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Misereor-Fastenaktion: Kaffeebauer Viveros Burbano berichtet aus seiner Heimat Kolumbien

Warum man die Arbeit der Landwirte schätzen muss

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Regensburg, 13. März 2024

Im Rahmen der Misereor Fastenaktion 2024 begrüßte das Bistum Regensburg auch heuer wieder einen Gast aus den Projektländern des katholischen Hilfswerks: Oweimar Jesus Viveros Burbano stammt aus Kolumbien. Er ist Kaffeebauer und studierter Agraringenieur und Agrarökologe.

In seiner Heimat El Valparaiso engagiert er sich in der Landpastoral. Dr. Thomas Rigl, Leiter der Fachstelle Weltkirche im Bistum Regensburg, begleitete den Gast in den vergangenen Tagen, besuchte mit ihm Schulen und Pfarreien, damit die Menschen mehr über seine Heimat erfahren. Und er besichtigte mit ihm einen Landwirtschaftsbetrieb in Kallmünz.

„Wälder schützen Mensch und Tier“

Mit zwei Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zählt Burbano zu den Kleinbauern. Dass er studiert hat ist unüblich. Doch nach dem Studium trieb es ihn zurück in seine Heimat, denn die Stadt war ihm zu groß und Landwirtschaft unter ökologischen Gesichtspunkten zu betreiben, ist sein großes Anliegen. Seit vielen Jahren ist er als Multiplikator der Landpastoral in der Region aktiv. Bauer zu sein bedeutet für ihn, über das Land entscheiden zu können, dass er bewirtschaftet. Mit Frau und Kind lebt er in El Valparaiso, einer Provinz südlich zur Grenze nach Ecuador hin gelegen. „Wir leben auf über 1.800 Meter. Unser Haus und unsere Felder sind in den Bergen, so steil, dass man keine Maschinen zum Einsatz bringen kann. Trotzdem gibt es bei uns über 150 verschiedene Nutzpflanzen, die angebaut werden. Wir züchten Mais, Bohnen, Avocado, Mandarinen und halten Kleintiere wie Meerschweinchen, Hühner und Kaninchen.“ Sein Betrieb ist, wie der vieler anderer Landwirte, klein. Trotzdem schaffen sie es, davon leben zu können. Früchte, Gemüse und Kleintiere werden nicht nur verkauft, sondern dienen dem eigenen Verzehr. Bewusst hat er sich für eine biologische Landwirtschaft entschieden: „Mit künstlichem Dünger werden unsere Böden zerstört. Wir schützen auch unsere Wälder und holzen diese nicht für weitere Plantagen ab. Denn die Bäume schützen wiederum unsere Häuser vor Erosion und dienen den Tieren als Lebensraum!“

Misereor investiert in Bildungsarbeit

Der Anbau von Gemüse, Obst und Kaffee profitiert von dem guten Klima. Das ganze Jahr hat man Temperaturen von 17 bis 23 Grad. Dadurch, so Oweimar Jesus Viveros Burbano, habe man einen hohen Ernteertrag. Für den Kaffeeanbau nutzt er 1 Hektar Grundfläche. Einmal im Jahr ist Erntezeit. Der Ertrag: 1.000 Kilo Kaffeebohnen. Burbano ist dankbar für die Unterstützung von Misereor. Das Hilfswerk investiert in die Landpastoral mit Entwicklungs- und Bildungsarbeit für Erwachsene und Kinder. So lernen die Bauern viel über die Möglichkeiten der Produktionssteigerung, ohne damit die Umwelt zu belasten, wie beispielsweise den Anbau von biologischem Dünger. „Wir haben in den Kursen der Landpastoral gelernt, wie Pestizide uns und der Umwelt schaden. Das hat uns bewogen, nun agrarökologische Prinzipien in der Landwirtschaft anzuwenden“, berichtet er. Geld gibt es keines, was Burbano gut findet: „Viele würden das Geld sonst für andere Dinge ausgeben“, sagt er.

 

Genossenschaften zahlen nur niedrige Ankaufspreise für Kaffee

Der kolumbianische Kaffee aus den Bergen sei von besonderer Qualität, betont er. Er ist mild und besitzt einen höheren Säuregrad. Die Kaffeeernte ist der wichtigste Verdienst für die Menschen seiner Heimat. Wer keine eigenen Anbauflächen besitzt, arbeitet als Erntehelfer. Der Gewinn fließt in die eigene Ernährung, Zukauf von anderen Lebensmitteln und in die Neuinvestition für den Anbau. Leider haben die Kaffeebauern kein eigenes Vertriebsnetz und müssen ihren Kaffee an eine zentrale Genossenschaft verkaufen, die zum Netz des nationalen Exports gehört. Die Preise, erzählt der Biobauer, seien nicht gerecht und man versucht, direkte Kontakte zu Röstereien aufzubauen. In seiner Heimat trinken übrigens bereits zweijährige Kinder Kaffee: „Das gehört zu unserer Kultur“, sagt Burbano schmunzelnd.

Besonders beeindruckt war der kolumbianische Bauer während seines Aufenthalts im Bistum Regensburg vom Besuch eines Landwirtschaftsbetriebs in Kallmünz: „Das ist ein ganz anderes Universum“, erzählt er noch immer fasziniert. Noch nie hat er vorher so große Ställe und Felder gesehen oder Biogasanlagen, die eigenen Strom erzeugen. „Und die Bauern sind sozial- und krankenversichert. Das ist unvorstellbar für uns!“ Zum Ende hat Oweimar Jesus Viveros Burbano aber auch eine Botschaft an die Menschen in Deutschland und Europa: „Die Menschen müssen dem Klimawandel entgegentreten und unsere Umwelt schützen. Alles was hier passiert, hat Auswirkungen auf meine Heimat. Jeder sollte auch die Arbeit der Landwirte schätzen, denn sie produzieren das, was alle zum Leben brauchen.“

Hinweis:

Jedes Jahr zum fünften Fastensonntag (16./17. März 2024) geht die Kollekte in den Gemeinden an Misereor. Die Spenden fließen ein in die Entwicklungsarbeit von Misereor in ihren verschiedenen Projektländern.

Text und Fotos: Jakob Schötz



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