News Bild Krieg in Myanmar wütet seit vier Jahren – Bischof Voderholzer ruft zum Gebet auf

Krieg in Myanmar wütet seit vier Jahren – Bischof Voderholzer ruft zum Gebet auf

Flüchtlingsweihnacht in einer Höhle

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Regensburg/Myanmar, 23. Januar 2025

Die Christmette in einer Höhle – Was auf den ersten Blick romantisch erscheint, wirft ein Schlaglicht auf die Situation der Menschen in Myanmar vier Jahre nach dem Militärputsch vom 1. Februar 2021 und den darauffolgenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen der Militärregierung und den zahlreichen Rebellengruppen. Katholiken aus einem Flüchtlingslager der Diözese Loikaw im Osten Myanmars haben aus Angst vor Luftangriffen der Militärregierung während des Weihnachtsgottesdienstes eine Höhle dafür hergerichtet.

Immer wieder bombardieren Flugzeuge Flüchtlingslager, Dörfer, Schulen und auch Kirchen und Klöster verschiedener Religionen. Erst im letzten November wurden neun Flüchtlinge, darunter auch Kinder, getötet, die in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten. Im Bistum Loikaw waren vor zwei Jahren Kampfflugzeuge beim Gottesdienst über ein Flüchtlingslager mit 200 Leuten gedonnert. Auch wenn sie keine Bomben abgeworfen haben, so haben sie natürlich Angst und Schrecken verbreitet und die Menschen veranlasst, Deckung zu suchen. Eine Solche Situation wollten die Flüchtlinge dieses Jahr vermeiden und den Weihnachtsgottesdienst mit ihrem Bischof Celso Ba Shwe in Ruhe und Sicherheit feiern. In seiner Predigt bezog er die Situation der Geburt Jesu auf das Schicksal der Gottesdienstbesucher, die vor zwei Jahren ihre Heimatstadt verlassen mussten. Zugleich betonte er die Hoffnung, die mit der Geburt Jesu verbunden ist und stellte den Zusammenhang zum vom Papst ausgerufenen Heiligen Jahr unter dem Motto der Hoffnung her.

 

Der Bischof teilt das Flüchtlingsschicksal

Im November 2023 war in der Bischofsstadt Liokaw das Gelände mit der Kathedrale, dem Ordinariat, einer Krankenstation, Internaten, einem Altenheim für Schwestern und Einrichtungen des Priesterseminars zunächst mit Artillerie beschossen und dann besetzt worden. Bis heute wird das Gelände als Militärstützpunkt benutzt. Seitdem leben der Bischof und alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an anderen Orten und ist vor allem in den Flüchtlingslagern auf Pastoralbesuch. Auch das ist schwierig und gefährlich. Ein Großteil der Pfarreien im Bistum Loikaw ist wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen verlassen und die Menschen leben in Lagern. „Es gibt keinen sichern Ort“ hat der Bischof im letzten Jahr einmal geschrieben. Das zermürbt die Menschen. Einer der wichtigsten Mitarbeiter des Bischofs ist im letzten Jahr Opfer eines Drohnenangriffs geworden. Er war unter anderem für die aufwändigen und unerlässlichen Planungen der Pastoralbesuche des Bischofs in den oft entlegenen Flüchtlingslagern zuständig. Die Fahrten führen durch Gebiete, die vom Militär oder verschiedenen Rebellengruppen kontrolliert werden. Mit allen Parteien muss im Vorfeld Kontakt aufgenommen werden, um ein gewisses Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Garantie ist das keine.

Die Flüchtlinge nutzten eine Höhle, um den Weihnachtsgottesdienst sicher feiern zu können.

Humanitäre Katastrophe

Auf das ganze Land gerechnet sind von den etwa 60 Millionen Einwohnern nach Schätzungen der Vereinten Nationen insgesamt 3,5 Millionen vertrieben worden, davon allein 1,5 im vergangenen Jahr. Die UNO schätzt, dass in diesem Jahr 19,9 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen, 13,3 Millionen davon sind von Hunger bedroht. Grund ist nicht nur der Krieg, sondern auch Naturkatastrophen, Epidemien und die zusammengebrochene Wirtschaft. In den Regionen wo die Kämpfe besonders intensiv sind, ist die Flüchtlingsproblematik natürlich besonders relevant. Zahlen sind abstrakte Not, aber wenn berichtet wird, dass kürzlich ein vier Monate altes Baby bei einem Artillerieangriff einen Arm verloren hat, bekommt die Not ein Gesicht.

Langfristige Unterstützung durch ein Stipendienprogramm

Neben den katholischen Hilfswerken Misereor, missio, Kindermissionswerk/Sternsinger und Kirche in Not unterstützt auch das Bistum Regensburg die Kirche in Myanmar. Außer akuter Nothilfe ist auch langfristige Unterstützung notwendig.  So finanziert das Bistum Regenburg seit nunmehr 24 Jahren ein Stipendienprogramm für Weltchristen aus Myanmar. In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst, der das Programm fachlich betreut, konnten in dieser Zeit 75 junge Frauen und Männer an der Katholischen Assumption University in Bangkok studieren und anschließend in verschiedenen Bistümern qualifiziert arbeiten. Eine Studentin bereitet sich zum Beispiel derzeit auf die psychologische Betreuung von Flüchtlingen vor. Andere arbeiten seit Jahren am Aufbau eines kirchlichen Erziehungssystems und sind jetzt in den Flüchtlingslagern für Erziehungsprogramme für Kinder aktiv, die oft traumatisiert sind und seit Jahren keine Schule mehr besucht haben. Viele arbeiten seit Jahren bei der Caritas und sind jetzt in der Flüchtlingsarbeit tätig. Auch der weltweite Kontakt zu Hilfswerken und der UNO erfordert gut ausgebildetes Personal der Bistümer. Dazu ist das Stipendienprogramm ein wichtiger Baustein, wie Kardinal Bo von Yangon, der auch Gast beim Katholikentag in Regensburg war, und verschiedene Bischöfe immer wieder betont haben.

Feierliche Prozession zum Weihnachtsgottesdienst.

Akute Nothilfe aus Regensburg

Auf der Basis dieser langjährigen Beziehungen hat das Bistum Regensburg die Kirche in Myanmar auch immer wieder in akuten Notsituationen unterstützt. So im Kampf gegen Corona, das in Myanmar auch wegen eines mangelhaften Gesundheitssystems und der Armut eine große Herausforderung war. Seit dem Ausbruch der kriegerischen Auseinandersetzungen und der Flüchtlingsproblematik wurden die Diözese Loikaw und das Erzbistum Mandalay in der Nothilfe mit insgesamt 231.000 € unterstützt. Derzeit ist ein Ende des Konflikts, unter dem vor allem die Zivilbevölkerung zu leiden hat, nicht abzusehen und gerade in Zeiten großer internationaler Konflikte, über die viel berichtet wird, ist die Sorge der Menschen in Myanmar groß, dass ihre Not vergessen wird.

Bischof bittet Gläubige, Pfarreien und Ordensgemeinschaften um Gebet für Myanmar

Dass der Papst bei seinen Friedensappellen Myanmar neben den „weltbewegenden“ Konflikten immer wieder erwähnt wird dort sehr aufmerksam registriert. Auch die kontinuierliche Unterstützung aus Regensburg ist ein Signal in das südostasiatische Land, dass die Brüder und Schwestern nicht vergessen sind. Nicht zuletzt die Aufrufe von Bischof Rudolf an Gläubige, Pfarreien Klöster, Geistliche Gemeinschaften und katholische Schulen anlässlich der letzten Jahrestage des Putsches, Myanmar in ihr Gebet einzuschließen, ist dort mit tiefer Dankbarkeit aufgenommen worden. Deshalb bittet Bischof Rudolf auch an diesem Jahrestag wieder um solche Gebete.

Text: Gregor Tautz, Myanmarbeauftragter des Bistums Regensburg,
Fotos: Diözese Loikaw
(jas)

Die Menschen in Myanamr lieben Musik auch beim Gottesdienst in einer provisorischen Kapelle.



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