Berlin, 17. August 2023
Anlässlich seiner Bilanzpressekonferenz weist das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor auf die massiven Konsequenzen der vielen Krisen hin, die vor allem Menschen in Ländern mit hoher Armutsquote treffen. Misereor fordert mehr politische Anstrengungen von Deutschland und Europa und eine Aufstockung der internationalen Hilfsgelder, um die humanitären Folgen zu bekämpfen.
Misereor unterstützt 3200 Projekte
Misereor hat im vergangenen Jahr 61,7 Millionen Euro an Spenden und Kollekten erhalten und konnte damit die Spendeneinnahmen auf einem hohen Niveau halten. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel bedankte sich bei den Spenderinnen und Spendern für die Unterstützung: „Diese ist umso höher zu bewerten, als die Folgen von Inflation, Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie viele Menschen auch in Deutschland hart treffen", sagte Spiegel. Insgesamt standen Misereor 2022 einschließlich der Gelder aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 241,5 Millionen Euro zur Verfügung, die für Projekt-, Bildungs, Advocacy- und Lobbyarbeit in aktuell 86 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik sowie in Deutschland eingesetzt werden. Aktuell unterstützt Misereor etwa 3200 Projekte, die von rund 1800 Partnerorganisationen umgesetzt werden.
Niger: Europa sollte unangemessene Einmischung vermeiden
In den aktuellen politischen Krisen, Konflikten und dem Klimawandel sieht Misereor die größte Herausforderung für die Arbeit der kommenden Jahre. Sie drängen viele Menschen weiter in Armut, so in der Sahelzone: „Die aktuellen Ereignisse in Niger beeinträchtigen zunehmend die Arbeit unserer Partner vor Ort, die bislang als Bollwerk gegen Hoffnungslosigkeit und Instabilität dienten. Der Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Regionen wird komplizierter und riskanter, die für die Arbeit notwendigen Ausrüstungen, Strom und Treibstoff werden knapper", so Spiegel. Angesichts der Erfahrungen in Mali warnte der Misereor-Hauptgeschäftsführer in der aktuellen Situation vor einer unangemessenen Einmischung. „Europa sollte jetzt mit Zurückhaltung reagieren. Wir sollten es aushalten, dass Länder ihre Souveränität ausüben und nach eigenen Lösungen für ihre inneren Widersprüche suchen, auch im Verbund mit größeren regionalen Bündnissen", so Spiegel.