News Bild Medizinische Hilfe ohne Krankenversicherung – Der Verein Rafael stellt sich vor

Medizinische Hilfe ohne Krankenversicherung – Der Verein Rafael stellt sich vor

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"Schon seit 500 Jahren sind wir auf der ganzen Welt in der Obdachlosenhilfe aktiv, deshalb ist es selbstverständlich, dass wir beim Verein Rafael auch dabei sind", erklärt Prior Seraphim Schorer von den Barmherzigen Brüdern. Schon lange kümmert sich DrugStop Drogenhilfe e.V. um Abhängige und ehemalige Süchtige. Im Kontaktladen von DrugStop können Süchtige, aber auch Obdachlose, eine warme Mahlzeit bekommen, sich duschen, ihre Wäsche waschen und seit neuestem, dank des neuen Vereins Rafael, der im November 2018 seine Arbeit aufgenommen hat, auch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

 

Medizinische Anlaufstelle für Obdachlose

Rafael, das steht für "Regensburger Anlaufstelle für erkrankte Menschen in eingeschränkten Lebenslagen." Die Internistin und Vorsitzende des Vereins Rafael, Dr. Eva Gutdeutsch, hat damals den Stein ins Rollen gebracht: "In anderen Städten, wie beispielsweise in München, ist so eine Versorgung bereits Standard. Wir brauchen auch in Regensburg ein medizinisches Angebot, das so niederschwellig wie möglich ist." Schließlich einigte sich am 28. November des letzten Jahres die Projektgruppe darauf, einen offenen Treff für medizinische Fragen anzubieten. Mit Unterstützung der Barmherzigen Brüder setzen sich die Caritas, DrugStop e.V., Kontakte e.V., die Sozialen Initiativen, das Sozialamt und Strohhalm e.V. dafür ein, dass die etwa 150 Obdachlosen, die regulär nicht krankenversichert sind, kostenfreie medizinische Hilfe erhalten. Jeden Dienstag sind die Ärzte von 13 bis 16 Uhr im Kontaktladen im Einsatz.

Kontaktladen ist idealer Ort

Natürlich muss das medizinische Angebot an einem Ort sein, den Abhängige oder Obdachlose auch kennen und aufsuchen. Der Kontaktladen ist demnach ein optimaler Platz für die Initiative. Wenn die Streetworker des Kontaktladens ihre täglichen Runden draußen in der "Szene" drehen, um ihre Klienten aufzusuchen, erzählen sie von dem neuen medizinischen Angebot. Aber bringt das die Leute tatsächlich dazu, genug Vertrauen zu fassen, um sich einer ärztlichen Behandlung auszusetzen? Immerhin stehen die meisten ohne Krankenversicherung da, wurden sogar schon von Arztpraxen abgewiesen und oftmals respektlos behandelt. Doch das positive Ergebnis spricht für sich: "An 10 Nachmittagen hatten wir 70 verschiedene Patienten, die mit ihren Verletzungen ein breites allgemeinmedizinisches Spektrum abdeckten: Schnittverletzungen, Beinthrombosen, Hautveränderungen oder auch zahnärztliche Probleme waren dabei", so die Ärztin Dr. Eva Gutdeutsch.

 

Vertrauensbasis aufbauen

Auch wenn viele das Angebot mittlerweile nutzen, so musste sich Rafael das Vertrauen der Leute erstmal verdienen: "Erst nach der ersten positiven Rückmeldung aus dem Behandlungszimmer, dass sie hier freundlich und mit Respekt behandelt werden, trauten sich mehr Leute das Angebot zu nutzen", erklärt Mediziner Dr. Udo Stelbrink. Für viele bedeutet es eine große Überwindung, Vertrauen zu den Ärzten zu fassen, erzählt Gutdeutsch: Manche würden im Kontaktladen lange abwarten, eine Suppe löffeln und solange hin und her überlegen, ob sie es wagen sollen, bis die Ärzte am Ende des Tages gehen wollen. Erst kurz bevor sie aufbrechen, trauen sich die Menschen doch noch ins Behandlungszimmer hinein.

Oberstes Ziel von Rafael sei es, die gesetzlichen Pflichtversicherten in eine Organisation zu bekommen, betonte Gutdeutsch: Demnach gibt es einen gewissen Prozentsatz, der nicht in die Krankenkasse integrierbar sei. Viele seien gar nicht versichert wegen Schulden oder auch wegen ihrer ausländischen Herkunft, darunter Bulgaren, Tschechen, Österreicher und Schweizer. Gutdeutsch hofft, dass sich das mithilfe der Krankenkasse künftig ändern lässt: "Wir wünschen uns für die Zukunft, eine Einigung mit der Krankenkasse zu finden."



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