Eine vergessener Münchener Bildhauer: Max von Widnmann, der künstlerische Schöpfer des Sailer-Denkmals
Samstag, 5. April 2014
Ort: Priesterseminar Regensburg, 10 bis 17 Uhr
Symposium der Katholischen Akademie in Bayern
„Johann Michael Sailer als Brückenbauer“
Anschließend Messfeier am Grab von Johann Michael Sailer im Dom St. Peter (Sailerkapelle) mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer