News Bild Musikhandschriften des 16. Jahrhunderts aus der Bischöflichen Zentralbibliothek online auf „Bavarikon“
Musikhandschriften des 16. Jahrhunderts aus der Bischöflichen Zentralbibliothek online auf „Bavarikon“

Schätze der Proskeschen Musiksammlung

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Regensburg, 3. August 2022

Seit April 2013 existiert das Internetportal „Bavarikon“ (www.bavarikon.de) des Freistaates Bayern. Ziel dieses Portals ist es, durch die Präsentation herausragender Kunst-, Kultur- und Wissensschätze die Wahrnehmbarkeit Bayerns als Kulturstaat und Wissenschaftsstandort zu erhöhen. Die Zeugnisse der kulturellen Identität werden von Museen, Archiven und Bibliotheken ausgewählt.

2019 schlug die Regensburger Diözesanbibliothek in Abstimmung mit dem Bischöflichen Ordinariat vor, eine Auswahl von historischen Musikhandschriften aus der weltberühmten Proskeschen Musiksammlung auf Bavarikon zu präsentieren. Die Verantwortlichen zeigten sofort Interesse und bestätigten während einer Besichtigung in Regensburg den hohen kulturellen Wert der Sammlung. Neben der kulturellen Bedeutung wurde auch die Absicht bekundet, kirchliche Kultureinrichtungen verstärkt in das Projekt einzubinden. Die Bischöfliche Zentralbibliothek würde durch eine Beteiligung am Portal eine Vorreiterrolle unter den bayerischen Diözesanbibliotheken und -archiven einnehmen. Es werde der historische und kulturelle Reichtum der Diözese Regensburg dokumentiert und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit – weit über Bayern hinaus – gebracht.

Carl Proske begründet „Regensburger Tradition“

Die Proskesche Musiksammlung der Bischöflichen Zentralbibliothek gilt – nach der Bayerischen Staatsbibliothek in München – als eine der renommiertesten musikalischen Altbestandssammlungen in Bayern und Deutschland. Mit dem Aufbau seiner Musikaliensammlung verfolgte der Kanoniker an der Alten Kapelle, Carl Proske, das Ziel, die Kirchenmusik als integrierenden Bestandteil der Liturgie auf der Grundlage der altklassischen Vokalpolyphonie wieder zu etablieren. Er initiierte damit eine kirchenmusikalisch-liturgische Reform, die in die Bewegung des Regensburger Cäcilianismus einmündete und die bis heute gepflegte „Regensburger Tradition“ begründete. Um seine Absicht zu verwirklichen und das hierzu erforderliche musikalische Material bereitstellen zu können, erwarb Proske seit 1829 hochkarätige Musikdrucke und -handschriften überwiegend vokalpolyphoner Kompositionen des 16. und 17. Jahrhunderts.

Der Buchmayer-Codex - ein Chorbuch von 1560

Aus diesem reichen Bestand wurden acht Handschriften ausgewählt und in Kooperation mit der Regensburger Universitätsbibliothek und dem Bayerischen Bibliotheksverbund digitalisiert. Die Auswahl fiel zum einen auf repräsentative Manuskripte Regensburger Provenienz, zum anderen auf solche von überregionaler Bedeutung. Darunter der großformatige Buchmayer-Codex, ein Chorbuch von 1560 aus der Feder des Regensburger Kantors Johann Buchmayer mit Motetten und Messenkompositionen. Daneben steht ein fünfteiliger Stimmbuchsatz des Regensburger Bürgers Wolfgang Küffer. Diese Bände sind ein aufschlussreiches Zeugnis für humanistisch-bürgerliches Musizieren im 16. Jahrhundert und bieten zugleich ikonographische und literarische Stammbucheinträge. Unter den international gefragten Handschriften findet sich der Pernner-Codex, der unter anderem mehrere Motetten des Hofkomponisten Kaiser Maximilians I., Ludwig Senfl, singulär überliefert und auch ein französisches Chanson des komponierenden Medici-Papstes Leo X. enthält. Eine von dem gebürtigen Regensburger Andreas Pleninger im österreichischen Gmunden geschriebene Orgeltabulatur bietet Intervolierungen von Vokalsätzen und weitere Stimmbücher geben Beispiele für die Instrumentierungspraxis von Vokalmusik im 16. Jahrhundert.

Alle Handschriften können eingesehen werden unter der Adresse: https://www.bavarikon.de/search?idp=BBR-MUS&lastmod=2022-07-27

 

Text und Bild: Dr. Raymond Dittrich, Bischöfliche Zentralbibliothek



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