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Zur Neuigkeit
Märtyrer des Monats, Dezember 2025: Bernhard Lichtenberg
Mutiger Fürsprecher der Juden
Regensburg, 3. Dezember 2025
Der Selige Bernhard Lichtenberg wurde heute vor 150 Jahren geboren. Als Papst Benedikt XVI. am 22. September 2011 eine Ansprache vor der jüdischen Gemeinde Berlins hielt, erinnerte er speziell an den glaubensstarken Priester und großen Freund der Juden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche nahm Bezug auf die Progromnacht vom 9. November 1938: „Nur wenige sahen die ganze Tragweite dieser menschenverachtenden Tat, wie der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der von der Kanzel der Sankt-Hedwigs-Kathedrale den Gläubigen zurief: ‚Draußen brennt der Tempel – das ist auch ein Gotteshaus‘.“
Am 23. Juni 1996 hat Papst Johannes Paul II. diesen todesmutigen Fürsprecher der Juden im Berliner Olympiastadion seliggesprochen und seinen Sterbetag – den 5. November – zum Gedenktag für ihn bestimmt. Auch das israelische Gedenkzentrum Yad Vashem hat Lichtenberg gewürdigt und ihn in die Ehrenriege der „Gerechten unter den Völkern“ aufgenommen. Bernhard Lichtenberg erblickte vor 150 Jahren – am 3. Dezember 1875 – im niederschlesischen Ohlau unweit von Breslau das Licht der Welt. Seine Mutter war als Schlesierin ebenso tief katholisch geprägt wie sein Vater, der aus Böhmen stammte; die Kaufmannsfamilie gehörte zur katholischen Minderheit in dem überwiegend protestantischen Städtchen. Auf dem dortigen Gymnasium war Bernhard bei Lehrern und Kameraden wegen seines aufrechten Charakters, seiner Ausdauer und seines Fleißes sehr beliebt, wenngleich er „nur“ ein guter Durchschnittsschüler war.
Nach dem Abitur ging Bernhard im Frühjahr 1895 für ein Semester an die Universität Innsbruck. Anschließend studierte er in seinem Heimatbistum Breslau, bis er am 21. Juni 1899 zum Priester geweiht wurde. Danach war er Kaplan im oberschlesischen Neiße, ab 1900 im Umkreis Berlins, das damals noch zum Erzbistum Breslau gehörte. Im Jahr 1913 wurde er Pfarrer der außerordentlich großen Gemeinde Herz Jesu in Berlin-Charlottenburg, die 36.000 Katholiken umfasste, für die es aber nur eine einzige Kirche gab. Der unermüdliche Seelsorger startete erfolgreich mehrere Sammelaktionen für weitere Gotteshäuser in seiner Großpfarrei, wobei ein Drittel seiner „Schäflein“ aus Polen bestand.
Auch nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Januar 1933 blieb Monsignore Lichtenberg seiner kernkatholischen Haltung treu, zumal er Hitlers Biographie „Mein Kampf“ gründlich gelesen hatte. Im Sommer 1933 kam es zur ersten Hausdurchsuchung durch die Gestapo, weitere Vorladungen und Verhöre folgten. Im Jahr 1938 übernahm Lichtenberg – inzwischen von Papst Pius XI. zum Dompropst ernannt – die Leitung des „Hilfswerkes beim Bischöflichen Ordinariat“ für die katholischen „Nicht-Arier“, wie Gläubige jüdischer Herkunft damals herabsetzend genannt wurden.
Am 9. November 1938 kam es zu den berüchtigten Ausschreitungen gegen Juden, die entgegen der NS-Propaganda keine „spontane Volkswut“ darstellten, sondern staatlich gesteuert waren. Lichtenberg war erschüttert, als er die brennende Synagoge in der Reichshauptstadt sah. Und an genau diesem Abend des 9. November erinnerte er in seiner Sankt-Hedwigs-Kathedrale an die fürchterlichen Mord- und Zerstörungs-Aktionen und sagte bei den Fürbitten: „Lasset uns beten für die verfolgten nichtarischen Christen und für die Juden. Was gestern war, wissen wir. Was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt: Draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus.“
Nach Kriegsbeginn erweiterte der Dompropst seine Fürbitten in den Abendandachten, wobei es um die gefallenen Soldaten, den Frieden in der Welt, die Gewissensgefangenen in den KZs und um die verfolgten Juden ging. Am 28. August 1941 schrieb er einen Brief an „Reichsärzteführer“ Dr. Conti. Darin erwähnte er die Predigt des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, gegen die Euthanasie vom 4. August 1941; er bekräftigte sie. Und er betete an diesem Abend bei der Andacht erneut: „Lasset uns nun beten für die Juden und für die armen Gefangenen in den Konzentrationslagern, vor allem für meine Amtsbrüder.“
Zwei evangelische Studentinnen, die nur aus Neugier in die Kathedrale kamen, waren „empört“ und meldeten den Vorfall. Ein SS-Führer erstattete darauf am 9. April 1941 Anzeige gegen Lichtenberg wegen „bolschewistischer Propaganda“. Am 23. Oktober 1941 wurde der mutige Geistliche verhaftet. Bei einer gleichzeitigen Hausdurchsuchung fand die Gestapo eine für den Sonntag vorbereitete Vermeldung Lichtenbergs, in der es heißt: „In Berliner Häusern wird ein anonymes Hetzblatt gegen die Juden verbreitet. Darin wird behauptet, dass jeder Deutsche, der aus angeblicher falscher Sentimentalität die Juden irgendwie unterstützt, und sei es auch nur durch ein freundliches Entgegenkommen, Verrat an seinem Volk übt. Laßt Euch durch diese unchristliche Gesinnung nicht beirren, sondern handelt nach dem strengen Gebot Christi: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“
Da der Priester bereits krank war, richtete sein Bischof Graf von Preysing etliche Gesuche um Haftverschonung an NS-Behörden, die alle abgewiesen wurden. Der Berliner Oberhirte besuchte den inhaftierten Dompropst mehrmals in der Zelle. Am 22. Mai 1942 wurde Lichtenberg wegen „Kanzelmißbrauchs“ und Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es unter anderem: „Indem der Angeklagte in seinen Gebeten ausdrücklich für die Juden und die Gefangenen in den Konzentrationslagern eintrat, befaßte er sich öffentlich mit den gegen die genannten Personengruppen eingeleiteten staatlichen Maßnahmen.“ Nunmehr wurde der Dompropst ins Gefängnis Tegel überführt, wo er unter Zwangsarbeit zu leiden hatte, weil ihm das schwere körperliche Arbeiten wegen seiner Erkrankung sehr schwerfiel.
Am 28. Oktober 1943 wurde sein Transport ins KZ Dachau angeordnet. Bei einem Zwischenaufenthalt starb Dompropst Lichtenberg am 5. November 1943 im Stadtkrankenhaus von Hof. Bischof Graf von Preysing feierte sodann für ihn ein Pontifikalrequiem und geleitete den Sarg unter Teilnahme tausender Gläubiger zum St. Hedwigs-Friedhof in Berlin. Obwohl Lichtenberg nicht direkt von NS-Schergen ermordet worden ist, sondern an den Folgen von Haft und Zwangsarbeit starb, wurde er ausdrücklich als „Märtyrer“ seliggesprochen.
Bernhard Lichtenberg hat mit seinem öffentlichen Einsatz für die Juden und gegen die Euthanasie sein Leben aufs Spiel gesetzt und ist deshalb zu Tode gekommen. Auf seinem Grabstein ist das Lebensprogramm des unbeirrbaren Priesters ausgedrückt: „Er liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht.“ Im Januar dieses Jahres ist der Sarg des seligen Bernhard Lichtenberg sechs Jahre nach der durch Umbaumaßnahmen bedingten Schließung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale wieder in „seine“ Kirche zurückgekehrt, nachdem sich seine Ruhestätte vorübergehend in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Plötzensee befand. Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen hat an ihn erinnert, wir haben diesen Text dankend übernommen.
Text: Felizitas Küble
(sig)
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Unser Bild zeigt links Dompropst Bernhard Lichtenberg und rechts seine Hedwigs-Kathedrale in Berlin in einer historischen Aufnahme vor den Bombenschäden des Zweiten Weltkriegs.




