Mädchenrealschule St. Josef in Schwandorf: Seit 100 Jahren Vermittlung eines christlichen Menschenbildes
Das Bildungsziel einer ganzheitlichen Erziehung auf der Basis Jesu Christi und seines Evangeliums – das wurde deutlich beim Festgottesdienst und besonders beim Festakt zum Jubiläum „100 Jahre Mädchenrealschule St. Josef“. Denn die Schülerinnen waren an der (Mit)Gestaltung der zwei Veranstaltungen stark beteiligt. Und da zum Schuljahr 2003/04 die Schulstiftung der Diözese die Trägerschaft der zuvor vom Orden der Dominikanerinnen gegründeten und geführten Schule übernommen hat, nahm auch Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer teil. Und die Schülerinnen – aktuell über 440 bei 33 Lehrern – begrüßten in einem langen Spalier den Oberhirten und jede überreichte ihm eine Sonnenblume. Begleitet von Realschuldirektorin i.K. Marlies Hoffmann und Konrektor Jürgen Moritz durfte Bischof Voderholzer auf dem Weg zur Klosterkirche St. Josef natürlich viele Hände schütteln.
Rettung der Schule durch Schulstiftung
Auf den an diesem Tag fallenden Gedenktag der Heiligen Teresa von Avila wies zum Beginn des Gottesdienstes der Direktor der Schulstiftung Domkapitular Prälat Johannes Neumüller hin und verdeutlichte, dass dieser Festgottesdienst zum 100-jährigen Jubiläum für ihn wie auch für Bischof Voderholzer etwas Besonderes sei. Bischof Voderholzer selbst würdigte in seinen Begrüßungsworten die schwierigen historischen Rahmenbedingungen der Planung und Gründung (1913/1916), ging auf die Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges ein und verwies auf die Rettung der Schule durch die Gründung der Schulstiftung seitens seines Vorgängers Gerhard Ludwig Müller.
Auf die Kirchenlehrerin Teresa von Avila nahm auch Bischof Voderholzer in seiner Predigt Bezug, denn deren Todestag im Oktober 1582 wurde durch die damalige Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender rückdatiert. Der Bischof erklärte, dass diese Kalenderreform vom Vatikan (Papst Gregor XIII.) ausging, ja die besten Wissenschaftler des Vatikans (Astronomen, Physiker, Mathematiker) damit befasst waren – ohne Gegensätze zwischen Naturwissenschaft und Theologie. Etwa 20 Jahre später habe sich der Konflikt, verbunden mit der Person Galileo Galilei, sehr stark verschärft. „Es kann keinen Widerspruch zwischen Naturwissenschaft und Glauben geben, es sind unterschiedliche Zugänge zur gleichen Frage“, fasste der Diözesanchef zu dieser Frage zusammen und sah es auch als Chance einer Realschule in kirchlicher Trägerschaft, die Unterrichtsfächer mit ihren verschiedenen Inhalten „frei von falschen Missverständnissen und Vorurteilen“ zu lehren und in Verbindung zu bringen. „Als Physiker, Biologe oder Mathematiker kann man ein gläubiger Mensch sein“, stellte er fest und dankte allen im Dienst der Jubelschule tätigen Lehrkräften und Mitarbeitern. Daher geht es für den Bischof um eine Erziehung, „die den ganzen Menschen im Blick hat, den ganzen Menschen bildet – dazu gehört auch der Gottesbezug“.
Vermittlung christlicher Werte - ganzheitliche Erziehung
Den Festgottesdienst umrahmten und gestalteten selbstverständlich die Schülerinnen mit, aber auch die Lehrer sowie Mitglieder des Elternbeirats und des Fördervereins durch Gesang und Musik sowie Lektorentätigkeit. Im Habit von Dominikanerinnen führten die drei Schülersprecherinnen in einer Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit durch den Festakt, wobei auch die Eckdaten der 100 Jahre Geschichte in Form szenischer Darstellungen, Beamerprojektionen (Bilder, Texte) und akustischer Elemente präsentiert wurden. Zentral waren neben der Einweihung am 1. Oktober 1916 die Zeit der Bedrohung und Bedrängnis ab 1933 durch die NS-Machthaber, was zum Rückzug der Dominikanerinnen im Jahr 1942 führte, sowie die „Bombennacht in Schwandorf“ am 17. April 1945 mit ca. 100 Toten im Keller des Klosters und 70 Prozent Vernichtung der Schule und des Klosters. Ebenso bedenkenswert war bereits 1947 der Wiederaufbau und die Wiedereröffnung der Schule durch die Dominikanerinnen.
1965 erfolgte die Umbenennung in „Mädchenrealschule der Dominikanerinnen“, die sich jedoch im Jahre 2003 aus personeller und finanzieller Lage nicht mehr in der Lage sahen, die Schule weiter zu betreiben, nachdem bereits ab 1998 mit Marlies Hoffmann die erste (und bis heute wirkende) weltliche Schulleiterin tätig war. So kam es zur Übernahme der Trägerschaft der Schule durch die Schulstiftung der Diözese Regensburg, die Schwestern kehrten ins Mutterhaus des Ordens nach Niederviehbach zurück. Und zum Mehrwert einer katholischen Schule gehören u.a. die Vermittlung christlicher Werte, das Leben aus dem Glauben, eine ganzheitliche Erziehung auf der Basis christlicher Werte – insgesamt ein „offenes Haus, dessen Fundament Jesus Christus ist“.