Musik und Gesang gehören zum Vollzug der Liturgie – Weihbischof Josef Graf segnete restaurierte Glocken und die Orgel der St. Anna-Kirche in Neustadt an der Donau
Erst Anfang Juli letzten Jahres war die gleich in der Nähe der Stadtpfarrkirche St. Laurentius befindliche Kirche St. Anna in Neustadt an der Donau renoviert und feierlich wiedereröffnet worden. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, gab es erneut etwas zu feiern: die Segnung der restaurierten Glocken und der neuen Orgel durch Weihbischof Josef Graf. Und die dreimanualige und 16 Register umfassende Sandtner-Orgel war dann auch gleich bei festlicher Kirchenmusik von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart gefordert.
Bei strahlendem Sonnenschein zogen die zahlreichen Ehrengäste, die Abordnungen des Frauenbundes und der Christlichen Bauernbruderschaft sowie die Pfarrmitglieder in einer Prozession von der Pfarrkirche St. Laurentius zur St. Anna-Kirche. Hier hieß Stadtpfarrer und Regionaldekan Monsignore Johannes Hofmann die Ehrengäste sowie die mit der Glockenrestauration und dem Orgelbau befassten Personen willkommen und wies auch auf das gute Miteinander von kirchlicher und weltlicher Gemeinde hin. Dies drückt sich in Neustadt in ganz besonderer Weise aus, denn es gibt vom benachbarten Rathaus einen direkten Durchgang zur St. Anna-Kirche.
Da die beiden Glocken bereits zuvor in Funktion waren, war eine Salbung nicht nötig, klärte Weihbischof Graf auf. Es genügte eine Segnung von unten, d. h. vom Bürgersteig vor dem Eingang der St. Anna-Kirche. Seit 2004 war die bisher benutzte Glocke verstummt, nun wurde auch die zweite Glocke restauriert und reaktiviert, sodass nun zwei Glocken zu den Gottesdiensten und Andachten in die St. Anna-Kirche einladen. Nach der Segnung durch den Weihbischof ließ Pfarrer Hofmann die zwei Glocken der St. Anna-Kirche und auch die der Laurentius-Pfarrkirche via Fernbedienung zum Sonntagseinläuten erklingen.
Wie angegossen
Nach der Glockensegnung begaben sich Weihbischof Graf und Stadtpfarrer Hofmann auf die Empore der St. Anna-Kirche. Denn die Orgelweihe war der bedeutendere Teil der Zeremonie, hatte doch dieses Gotteshaus bisher keine Orgel. Es ist auch kein Neubau. Das Instrument befand sich zuvor in Benediktbeuern in dem dort als Hauskapelle der Salesianer Don Bosco dienenden Kurfürstensaal im Südtrakt des Klosters. Die Orgel hat 16 Register und drei Manuale, eines davon ist ein Koppelmanual. Die bekannte, in Dillingen angesiedelte Firma Sandtner hat das Instrument gebaut. Deren Orgelbaumeister Norbert Bender war ebenso vor Ort wie der stellvertretende Kirchenmusikdirektor des Bistums Regensburg Thomas Löffelmann. Und diese zwei Männer waren auch in erster Linie verantwortlich dafür, dass diese Orgel nun in der St. Anna-Kirche in Neustadt an der Donau ihren Dienst tut. Die Sandtner-Orgel war sozusagen „zu haben“ und passte beinahe wie angegossen in die St. Anna-Kirche.
Glocken und Orgeln rufen zum Gottesdienst
Glocken und Orgeln, „beides sind Instrumente, die uns zur Begegnung mit Christus einladen und zum Gottesdienst rufen“, führte Weihbischof Graf in seiner Predigt aus. Die erste – indirekte – Begegnung Johannes des Täufers und Jesu beim Besuch Marias bei Elisabeth beschrieb der Weihbischof als eine ganz besondere Form der Begegnung. Und um Begegnung gehe es ja im christlichen Leben, im Glaubensvollzug, im Gottesdienst. Auch wies er auf die Rolle der Glocken und der Orgel während des Gottesdienstes – bei der Wandlung und als Basis festlichen Gesangs – hin. Anhand von Zitaten Papst Benedikts XVI. verdeutlichte der Weihbischof, dass Musik und Gesang mehr als nur eine Verzierung bzw. Umrahmung des Gottesdienstes sind. Sie gehören zum Vollzug der Liturgie, sie sind selbst Liturgie. Besonders die Orgel beinhalte „alle Töne der Schöpfung“, alle Nuancen von Freude bis Leid und weise damit auf das Göttliche hin.
In Bezug auf die Begegnung Marias mit Elisabeth wies der Weihbischof auf das Magnifikat hin, das zum offiziellen Stundengebet bzw. Brevier der Kirche geworden ist und in besonderer Weise die Armen, Hungernden, Unterdrückten und Benachteiligten in den Blick nimmt. „Das sind Töne, die jeder Gläubige für sich selbst übersetzen muss“, empfahl Weihbischof Graf. Für die vor allem in Südamerika beheimatete Theologie der Befreiung sei das Magnifikat fast zu einem „Grundmanifest“ geworden. Ein harmonischer Klang stehe zudem immer auch für Ausgeglichenheit, die Pfeifen und Register einer Orgel für die Vielfalt in der Kirche, so der Weihbischof abschließend.
„Sechser mit Zusatzzahl“
Von einem „Sechser mit Zusatzzahl“ sprach beim anschließenden Umtrunk Thomas Löffelmann, der stellvertretende Kirchenmusikdirektor des Bistums Regensburg im Blick auf die Auswahl und Anschaffung dieser Orgel. Ihm war bekannt, dass die Pfarrei St. Laurentius für die Anna-Kirche eine Orgel sucht. Eines Tages habe ihn Orgelbaumeister Norbert Bender angerufen, dass er eine Orgel habe und ob Löffelmann eine passende Kirche dafür wüsste. Und die St. Anna-Kirche in Neustadt an der Donau passte.