Mit Bildung in eine bessere Zukunft Myanmars - Gemeinsames Projekt des Bistums, des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes, der Bistümer in Myanmar und der Assumption University in Bangkok
„Ohne die Unterstützung aus dem Bistum Regenburg könnten wir alle nicht hier in Bangkok studieren, uns persönlich weiterentwickeln und später in unserer Heimat Myanmar die Kirche fachkundig unterstützen. Richten Sie unseren Dank an den Bischof und die Gläubigen im Bistum Regensburg aus!“ Der Dank der jungen Frau ging im November letzten Jahres an eine Delegation des Bistums Regensburg und des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD), die sich an einem Abend mit 15 Studentinnen und Studenten aus Myanmar, dem früheren Birma, in einem kleinen Häuschen nahe dem Zentrum von Bangkok getroffen hat. Für sie alle finanziert das Bistum Regenburg den Lebensunterhalt während des Studiums. Die international renommierte kirchliche „Assumption University“ der Montfort Brothers erlässt ihnen die Studiengebühren und das Asienreferat des KAAD übernimmt die Auswahl der Stipendiaten sowie die organisatorische Abwicklung. Mit diesem Projekt reagierten das Bistum Regensburg und der KAAD vor 10 Jahren auf die ganz besondere politische und kirchliche Situation in dem seit vier Jahrzehnten von Militärs regierten und stark buddhistisch geprägten Land. In den Blick der Weltöffentlichkeit gerückt ist es in den letzten Jahren durch den verheerenden Zyklon Nargis mit über 200.000 Toten, die gewaltsam niedergeschlagenen Proteste, die Wahlen im November letzten Jahres sowie den Prozess und die Freilassung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.
Bildung als Schlüssel für kirchliche und gesellschaftliche
Entwicklung
Höhere Bildungsabschlüsse, die auch international anerkannt werden und ein Weiterstudium im Ausland ermöglichen, sind für Katholiken in Myanmar kaum erreichbar. Die Katholische Kirche ist mit gut einer halben Million Gläubigen unter 50 Millionen Buddhisten eine kleine, aber sehr aktive Minderheit. Sie braucht in einem der ärmsten Länder der Welt gerade im caritativen Bereich fachlich gut ausgebildete Laien für ihr christliches Zeugnis. Auch in einer zukünftigen Zivilgesellschaft, auf die viele hoffen, sollen gut qualifizierte und international erfahrene Christen eine Rolle spielen und die Gesellschaft mitgestalten. Auf diesem Hintergrund hatte Bischof Gerhard Ludwig Müller 2003 beim Besuch von Erzbischof Matthias U Shwe von Taunggyi betont: „Weltweit wird von Regierungen der Entzug von Bildung als Waffe gegen die eigene Bevölkerung verwendet. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln wollen wir etwas dagegen tun.“
Die Erfolge der Unterstützung aus Regensburg sind greifbar
Dass die Unterstützung aus Regenburg die Studentinnen und Studenten nicht nur persönlich weitergebracht hat, konnten die Besucher aus Deutschland dann bei einem dreitägigen Besuch in Yangon, der früheren Hauptstadt Birmas in zahlreichen Begegnungen lebendig erfahren. 35 Stipendiaten haben bisher ihr Studium in Thailand abgeschlossen und sind alle nach Myanmar zurückgekehrt. „Eine ideale Quote, in der sich die Förderunsarbeit des KAAD auf das Beste spiegelt“, so Dr. Heinrich Geiger, der Asienreferent des KAAD. Die Zahl zeige, wie groß das Verantwortungsbewusstsein der Stipendiaten für die eigene Kirche ist. Alle haben sich verpflichtet drei Jahre für die Kirche zu arbeiten. Viele sind länger im kirchlichen Dienst. Manche sind nach einigen Jahren zu internationalen Nichtregierungsorganisationen oder in Botschaften gewechselt, einige arbeiten in Deutschland mit Unterstützung des KAAD an ihrer Promotion. Gerade unter dem Aspekt, langfristig vielfältig in die Gesellschaft hinein zu wirken, sind die Arbeitsfelder außerhalb der Kirche ein wichtiger Aspekt des Stipendienprogramms, das von der Diözese Regensburg und dem KAAD gemeinsam durchgeführt wird.
Assumption Universität in Bangkok unterstützt das Solidaritätsprojekt weiter
Im Gespräch der Delegation des KAAD mit der Leitung der Assumption University sagte deren Präsident Rev. Brother Bancha Saenghiran Ph.D. zu, dass die von seinem Orden getragene internationale Einrichtung auch in Zukunft den vom Bistum Regensburg unterstützten und vom KAAD ausgewählten Stipendiaten die Studiengebühr erlassen wird. Dies sei für den Orden ein Zeichen der Solidarität mit der Kirche und den Christen im Nachbarland, die unter ausgesprochen schwierigen Bedingungen ihren Glauben leben. In den vergangenen zehn Jahren hätte sich gezeigt, dass diese Studenten trotz mancher verständlicher Anfangsschwierigkeiten mit großem Erfolg ihr Studium absolvieren. Diese kirchliche Universität hat 20.000 Studierende aus über 60 Nationen.
Fachpersonal für Caritas, Verwaltungsorganisation und Bildungszentren
Die Auswahl der Stipendiaten, von denen mehr als die Hälfte weiblich sind, erfolgt in enger Abstimmung mit den Bischöfen und den besonderen Bedürfnissen der 15 Bistümer in Myanmar. Im Mittelpunkt der Regensburger Förderung stehen Laien. Die Priesterausbildung und der Ordensnachwuchs werden aus anderen Quellen unterstützt. Bei einem Treffen mit der gerade tagenden Konferenz der Caritasdirektoren wurde der wichtige Beitrag zahlreicher Stipendiaten für die Entwicklung der Caritas, des Gesundheitswesens und der ländlichen Entwicklung hervorgehoben. Durch Ausbildungen im Gesundheitswesen, in der Verwaltung, im Management oder in einer ökologisch und ökonomisch verträglichen Landwirtschaft konnten in den letzten Jahren viele Projekte effektiv durchgeführt werden. In den entlegenen ländlichen Gebieten sorgen Brunnen und Wasserverteilsysteme dafür, dass die Sterblichkeit vor allem der Kinder deutlich zurückgeht. In Kindergärten erleben die Kinder moderne Pädagogik statt frührem Drill. Ausbildungszentren entstehen und Ausbildungsmaterial für andere Erzieherinnen und Erzieher wird entwickelt. Krankenstationen arbeiten dort, wo sonst keine medizinische Hilfe hinkommt. Landwirtschaftliche Programme helfen, die Erträge sinnvoll zu steigern.
In kirchlichen Erziehungszentren mehrerer Diözesen lehren Stipendiaten Geschäftsenglisch und halten Computerkurse. Allein mit dem, was vor allem in ländlichen staatlichen Schulen gelernt wird, gibt es bei Firmen kaum einen Arbeitsplatz von dem man leben kann. Mit diesen Zusatzausbildungen öffnen sich ganz neue Perspektiven für ein gelingendes Leben. Ein Ausweg aus einer für uns unvorstellbar hohen Arbeitslosigkeit tut sich auf.
Bewährungsprobe bei der Überschwemmungskatastrophe
Auch in den Bistumsverwaltungen und in der Caritaszentrale sind die Stipendiaten gefragte Mitarbeiter. Mit ihrer Ausbildung haben sie bei der Entwicklung von Programmen, deren Unterstützung durch internationale Hilfsorganisationen, deren Evaluation und Abrechung eine wichtige Funktion. So hatte zum Beispiel eine gut organisierte einheimische Caritas bei der Hilfe unmittelbar nach dem Wirbelsturm eine ganz entscheidende Bedeutung. Ausländische Helfer durften nicht ins Land. Mehrere Stipendiaten waren dabei im Einsatz. Heute arbeiten sie nicht mehr im Katastropheneinsatz, sondern im langfristigen Wiederaufbau, zum Beispiel bei einem Programm, das die ertrunkenen Zugochsen ersetzen soll. Lediglich ein Priester hat eine psychologische Zusatzausbildung im Stipendienprogramm absolviert. Er ist Seelsorger in den Flüchtlingslagern auf thailändischem Gebiet. Zehntausende aus den Bergstämmen, unter denen es überdurchschnittlich viele Christen gibt, fliehen seit Jahrzehnten vor Bürgerkriegen aus ihrer Heimat Myanmar nach Thailand.
Hoffnungsträge für Kirche und Gesellschaft
„Sie kommen aus Regenburg! Ihren Bischof habe ich vor kurzem bei der Vollversammlung des Päpstlichen Kulturrats in Rom getroffen“, schlägt der Erzbischof von Yangon, Charles Bo, beim Treffen gleich einen Bogen um die halbe Welt. Für ihn ist die Mitarbeit der vom Bistum Regensburg unterstützten Stipendiaten eine unverzichtbare Hilfe geworden - ob es in seinem Sekretariat um die internationalen Kontakte geht, um die Organisation im Ordinariat oder um die Jugendpastoral in der Drei-Millionenstadt und dem Umland. Er hofft, dass die Brücke zwischen Regensburg und Yangon noch vielen kirchlich hoch engagierten und wissenschaftlich motivierten Jugendlichen einen Weg in eine bessere Zukunft baut. Dass die Kirche in seiner Heimat dabei viel profitiert, davon ist er überzeugt. Und für sein Land, von dem momentan keiner seiner sagen kann, wohin es sich weiter entwickeln wird, sind sie auf jeden Fall ein Hoffnungsschimmer für eine Zukunft, in der die Menschen und ihre alltäglichen Nöte ernst genommen werden.
Aus dem Dankbrief von Nuntius Erzbischof Salvatore Pennacchio
Nach der Verlängerung des Programms um weitere vier Jahre durch Bischof Gerhard Ludwig Müller, die Ordinariatskonferenz und den Diözesansteuerausschuss im Frühjahr 2010 hat der damalige Nuntius in Thailand und Apostolische Delegat für Myanmar, Erzbischof Salvatore Pennacchio, dem Regensburger Bischof mit folgenden Worten gedankt: