„Krippen sind Evangelium in leichter Sprache“ – Bischof Rudolf eröffnet Krippenausstellung in Straßkirchen
Damit die Krippen in der Adventszeit wieder zurück in den Familien sind, wurde in Straßkirchen (Landkreis Straubing-Bogen) die Krippenausstellung bereits zum Christkönigssonntag eröffnet. Als Festredner war Bischof Rudolf Voderholzer in das Pfarrheim gekommen. Und er sprach über Krippen und seine eigene Liebe zu den Krippen. Dabei nahm er Bezug auf das Lukasevangelium, in dem die Hirten sagen: "Kommt, wir gehen nach Betlehem, um zu schauen". Dies steht für den Bischof am Anfang der Krippenverehrung: "Wir wollen schauen und sehen". Gott habe sich an Weihnachten "anfassbar" gemacht. Und während im Lukasevangelium die Hirten im Zentrum stehen, blickt der Evangelist Matthäus auf die Anbetung der Könige. Sie seien die wichtigsten Quellen, resümierte Bischof Rudolf und erwähnte dabei auch den Evangelist Johannes "Und das Wort ist Fleisch geworden", als anfassbar und anschaubar.
Auge wird nicht müde bei einer solchen Erzählfreude
Erfreulicherweise gebe es im Christentum Bilder von der Heilsgeschichte und auch Krippendarstellungen, denn wenn sich Gott anschaubar gemacht hat, dann dürfen sich auch die Menschen Bilder machen, gelte es seit über 1000 Jahren. Anschaulich erläuterte Bischof Rudolf, dass man unter einer Krippe die Darstellung des Weihnachtsgeschehens verstehe mit Maria, Josef, dem Kind in einem Futtertrog als Zentrum, Ochs, Esel, Hirten, Engel. "In jeder Krippe gibt es viel zu sehen und zu entdecken. Das Auge wird nicht müde bei einer solchen Erzählfreude immer neue kleine Randszenen zu suchen, die sich um die Geburt Jesu herum abspielen. Mit einer Krippe wächst man auf. Sie kann im Laufe eines Lebens zu einem wichtigen Bezugspunkt für Heimat und Erinnerung an eine Familiengeschichte werden."
Jahreskrippen mit wechselnden Szenen aus dem Alten und Neuen Testament
Als Krippenliebhaber blickte der Bischof auch auf die Bräuche der neapolitanischen Krippen, in denen ganze Märkte dargestellt werden und meinte: "Hauptsache das Jesuskind ist auch noch zu finden". Andere Krippen würden Szenen aus dem Alten Testament darstellen, wie Adam und Eva, Propheten wie Jesaja oder auch die Königin von Saba. Zu beachten sei aber auch, dass nicht nur das Weihnachtsgeschehen, sondern auch die Passion in Krippen dargestellt werden kann und nicht zu vergessen die Jahreskrippen mit wechselnden Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Bischof Rudolf betonte, dass die Bezeichnung "Krippe" fast auf der ganzen Welt für die Darstellung der Weihnachtsszene bekannt und benutzt wird. In der Slowakei und in Tschechien stelle man "Bethlehem" auf, das Haus des Brotes - Jesus ist in Brothausen geboren. Hier erläuterte der Bischof auch, dass alle Formen von Weihnachtsgebäck, die in den unterschiedlichen Kulturen an den Christbaum gehängt werden, mit dem Brot des Lebens zusammenhängen. Ausführlich erläuterte Bischof Rudolf die Bedeutung der Jesuiten mit Ignatius von Loyola im Zusammenhang mit den Krippen. Sie haben die Weihnachtskrippe ganz zentral zu ihrer Verkündigung gemacht und durch die Jesuiten sind herrliche Krippen überliefert wie beispielsweise die im Jahr 1562 entstandene Krippe im Prager Jesuitenkolleg, an der man das Weihnachtsgeschehen mit allen Sinnen erfahren kann. In Kirchen und Fürstenhöfen wurden die Krippen weiterentwickelt. Als figurenreichste historische Krippe mit über 200 Figuren und einer Höhe von einem Meter sei die Krippe in Mindelheim sehr sehenswert.
Verschiedene Holzarten, Wolle, Plastik, Glas, Stahl, Perlen und Vieles mehr
Als Tipp zum Anschauen gab Bischof Rudolf auch die Tripi-Krippe im Kloster Neustift weiter, die seit mehreren Jahren von Altabt Christian Schütz aufgebaut wird. Sie führe tiefer in die biblischen und heilsgeschichtlichen Zusammenhänge des Weihnachtsgeschehens ein. "Krippen sind Evangelium in leichter Sprache" resümierte Bischof Rudolf und betonte, dass die Botschaft überall auf der Welt dieselbe ist. Im weiteren Verlauf seiner Festrede meinte er, dass manche Ställe fast zu schön sind, denn die ursprüngliche Verfallenheit weise auf die verfallene Hütte Davids. "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht" zitierte Bischof Rudolf aus Jesaja 1,3 aus dem Alten Testament und verwies auf die biblischen Überlieferungen und Hinweise auf die Krippe und ihre "Teilnehmer am Weihnachtsgeschehen". Durch die weltweite Verbreitung von Weihnachtskrippen gebe es auch diese große Vielfalt an Materialien. Und allein aus den Erzählungen "seiner Krippensammlung" konnte Bischof Rudolf aus dem Vollem schöpfen mit den verschiedenen Holzarten, Wolle, Plastik, Glas, Stahl, Perlen und vielem mehr. Viel zu erzählen hatte er auch über die Eigenheiten der unterschiedlichen Länder in der Darstellung sowie die konfessionsübergreifenden Krippen, die heute unter anderem auch in Marktredwitz sehr lebendig sind. Abschließend wünschte Bischof Rudolf der Ausstellung viele Besucher, die durch das Betrachten in tiefe Erfahrungen des Weihnachtsgeschehens eintauchen können.
Schulkinder bastelten Krippe aus Kastanien und Steinen
Der Gang durch die Ausstellung mit 31 verschiedenen Krippen war für Bischof Rudolf interessant. Neben traditionellen Hauskrippen gab es auch Teilstücke aus den Weihnachtskrippen der Irlbacher Kirche Maria Himmelfahrt und der Straßkirchener Pfarrkirche Sankt Stefanus, der beiden Kindergärten Sankt Martin und Sankt Elisabeth sowie der Grund- und Mittelschule Straßkirchen zu sehen. Auch verschiedene Materialen waren zu betrachten, wie eine Sperrholzkrippe, eine Krippenholzkugel, eine Papierkrippe, eine Gobelin-Stickkrippe, eine Laubsägenweihnachtskrippe, eine Stabkrippe, Wachsfigur- und Drahtkrippe mit selbstgenähten Kleidern und natürlich jede Menge an unterschiedlicher Holz-Schnitzkunst. Da war die Bayerwaldkrippe aus dem Jahr 1923 ebenso interessant wie die Künstlerfamilienkrippe aus dem Jahr 2018. "Ach da sind ja sogar die kleinen Eicheln gehäkelt" freute sich Bischof Rudolf bei der Strick-Häkel-Weihnachtkrippe der Familie Gritsch. Und die Schulkinder zeigten das Weihnachtsgeschehen sowohl mit Kastanien als auch mit Steinen. Bauernhofkrippen wechselten sich mit modernen Studentenkrippen, die aus einer Holzscheibe gepresst wurden, mit einer Fachwerk-Weihnachtskrippe sowie mit abstrakten Weihnachtskrippen und Mini-Weihnachtskrippen ab.
Neben bekannten traditionellen Krippen sind auch moderne Darstellungen zu sehen, wie eine abstrakte Krippe der überregional bekannten Künstlerin Maria Thurner. Sie möchte den Betrachter durch Abstraktion und Aktualität zum Nachdenken anregen. Interessiert lauschte Bischof Rudolf den Erzählungen der jeweiligen Aussteller. So wusste Maria Aumann über ihre Familienkrippe zu berichten, dass der Stall von Günter Bartl im Jahr 2017 gebaut wurde. Er verwendete dabei aus einem Hausabbruch alte handgemachte Ziegelsteine, die er ganz klein verarbeitete und einen Stall ähnlich einem modernen Toskana-Haus nachbaute. Die Figuren dazu hat Maria Aumann aus Irlbach bereits vor zwanzig Jahren geschnitzt, bemalt und bekleidet. Die Krippenausstellung in Straßkirchen ist noch am kommenden Wochenende samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet.