Aachen / Regensburg, 21. April 2024
Misereor warnt angesichts der seit einem Jahr andauernden humanitäre Katastrophe aufgrund des jüngsten Sudan-Krieges vor einer drohenden Verschärfung der vielfältigen Krisen in Ostafrika. Die Versorgung von mehr als acht Millionen Menschen, die vor den Kämpfen im Sudan geflohen sind oder vertrieben wurden, setzt nun auch die Nachbarländer zusätzlich unter Druck. Im angrenzenden Südsudan herrscht seit Jahren eine Hungerkrise.
Das „Comboni College of Science and Technology“ in Port Sudan ist ein gutes Beispiel für die Arbeit von Misereor. Dort musste aufgrund der Kriegssituation das das akademische Jahr unterbrochen werden. Mit einem neuen, digitalen Kursprogramm konnte nun eine Wiederaufnahme erreicht werden. Studierende, die in Nachbarländer geflüchtet sind, können online daran teilnehmen. „Die Unterbrechung der akademischen Aktivitäten hat viele junge Menschen dazu gezwungen, sich einer der kämpfenden Armeen anzuschließen“, berichtet Pater Jorge Naranjo, Direktor des Comboni College und Misereor-Projektpartner.
Besonders herausfordernd für den Projektpartner ist die Umsetzung des Bachelorstudiengangs Krankenpflege, da das Curriculum viele praktische Übungen beinhaltet, und trotzdem, so Naranjo: „Die Fortsetzung des Studiums eröffnet ihnen einen Hoffnungsschimmer und eine konstruktive Alternative zum Aufbau einer friedlicheren Zukunft für das Land.“ Zugleich sei die Notwendigkeit für unmittelbare Gesundheitsversorgung in dieser Lage essenziell: „Mit einer Pflegeklinik leisten wir hier einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der lokalen Gemeinschaft.“
Bittere Not in den Flüchtlingscamps des Südsudan
Misereor, das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit, wirbt um weitere finanzielle Mittel, um Partnerorganisationen im Südsudan bei der Versorgung von Geflüchteten zu unterstützen und innovative Ansätze zu fördern. Trotz innovativer Ansätze und dem großen Engagement der Menschen leidet die Zivilbevölkerung in der ganzen Region unter Gewalt und der mangelnden humanitären Unterstützung.
In den Nachbarländern, zuerst im Südsudan, kommt es aufgrund fehlender Waren aus dem Sudan zu starken Preissteigerungen und einer Hyper-Inflation. Bereits vor der aktuellen bürgerkriegsähnlichen Krise im Sudan wurde der Anteil der Bevölkerung, der von Hunger bedroht ist, auf über sieben Millionen Menschen geschätzt, inzwischen sind es laut UN-Angaben neun Millionen.
Misereor-Partner leisten wirksame Hilfe
Projektpartner von Misereor, insbesondere in den nördlichen Landesteilen, helfen den Menschen bei der Ankunft in sogenannten Transitcamps. Sie versorgen sie mit Nahrungsmitteln, bis sie weiterreisen können. Diejenigen, die in der Region bleiben, erhalten zudem eine kleine Unterstützung in Form von landwirtschaftlichen Geräten und Saatgut, um wieder aus eigener Kraft das Leben bestreiten zu können. Auf diese Weise ergänzen die Hilfen die Maßnahmen der UN.
Katharina Götte, Misereor-Länderreferentin für die Region, besuchte vor Kurzem Partnerorganisationen, die einen Teil der Geflüchteten versorgen: „Die humanitäre und wirtschaftliche Lage der Menschen im Sudan und im Südsudan verschlechtert sich zusehends. Viele unserer Partner machen sich Sorgen, dass dies auch im Südsudan die Hungerkrise verschärft und zu neuen Konflikten führt. Sie wissen nicht, wie sie der großen Not, innerhalb wie außerhalb der Camps begegnen sollen. Dies gilt es nun – auch mit zusätzlichen finanziellen Mitteln, die wir zur Verfügung stellen – gemeinsam anzugehen.“
Text: Nina Brodbeck
(sig)