„Mensch mit Ecken und Kanten, aber konsequenter Wahrheitssucher“ – NS-Gegner Fritz Gerlich im Zentrum des Interesses
„Fritz Gerlich: Publizist – NS-Gegner – Katholik. Eine Annäherung“ lautete der Titel eines Podiumsgesprächs, das am vergangenen Donnerstagnachmittag im Rahmen des 99. Deutschen Katholikentags an der Universität Regensburg stattgefunden hat. Der Münchner Journalist Christoph Renzikowski moderierte die Gespräche mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Filmemacher Juri Köster und Jan-Christoph Gerlich, dem Großneffen Fritz Gerlichs. Gerlich wurde am 30. Juni 1934 im Konzentrationslager Dachau ermordet. Am 9. März 1933 war er in den Redaktionsräumen der Zeitschrift „Der gerade Weg“ von einem SA-Trupp misshandelt und anschließend knapp 16 Monate in München in „Schutzhaft“ gehalten worden. Gerlich war 1931 zum katholischen Glauben konvertiert. Seine Konversion ist im engen Zusammenhang mit seinen Begegnungen mit der Resl von Konnersreuth zu sehen. Somit fand Gerlich, der 1883 in Stettin geboren worden war, im Bistum Regensburg zum katholischen Glauben.
Bischof Dr. Voderholzer berichtete davon, wie er selbst 1993, anlässlich der Feiern zur Erinnerung an die Verhaftung des Publizisten 60 Jahre zuvor, „zutiefst erregt und erschüttert“ den Zugang zu dem Thema Fritz Gerlichs gefunden habe. Gleich im folgenden Jahr habe er eine kleine Broschüre dazu herausgegeben. Er nannte den Journalisten einen „Menschen mit Ecken und Kanten“, der aber konsequent die Wahrheit gesucht habe. Bischof Dr. Voderholzer stellte fest: „Er hat keine Ruhe gefunden, bis er das gefunden hatte, was ihn befriedigt.“ Außerdem hob der Regensburger Bischof hervor, dass Gerlich angesichts neuer tragfester Erkenntnisse stets zu einer Kehrtwende bereit war. Nicht zuletzt sei er „unglaublich belesen“ gewesen. Und das Thema der Religion sei ihm immer präsent gewesen.
Der Münchner Kardinal Michael Faulhaber habe Gerlich „voll und ganz in Schutz genommen“, gab Dr. Voderholzer zu bedenken. Immerhin waren auch viele Mitglieder des Klerus der Erzdiözese München begeistert, dass es jemanden gab, „der endlich gegen die Nationalsozialisten auftritt“. Außerdem erinnerte Bischof Voderholzer, Gründungsdirektor des Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg, daran, dass der Vater des späteren Papstes Benedikt aus Gerlichs Zeitschrift, dem „Geraden Weg“, wesentliche Impulse für die Bildung seiner politischen Meinung erhalten habe.
Jan-Christoph Gerlich drückte sein Bedauern aus, dass sein Großonkel für die Erreichung seiner Ziele „nicht mit dem Ausland zusammengearbeitet hat“. Andreas Prucker, der kürzlich eine Büste des Fritz Gerlich aus Muschelkalk gehauen hat, berichtete von dem Bild, das er sich von Gerlich machte, bevor er ans Werk ging. Filmemacher Köster schließlich fragte, wo sich die Zweifel Gerlichs, die er doch wohl auch gehabt habe, in seinem Leben artikuliert hätten.