News Bild Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel zeigen ab 20. Juni Musical „Jesus Christ Superstar“

Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel zeigen ab 20. Juni Musical „Jesus Christ Superstar“

Jesus verströmt pure Liebe

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Luisenburg, 20. Juni 2024

„I don‘t know how to love him“, „Gethsemane“ oder das titelgebende „Jesus Christ Superstar“ sind die bekanntesten Lieder aus dem Musical-Klassiker von Andrew Lloyd Webber. Einige Wochen lang werden sie nun im Nordosten des Bistums erklingen.

Bühnenproduktionen mit einem religiösen Hintergrund liegen seit einigen Jahren bei den Luisenburg-Festspielen auf der vermutlich ältesten Freilichtbühne Deutschlands im oberfränkischen Wunsiedel im Trend. Kamen in den vergangenen Spielzeiten große Besucherscharen zum Drama „Die Päpstin“, zum Musical „Der Name der Rose“ sowie zum Musical „Sister Act“, so steht ab 20. Juni das Andrew-Lloyd-Webber-Werk „Jesus Christ Superstar“ auf dem Spielplan.

Verantwortlich für den Spielplan insgesamt ist Birgit Simmler, seit Herbst 2017 Künstlerische Leiterin der Festspiele. Sie führt bei dem Musical auch Regie und hat eine Erklärung dafür, warum religiöse Themen beim Publikum auf so großen Zuspruch stoßen: „Sie setzen sich mit der grundsätzlichen Art auseinander, wie wir miteinander umgehen möchten und welche Werte wir haben. Und Werte sind die Grundlage für jedes Gesellschaftssystem – insofern sind religiöse Themen tatsächlich immer aktuell.“

Stücke wie das Musical „Jesus Christ Superstar“ werden auf der Luisenburg dem Publikum nicht einfach „übergestülpt“. In einer Publikumsumfrage, die in der vorvergangenen Spielzeit durchgeführt wurde, landete das Stück sehr weit vorne. „Es war tatsächlich ein Publikumswunsch, dieses Stück zu erleben. Und es ist musikalisch und inhaltlich immer noch auf der Höhe der Zeit“, betont die Festspiel-Chefin.

Das Musical ist freilich weit entfernt von einer Verkündigung, auch wenn die Evangelien als Vorbild und Grundlage gedient haben. Auch mit einer klassischen „Passionsgeschichte“ ist das Stück nicht zu vergleichen. Letztlich geht es um Unterhaltung – und 53 Jahre nach der Premiere gehört das Stück immer noch zu den beliebten und oft gespielten Musical-Klassikern. Rund um die Uraufführung im Oktober 1971 am Broadway in New York gab es auch Proteste gegen das Werk – mitbedingt durch die relativ positive Darstellung des Judas in dem Musical.  Dass das alles „Schnee von gestern“ ist und das Musical als das gesehen wird, was es ist – nämlich Unterhaltung – machte Radio Vatikan bereits in den 70ern deutlich, als Songs aus dem Musical gespielt wurden. Im katholischen „Gotteslob“ hat Andrew Llloyd Webbers Melodie zum Song „The Last Supper“ seit über zehn Jahren Einzug gehalten in dem Lied „Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen“. Und für viele Kirchenorganisten ist die bekannte Schlusspassage aus der Ouvertüre längst zur Kircheneinzugsmelodie am Ostersonntag geworden.

 

Die Titelrolle in Wunsiedel hat Gunnar Frietsch übernommen, seit der Spielzeit 2021/22 festes Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Welchen Jesus verkörpert er? „Dieser Jesus ist komplett im Moment verhaftet. Er lebt im Jetzt, was ihn beschäftigt ist Liebe, Liebe und nochmals Liebe. Wir wollen jemanden zeigen, der einfach nur pure Liebe verströmt und wenn er jemanden sieht, dann direkt handelt und sagt: Okay, dem helfe ich jetzt und da gebe ich meine Energie rein!“ Judas dagegen spricht beziehungsweise singt immer wieder davon, dass man den Glauben nutzen müsse, um die Armut zu besiegen. Jesus wird sozusagen eine Projektionsfläche für Judas eigene Ziele.

Aufgeführt wird das Musical in einer neuen deutschen Übersetzung. „Die Sprache ist moderner, in 50 Jahren passiert natürlich einiges an Sprachentwicklungen. Das heißt, es gibt gewisse Formulierungen, die wirken dann im Deutschen altbacken“, erklärt Simmler. Die bisherige Übersetzung sei auch sehr schwer zu singen gewesen – was sich nun geändert habe: „Sie hat einen anderen Schwung. Und dadurch, dass das ein Sänger übersetzt hat, der die Partien von Jesus und Judas auch schon gesungen hat, merkt man, dass das besser in der Kehle sitzt.“

 

Einen besonderen Part in dem Stück übernimmt Miriam Neumaier: Sie spielt die Rolle der Maria Magdalena. Und sie singt das wohl bekannteste Stück aus dem Musical – nämlich „I don’t know how to love him“. Sehr, sehr oft habe sie sich den Song im Original angehört. Und immer wieder sei davon berührt gewesen – sogar als sie ihn selbst dann geprobt und gesungen hat. „Mir sind da tatsächlich die Tränen gekommen. Und ich dachte mir: Das kann doch nicht sein, dass mich der Text und der Kontext so bewegen“, gesteht die Sängerin. Die deutsche Übersetzung findet sie gelungen, hier seien „sehr viele gute Entscheidungen“ getroffen worden.

Als das kann bei den Luisenburg-Festspielen erlebt werden: Premiere feiert das Musical am 20. Juni 2024 um 20.30 Uhr. Bis zum 17. August stehen noch weiter 21 Vorstellungen auf dem Spielplan. Tickets und weitere Informationen gibt es unter www.luisenburg-aktuell.de   

Text: Holger Stiegler
Fotonachweis: Aktuelle Probenfotos: Florian Miedl/Luisenburg-Festspiele, Porträt Maria Magdalena (Miriam Neumaier) bei der Probe: Holger Stiegler

(jas)



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