Mit Freude im Gepäck auf großer Reise - Rund 400 Personen reisen mit dem Sonnenzug der Caritas
Es ist halb acht Uhr morgens am Regensburger Hauptbahnhof. Die „Deigner Musi“ verwandelt mit ihrer Blasmusik Gleis 1 in ein kleines Volksfest. Menschen rufen sich von weitem ihre Wiedersehensfreude zu. Das Thermometer zeigt bereits über 20 Grad. Für den Tag ist Sonne pur angesagt. Kein Wunder: Der Sonnenzug der Caritas ist startklar. Jedes Jahr am ersten Julisamstag ist es soweit. In wenigen Stunden erwartet die Sonnenzügler das wunderschön gelegene Benediktbeuern. Es ist der einzige Ort in Deutschland, der in seinem Namen „Benedikt“ trägt.
Zum 47. Mal organisierte die Caritas Regenburg diese Urlaubsfahrt für alte und junge Menschen, die gehandicapt sind, Betreuung und Hilfe brauchen, oder sich eine solche Fahrt sonst nicht leisten könnten. Die meisten Gäste und Helfer sind seit mehreren Jahren mit dabei. In diesem Jahr haben sich 400 Gäste angemeldet, darunter etwa 60 Rollstuhlfahrer. Jeder fühlt sich an diesem Tag gut aufgehoben in der großen Sonnenzug-Familie. Auch in diesem Jahr ließen es sich Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, Landrätin Tanja Schweiger und Landtagsabgeordneter Dr. Franz Rieger nicht nehmen, den Ausflüglern persönlich gute Wünsche mit auf den Weg zu geben. Pünktlich um 7.31 Uhr ertönte das Startsignal für den Zug von Agilis.
Fröhlich sein und Gutes tun
Der Weg nach Benediktbeuern führte über Landshut, Freising, München, vorbei am Starnberger See. Die 3500-Seelen-Gemeinde begeistert durch seine attraktive Lage im Herzen Oberbayerns zwischen Benediktenwand und Loisach-Kochelsee-Moor. Schon von weitem grüßen die Zwiebeltürme der Basilika. Noch heute gilt der Ort mit seinem über 1000 Jahre alten Kloster als geistiger und kultureller Mittelpunkt im Tölzer Land. Bereits am Bahnsteig begrüßten Mesner und Ministranten mit Fahnen die Ausflügler aus Regensburg. Die Klosteranlage ist nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt. In der angenehm kühlen Klosterkirche feierten die Sonnenzugteilnehmer dann eine feierliche Messe.
„An einem Tag wie diesem dürfen wir uns vor Augen führen, dass Gott auf unserer Seite steht, und dass alles gut ist, so wie es ist“, sagte Caritasdirektor Dr. Roland Batz in seiner Predigt. Menschen brauchten Freude und Freunde und erhielten dadurch in der Gemeinschaft auch ein Stück Heilung. „Der Sonnenzug reißt uns aus unserem Alltag, bringt uns auf andere Gedanken und macht uns fröhlich“, sagte er. Das sei ganz im Sinne des Priesters Johannes Bosco, der eben genau das meinte, wenn er sagte: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. Wenn Gott an unserer Seite ist, dann könnten die Spatzen, die Nörgler und Besserwisser ruhig pfeifen, so Batz. Seit 1930 wirken in Benediktbeuern die Salesianer Don Boscos, eine katholische Ordensgemeinschaft, die sich weltweit im Sinne ihres Gründers für junge Menschen einsetzt. Der Caritasdirektor dankte allen Helfern, die an diesem Tag anderen Menschen fröhlich etwas Gutes tun.
Logistische Meisterleistung
Trotz Temperaturen jenseits der 35 Grad-Marke gab es keine Probleme; auch aufgrund der guten Organisation. Nach der Messe in der kühlen Klosterkirche boten die Kloster-Arkaden einen wohltuenden Schatten. Da schmeckten das frisch gezapfte Klosterbier, die Leberspätzlesuppe und das Schnitzel mit Salat. Innerhalb einer halben Stunde hatten alle 400 Leute ihr Essen auf dem Tisch. Nach anschließendem Kaffee und Kuchen konnte jeder nach Lust und Laune seinen Aufenthalt im Kloster gestalten. Angeboten wurden eine Führung durch die Anlage, in der Kirche oder auch nur durch den im Labyrinth angelegten Kräuter- und Meditationsgarten.
Sonnenzug-Chefin Brigitte Weißmann sah zufriedene und fröhliche Gesichter. Um nichts anderes geht es nämlich an diesem Tag. „Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen, es soll ihnen an nichts fehlen. Und wenn heute neue Bekanntschaften, vielleicht sogar Freundschaften entstehen, dann haben wir alles richtig gemacht“, sagt Weißmann. Zusammen mit ihrem Team arbeitet sie seit vielen Monaten für diese Aktion. Von früh morgens bis spät abends müssen am Tag selber die organisatorischen Rädchen ineinander greifen.
Gemeinsam unterwegs
Chance für gemeinsame Zeit: Martin (45) aus Altessing ist an diesem Sonnenzug-Samstag mit seiner Katrin (36) unterwegs. Unter der Woche sehen sie sich nicht so oft. Sie telefonieren aber jeden Abend miteinander. Und wenn der FC Bayern spielt, schauen sie das immer gemeinsam an. Wochentags arbeitet Martin in den Kelheimer Werkstätten. Die Rollenübergänge für Krones oder Zubehörteile für die Firma Wolf müssen schließlich termingerecht fertig werden. „Ich hab heuer mein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert“, sagt er stolz. Neben einer kleinen Zulage zum Lohn gab‘s dafür eine Einladung zu einer Feier. Da durfte er seine Katrin mitnehmen. Im Sonnenzug sind die beiden einfach nur glücklich, wieder gemeinsame Stunden zu verbringen und viel Neues sehen zu können. „Wir fahren nächstes Jahr wieder mit, na klar“, sagen sie beide. Die Caritas organisiere diese Fahrt so toll.
120 ehrenamtliche Helfer lesen jeden Wunsch von den Lippen ab
Knapp 400 Gäste reisten bereits seit den frühen Morgenstunden aus dem Großraum Regensburg, Kelheim und Cham an. Die Teilnehmer aus Cham wurden bereits ganz früh auf ihrem Weg nach Regensburg von Maltesern begleitet. Etwa 120 Ehrenamtliche von Caritas und Malteser sorgten für die Logistik und halfen den weniger mobilen Gästen. Ein Team aus drei Ärzten stand für eventuelle Notfälle jederzeit zur Verfügung. Bei solchen Temperaturen war ausreichend Flüssigkeit das oberste Gebot der Stunde. Mehr als 1000 Liter Wasser wurden deshalb an Bord des Zuges geschafft und den durstigen Teilnehmern regelmäßig gereicht. „Ich finde, dass unsere Gesellschaft viel zu sehr leistungsorientiert ist. Was der Wirtschaft dient, wird gemacht. Dabei bleiben aber zu viele Menschen auf der Strecke“, sagt die 19-jährige Jaqueline. Sie war eine von vier Schülerinnen des Regensburger Mariengymnasiums, die sich als Helferinnen gemeldet haben. Sie nahm sich dafür gerne am Wochenende Zeit. Nicht von allen Freunden und Bekannten erntete sie dafür Bewunderung, aber schon von den allermeisten. Von den Menschen beim Sonnenzug bekommt sie ein Lächeln und viel Dankbarkeit. „Da geht einem das Herz auf und da weiß man, warum man das tut“, sagt sie.
Kurz vor der Rückfahrt nach Regensburg muss es schnell gehen: Innerhalb von 20 Minuten müssen alle 400 Gäste, der Getränkenachschub, 60 Rollstühle und unzählige Rollatoren im Zug sein. Länger kann der normale Zugverkehr nicht mehr blockiert werden. Aber mit der Routine von über 40 Jahren Sonnenzug wurde auch diese Herausforderung von den Helfern gemeistert. Auf der Heimreise konnten dann alle in den klimatisierten Wagen wieder runterkühlen. Das Sonnenzug-Quintett sorgte zusätzlich für gute Stimmung an Bord.
Ohne größere Vorkommnisse fuhr um halb acht Uhr abends der Agilis wieder im Regensburger Bahnhof ein. Der Sonnenzug war wieder ein Tag mit zahlreichen fröhlichen Begegnungen. Und auch für die Helfer war klar: Es hat sich wieder gelohnt, den freien Samstag für den Sonnenzug zu investieren!
Informationen zum Sonnenzug und viele Bilder finden Sie auf der <link http: www.caritas-regensburg.de sonnenzug _blank external-link-new-window der>Website des Diözesan-Caritasverbandes.