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Mexiko: Gewaltausbrüche rund um die Präsidentenwahl

Ein „Kriegsseelsorger“ berichtet

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Mexiko Stadt / Regebenburg, 2. Juni 2024.

Über 16 verschiedene kriminelle Gruppen kämpfen in Mexiko um Macht und die Kontrolle von Menschen- und Drogenhandel, und die Parlamentswahl sorgt für eine beispiellose welle der Gewalt. Unter anderem wurden bereits 40 Priester ermordet.

Ab 2. Juni finden in Mexiko Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Im Wahlkampf wurden lokalen Berichten zufolge mehr als 45 Politiker angegriffen, und über 30 Kandidaten ermordet. Das Land versinkt immer mehr im Bandenkrieg. Das betrifft auch die katholische Kirche. So berichtet es der Priester José Filiberto Velázquez Florencio, Seelsorger im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Das obige Bild, das Kirche in Not erhielt, zeigt ihn bei einer Messe unter freiem Himmel.

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN), das in Mexiko ein eigenes Büro unterhält, steht in Kontakt mit dem Priester, den sie hier Pfarrer Fili nennen. Er leitet ein Zentrum für Opfer der Bandengewalt in der Diözese Chilpancingo-Chilapa. Sie liegt im Bundesstaat Guerrero im Süden Mexikos, die als Hauptschauplatz von Bandenkrieg und Gewalt gilt. Über 16 verschiedene kriminelle Gruppen kämpfen um Macht und die Kontrolle von Menschen- und Drogenhandel.

Zwei Mordanschläge überlebt

Für die katholische Kirche in Mexiko, die die Bandengewalt anprangert, sind Drohungen, Erpressungen, Mordanschläge an der Tagesordnung Pfarrer Fili hat bereits zwei solcher Anschläge überlebt. Auf dem Weg zu einem Gottesdienst wurde er verschleppt und sollte hingerichtet werden; stundenlang musste er auf Knien ausharren, während die Gemeindemitglieder um sein Leben verhandelten.

Im Oktober vergangenen Jahres wurde er in seinem Auto beschossen: Ein Projektil traf einen Reifen, der andere den Beifahrersitz – zum Glück war der leer. „Normalerweise habe ich keine Angst, aber manchmal überkommt sie mich doch“, erzählt Pfarrer Filiberto. „Ich weine oft, aber mich tröstet das Wissen, dass ich nicht allein bin und Gott für mich sorgt.“ In den vergangenen 18 Jahren wurden in Mexiko 40 Priester ermordet, so viele wie in keinem anderen Land Lateinamerikas.

Schikane trotz erfolgreicher Dialogbemühungen

Dennoch suchen Pfarrer Fili und seine Mitstreiter den Dialog mit den bewaffneten Gruppen, um mäßigend auf sie einzuwirken: „Wenn sie sich öffnen, gibt mir das die Gelegenheit, zu ihrem Herzen und ihrem Gewissen zu sprechen.“ So war es auch bei einem der schwersten Zusammenstöße zwischen kriminellen Gruppen und Militär zu Beginn dieses Jahres. Wochenlang legten Kämpfe weite Regionen des Bundesstaats Guerrero lahm. Die Schulen waren geschlossen, Krankentransporte waren unmöglich: „Dann begann die Kirche, mit den Anführern zu reden, und der Konflikt konnte gelöst werden“, berichtet Pfarrer Fili.

Dennoch seien Kirchenvertreter von Behördenseite schikaniert und in Verbindung mit dem kriminellen Verbrechen gebracht worden. Doch das ficht Pfarrer Fili nicht an. Er wird, wie die Kirche in Mexiko insgesamt, weiter für Gewaltopfer da sein und den Dialog suchen: „Die Kirche ist kein Club von Heiligen. Idem wir auf die Mitglieder des organisierten Verbrechens zugehen, zeigen wir lediglich, was die Kirche ausmacht: Barmherzigkeit.“

Rund 100 Millionen Wahlberechtigte in Mexiko waren für den 2. Juni aufgerufen, neben dem Präsidentenamt auch den Kongress, die Regierungen von neun Bundesstaaten sowie mehr als 20 000 öffentliche Ämter zu bestimmen. Der bisherige Präsident Andrés Manuel López Obrador von der linkspopulistischen Regierungsallianz Morena darf nicht erneut antreten. Um seine Nachfolge bewerben sich für Morena die ehemalige Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, sowie aufseiten des oppositionellen Rechtsbündnisses die indigene Politikerin Xóchitl Gálvez.

Text: Kirche in Not

(sig)

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