Regensburg, 16.08.2023
Jeden Mittwoch stellen wir einen Verband oder eine geistliche Gemeinschaft aus dem Diözesankomitee auf der Bistumshomepage vor. Wir wollen damit auf die Buntheit und Vielfalt des geistlichen Lebens in unserem Bistum hinweisen. Heute stellen wir Ihnen die Caritas im Bistum Regensburg vor.
Name, Gründungsdatum (evtl. Gründungsgeschichte) und Zahl der Mitglieder/Mitwirkenden des Verbandes:
Der Caritasverband für die Diözese Regensburg ist als eingetragener Verein im Vereinsregister des Amtsgerichtes Regensburg unter dem Namen „Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V.“ (Diözesan-Caritasverband Regensburg e.V.) eingetragen. Er wurde am 26. Juli 1922 gegründet und konnte damit im letzten Jahr sein hundertjähriges Bestehen feiern.
Seit 1906 hatte der damalige Regensburger Bischof Antonius von Henle widerholt den Wunsch nach Schaffung eines Caritasverbandes geäußert. Nachdem am 26. November 1908 im Bischofshof zu Regensburg eine vorbereitende Versammlung stattgefunden hatte, an der auch der Gründer und erste Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Lorenz Werthmann, teilgenommen hatte, rief Prälat Johann Baptist Mehler im Juli 1910 einen provisorischen Regensburger Caritasverband ins Leben. Domkapitular Robert Reichenberger konstituierte auf dieser Basis im Auftrag von Bischof von Henle am 10. März 1916 einen neu organisierten Caritasverband für die Stadt Regensburg. Der von Stiftskanonikus Michael Daubenmerkl geführte Verband übernahm im Ersten Weltkrieg insbesondere die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern vor allem für Kinder und Jugendliche. Bereits ab 1920 übernahm der Stadt-Caritasverband die Weiterleitung, Verteilung und Vermittlung von ausländischem Geld und Sachspenden über die gesamte Diözese hinweg. Dies führte zu einer bistumsweiten Organisation des Caritasverbandes nach dem Vorbild in den sieben anderen Bistümern Bayern, in denen bereits ein Diözesan-Caritasverband bestand.
Im Januar 1921 wurde eine Diözesan-Caritasstelle eingerichtet, die bereits im gleichen Jahr eine Lebensmittelsammlung mit Waren im Wert von drei Millionen Reichsmark durchführte. Am 26. Juli 1922 beschlossen „47 Hochwürdige Herren aus den verschiedenen Teilen der Diözese Regensburg (…) die Gründung eines Caritasverbandes der Diözese Regensburg. Am 12. Februar 1923 wurde der Verein im Vereinsregister beim Amtsgericht Regensburg eingetragen. Erster Vorsitzender und bis zu seinem Tod 1940 auch faktischer Direktor wurde Domkapitular Robert Reichenberger. 1924 erhielt die Regensburger Caritas in der Person des Priesters Ludwig Fischl (1891 – 1977) den ersten Caritassekretär, den 1926 Johann Baptist Nickl (1892 – 1929/ab 1928 mit dem Titel „Caritasdirektor“) nachfolgte. 1929 übernahm Michael Prem (1896 – 1980) von 1940 bis 1968 die Funktion des Diözesan-Caritasdirektors.
Das Festhalten an christlichen Werten gegen die Repressalien der Nationalsozialisten sollte sich nach den Zweiten Weltkrieg im Vertrauen der Alliierten Westmächte auszahlen. Die Caritas wurde im ostbayerischen Raum mit vielen Aufgaben betraut, die die Versorgung der Bevölkerung, das Verteilen von Carepaketen und andere Hilfsgüter betraf. In der Nachkriegszeit wurde ein besonderes Augenmerk der Sorge für Heimkehrer und Flüchtlinge gewidmet. Die folgenden Jahre und Jahrzehnte brachten staatlichen und gesellschaftlichen Aufbau sowie wirtschaftliche Expansion. In den Jahren ab 1960 bis Mitte der 80er Jahre wurden zahlreiche Bauwerke (insbesondere viele Alten- und Pflegeheime) in Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes Regensburg errichtet. In allen Landkreisen wurden Kreis-Caritasverbände als eigene eingetragene Vereine etabliert und als Geschäftsstelle Sozialzentren ausgebaut bzw. neu errichtet. Heute ist der Diözesan-Caritasverband Regensburg als Wohlfahrtsverband der Katholischen Kirche Träger von zahlreichen Einrichtungen und Diensten und unterhält Altenheime, Beratungsstellen, Sozialstationen, Krankenhäuser, Kindergärten und viele weitere Dienste. Als Anwalt für Benachteiligte fördert er das soziale Bewusstsein der Bevölkerung und nimmt Stellung zu aktuellen sozialpolitischen Fragen. Darüber hinaus bildet er an Schulen und Akademien Nachwuchs für soziale Berufe aus und fördert eine dauerhafte qualitätsvolle Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter dem Dach der Caritas in der Diözese Regensburg sind derzeit über 900 verschiedene Einrichtungen und Dienste organisiert, die von ca. 23.000 Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrieben werden.
Was uns bewegt:
In der Präambel der Satzung des Caritasverbandes ist das Motiv der Arbeit für die Caritas wie folgt zusammengefasst: „Tätige Nächstenliebe ist zunächst die persönliche Aufgabe jedes Christen, aber auch Auftrag einer jeden christlichen Gemeinschaft und Gemeinde. Aufmerksam und hellhörig für die Mitmenschen zu sein und durch konkrete Hilfe den vielfältigen Notlagen zu begegnen, findet seinen Ursprung in der helfenden und heilenden Zuwendung Gottes zum Menschen. In vielen Krisensituationen und Notlagen bedarf es einer besonderen Form der fachlich qualifizierten Hilfe und Begleitung. Im Sinne des im Evangelium begründeten Auftrags engagiert sich die verbandliche Caritas als Wohlfahrtsverband der Katholischen Kirche im Bistum Regensburg mit vielfältigen Diensten, Einrichtungen und Projekten.“ Damit erfüllt der Diözesan-Caritasverband auch einen Auftrag des Bischofs von Regensburg, unter dessen Schutz und Aufsicht er steht.
Was uns von anderen Verbänden/Gemeinschaften unterscheidet:
Die Caritas als Erfüllung des Liebesgebotes Christi gehört zusammen mit Verkündigung und Liturgie zu den Grunddiensten der Kirche. Sie ist nicht einfach nur soziales Handeln, sondern ist als Mitarbeit am Architekturplan Gottes für diese Welt zu sehen. Durch Caritas bekommt Kirche ein Gesicht.
Neben der verbandlich organisierten Caritas vollzieht sich die konkrete Caritasarbeit auch in den Pfarrgemeinden als sogenannte „Gemeindecaritas“. Diese gemeindebezogene und solidaritätsstiftende Arbeitsweise schafft Nähe zu den Nöten unserer Zeit, ermöglicht Gemeinschaft, ein mitmenschliches Zusammenleben und Teilhabe.
Darauf sind wir besonders stolz:
In der Vergangenheit ist es immer gelungen, konkrete Antworten auf die sozialen Nöte der jeweiligen Zeit zu finden. Sowohl die ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen als auch die hochprofessionellen Dienste und Einrichtungen der verbandlichen Caritas konnten immer zielgerichtet und flexibel auf soziale Bedarfe reagieren und die notwendigen finanziellen Mittel durch erwirtschaftete Ressourcen, Sammlungsgelder und finanzielle Unterstützung durch das Bistum zur Verfügung stellen. Die Caritas in der Diözese bietet Hilfen „von der Wiege bis zur Bahre“. Niederschwellige Dienste, ehrenamtliche Angebote und Selbsthilfegruppen sind ebenso Teil des Portfolios des Diözesan-Caritasverbandes wie professionell geleistete Altenhilfe und Hochleistungsmedizin im Krankenhaus St. Josef und im Krankenhaus St. Lukas.
Unsere konkreten Aktionen bzw. eine konkrete Aktion in der Vergangenheit:
Das zurückliegende Jahr war insbesondere geprägt durch die 100-Jahr-Feier des Diözesan-Caritasverbandes Regensburg, das in vielfältiger Weise begangen wurde. Neben einer Festveranstaltung im Kolpinghaus Regensburg und einem Festgottesdienst mit Diözesan-Bischof Rudolf Voderholzer fand ein dreitägiges Fest auf dem Kornmarkt in Regensburg statt. Durch einen Staffellauf wurde eine Brücke zur Partnerdiözese Pilsen geschaffen, und damit auch ein Bezug zur internationalen Arbeit der Caritas hergestellt. In einem Blog wurde unter www.100jahrecaritas.de jeden Tag des Kalenderjahres 2022 eine besondere Aktion, ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin oder ein sonstiges Event aus der Caritas im Bistum vorgestellt. Damit wurde es ermöglicht, nicht nur die öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ins Licht zu rücken, sondern das Augenmerk auf diejenigen zu legen, die tagtäglich die konkrete Hilfe leisten.
Unsere Anliegen und Wünsche für die Zukunft:
Im Zuge zurückgehender finanzieller Mittel ist es für den Diözesan-Caritasverband Regensburg ein großes Anliegen, die Dienste und Einrichtungen, die oft für die Menschen von existenzieller Bedeutung sind, weiter aufrecht erhalten zu können. Zudem sind wir in der Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Caritasverband Regensburg als bisher zuverlässigen Dienstgeber sehen und auch in Zukunft darauf vertrauen, dass sie im Caritasverband einen sicheren Arbeitgeber finden. In nahezu allen Diensten, aber insbesondere in der Alten- und Krankenpflege und im Kindergartenbereich macht vor allem der Mangel an Fachkräften große Sorgen. Darüber hinaus wäre eine höhere Wertschätzung und Anerkennung des Ehrenamtes für unsere Dienste und Einrichtungen ein Ziel, das nicht nur der Verband, sondern die Gesellschaft voranbringen müsste. Ein wichtiges Ziel ist jedoch die Hoffnung, dass die Caritas in der Diözese Regensburg auch in Zukunft die richtigen Antworten auf die Bedarfe von Hilfebedürftigen und Notleidenden findet.
Hier können Sie uns finden:
Facebook: Caritas Regensburg
Instagram: caritas.regensburg
Interview: Christian Beirowski