„Mit Gott fang an, mit Gott hör auf“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert Pontifikalamt anlässlich des 350. Weihetags der Stadtpfarrkirche Deggendorf
(pdr) Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt feierte am Kirchweihsonntag den 350. Weihetag ihres Gotteshauses. Aus diesem Anlass hielt Bischof Gerhard Ludwig Müller dort einen Pontifikalgottesdienst. In seiner Predigt blickte der Bischof auf die vergangenen 350 Jahre zurück, ein Zeit, die ungefähr 15 Generationen umfasst. „Bei einem Blick in die Kirchenbücher wird so mancher Deggendorfer seine eigene Familiengeschichte wiedererkennen“, sagte der Bischof. Schon damals hätten sich junge Leute am Traualtar vor Gott gestellt, schon damals hätten sie den Priester gebeten, dass er das Kind tauft, dem sie das Leben geschenkt haben. In der Feier der Sakramente machten die Menschen die Erfahrung, dass Gott uns begleitet: „Gott ist Emmanuel, er wendet sich uns sichtbar, hörbar, fühlbar mit seiner Gnade zu.“
Um diese sakramentale Gnade auch heute zu erfahren, sei es entscheidend, „mit der innersten Haltung unseres Seins und Lebens Gott zu antworten und den Willen Gottes zu tun“, ermutigte Bischof Gerhard Ludwig die Gemeinde. „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der schönste Lebenslauf.“
Die Menschen damals, so führte der Regensburger Oberhirte aus, waren bedroht durch die innere Zerrissenheit des Glaubens, der im Dreißigjährigen Krieg seinen Niederschlag fand. Jetzt sei die Situation anders, wies der Bischof hin: „Der evangelische Pfarrer feiert heute mit.“ Später habe dann die Aufklärung mit ihrer antichristlichen und antikirchlichen Einstellung vermittelt, allein mit menschlicher Vernunft könne man die Welt regeln. „Die Menschen haben es auch erlebt im Kommunismus und Nationalsozialismus: Die Selbsterlösungslehren haben verheerende Wirkung.“ Die aktuelle weltweite Finanzkrise sei ebenso ein Hinweis auf ein falsches Weltbild.
Von den Vorfahren, derer der Bischof im Gottesdienst mit Dankbarkeit im Gebet gedachte, könne man die Gewissheit lernen: „Im Leben und im Sterben bin ich geborgen in der Hand Gottes. Wer sich auf ihn verlässt, wird niemals in den Abgrund der Sinnlosigkeit, des Todes und des ewigen Verderbens fallen.“
Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Kolping-Haus ein Stehempfang statt. Dort hielt Prof. Dr. Lutz Berendt einen Festvortrag über die Geschichte der Bautätigkeit. Das Gotteshaus Mariä Himmelfahrt war im Jahr 1658 durch den Regensburger Weihbischof Franz Denich eingeweiht worden. Ein besonderer Glücksfall für Deggendorf war der Erwerb des prächtigen spätbarocken Hochaltars von Matthias Seybold (1696-1765) aus dem Dom zu Eichstätt, der dort aufgrund der Regotisierung der Kirche veräußert wurde. Der Altar hat ein Gewicht von 147 Tonnen und kostete 35.000 Reichsmark. Für den Transport von Eichstätt nach Deggendorf im Jahre 1889 waren vierzehn Eisenbahnwaggons erforderlich.
Zudem nutzte der Regensburger Oberhirte seinen Pastoralbesuch in Deggendorf, um StDir. a.D. BGR Adolf Wolfram (geb. 1913/ Weihe 1946) im Vinzenzheim zu besuchen.