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KJF moniert politische Diskussion von Schulbegleitungen

Optimale pädagogische Begleitung muss das Ziel sein

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Regensburg, 6. September 2024

Was pädagogisch wertvoll und ein unverzichtbares Angebot der schulischen Inklusion ist, wird aktuell aus Kostengründen von politischer Seite intensiv diskutiert. Schulbegleitungen bieten Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf individuelle Unterstützung beim Schulbesuch und im Unterricht. Bedarf und Kosten sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Angesichts der belasteten kommunalen Haushalte der Landkreise und Bezirke fordert der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Regensburg Michael Eibl: „Aus Sicht der KJF und der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Förderschulen müssen bei allen Überlegungen zur künftigen Finanzierung die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Diese optimal zu betreuen, ist unsere gemeinsame Aufgabe!“ Aktuell finanzieren die kreisfreien Städte und Landkreise die Schulbegleitungen der Jugendhilfe, die Bezirke die der Eingliederungshilfe. Wenn die dritte Stufe der SGB VIII-Reform ab 2028 in Kraft tritt, obläge die Finanzierung allein den Jugendhilfeträgern.

Schulbegleitung fachlich wie strukturell weiterentwickeln

Eibl hat sich in seiner Funktion als Vorsitzender der LAG Förderschulen in katholischer Trägerschaft in den vergangenen Jahren politisch nachdrücklich dafür eingesetzt, die anspruchsvolle Aufgabe der Schulbegleitung strukturell wie fachlich zu optimieren. Denn letztlich geht es um gute Pädagogik für die Kinder. Zukunftsweisend ist für Eibl das sogenannte Poolingmodell, wie es in der Oberpfalz und in Niederbayern bereits an Förderzentren mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erprobt wird. Pooling bedeutet, dass ein Team von Schulbegleitungen zur Verfügung steht, die bedarfsgerecht in den Klassen eingesetzt werden können und nicht mehr nur einem Kind fest zugeordnet sind. Dieses Modell bedeute überdies eine Verwaltungsvereinfachung und erleichtere die Kommunikation und Antragstellung im Verfahren.

„In der KJF Regensburg bieten wir seit 13 Jahren unsere Schulbegleitungen an“, stellt die Leiterin der Ambulanten Dienste Schulbegleitungen Yvonne Tyl dar, „wir sind etablierte Partner in der Regensburger Schullandschaft und genießen dort sowie bei Kostenträgern ein hohes Ansehen.“ Die Schulbegleitungen der KJF ermöglichten in der Regel Einzelinklusion, es würden aber auch drei bis vier Kinder gleichzeitig in einer Klasse oder Klassen- bzw. schulübergreifend von einer Person begleitet. „Das ist möglich, weil wir mit Fachkräften arbeiten, die das leisten können“, so Tyl weiter. Ausschlaggebend sei immer der Bedarf der Kinder und Jugendlichen und deren Wohlergehen. „Wir möchten die herausfordernde Aufgabe der Schulbegleitungen in den jeweiligen Formen bestens organisieren und die Kolleginnen und Kollegen fortlaufend qualifizieren. Schließlich handelt es sich bei der Schulbegleitung um eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit“, stellt KJF-Direktor Eibl heraus.

Die KJF Regensburg kooperiert eng mit dem Lehrstuhl „Pädagogik bei geistiger Behinderung und Inklusionspädagogik“ der Universität Regensburg, der im Juli 2023 eine Studie zu Poolingmodellen veröffentlicht hat. Eines der Poolmodelle wurde an einer Montessori Regelschule, ein weiteres an einer Förderschule umgesetzt, berichtet Yvonne Tyl. Dieses Konzept wird der Ambulante Dienst Schulbegleitungen der KJF in Kooperation mit dem Kreisjugendamt nun ab dem kommenden Schuljahr auf eine erste Landkreisschule übertragen. „Wir starten mit zwei ersten Klassen“, so Tyl.

Eibl stellt heraus: „Das Pooling überzeugt durch positive Ergebnisse, auf die wir fachlich weiter aufbauen. Wir möchten die Eltern gut informieren und mitnehmen, damit auch sie überzeugt hinter dem Modell stehen können. Denn damit kann pädagogisch besser mit den Kindern gearbeitet werden.“

Poolingmodell muss sich immer an individuellen Bedarfen der Kinder orientieren

Ein Pilotprojekt ist das „Dachauer Integrationsprojekt in Klassen" an der Greta-Fischer-Schule in Dachau. Dort wurden im vergangenen Schuljahr individuelle Schulbegleitungen durch jeweils eine Erzieherin/einen Erzieher oder eine Heilpädagogin/einen Heilpädagogen ersetzt, welche neben der Lehrkraft die Klassengemeinschaft unterstützen. Dieses alternative Modell an Regelschulen könnte sich verstetigen, sofern positiv über die Finanzierung entschieden wird. Beeinflussen dürfte die Entscheidung zur Fortführung die Kostenfrage bzw. die Frage, wie viele Fachkräfte welche Anzahl von Schulbegleitungen ersetzen könnten. Dr. Alexander Gotthardt sieht in dem Dachauer Integrationsprojekt durchaus eine Chance für Inklusion an Regelschulen. Die Kooperation im Unterricht zwischen Regel- und Sonderpädagogen ist laut Gotthardt seit langem in der fachlichen Diskussion präsent und wird als ein zentraler Faktor für inklusive Schulsettings bewertet. „Jedoch müssen bei der Umsetzung immer auch die unterschiedlichen Unterstützungsbedarfe und Grundkonstitutionen der Kinder hinsichtlich intellektueller Kapazitäten, Verhaltensäußerungen und Pflegebedarfe berücksichtigt werden. Hier unterscheidet sich die Situation an Regelschulen enorm von der an Förderzentren mit den Förderschwerpunkten geistige oder körperlich-motorische Entwicklung“, so Gotthardt.

Mit dem Pooling verfolgten die Pilotschulen der KJF fachliche wie strukturelle Verbesserungen: bessere Nutzung vorhandener Raumkapazitäten, weniger Erwachsene im Klassenzimmer, keine erlernte Abhängigkeit des Kindes von der Schulbegleitung. Außerdem resultierten daraus Effizienzsteigerungen, bessere Arbeitsbedingungen und ein ökonomischer Ressourceneinsatz.

„Diskutieren wir nicht die Kostenfrage – diskutieren wir den Wert sozialer Dienste!“

Mit diesem Apell lenkt Eibl den Blick auf die Situation der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen: „Wir erleben zunehmend belastete Kinder und Jugendliche, bemerken einen Anstieg der Verhaltensauffälligkeiten, psychischer Erkrankungen und überforderte Eltern. Unsere Politikerinnen und Politiker müssen dies als Nachwirkung der Pandemie und Folge der Schulschließungen feststellen und dringend Lösungen bieten“, fordert Eibl. Die Schulbegleitungen leisteten einen unverzichtbaren und wertvollen Beitrag im Lebensumfeld Schule. Grundsätzlich könne man fragen, ob künftig das Bayerische Kultusministerium für die Finanzierung zuständig wird. „Es wäre sinnvoll und gäbe allen Beteiligten Sicherheit, wenn die Kosten für die Schulbegleitungen in den Bildungshaushalt aufgenommen würden“, so Eibl, „hier gibt es keine Veränderung, deshalb sind wir den Kommunen sehr dankbar, dass sie die Finanzierung leisten.“

Mit den Kolleginnen und Kollegen sozialer Verbände und aus den Schulen der KJF hat sich Eibl intensiv darüber beraten, wie Angebote weiterentwickelt werden müssen, damit die jungen Menschen mit Handicaps bestmöglich gefördert, unterrichtet und begleitet werden. Das sei auch der Motor für weitere zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen, mit denen die KJF Regensburg dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Eibl bleibt zuversichtlich. Er setzt auf diese Maßnahmen und darauf, dass er sowohl politisch als auch in der breiten Öffentlichkeit für die wichtigen sozialen Dienste für Kinder, Jugendliche und Familien sensibilisieren kann: „Oberflächliche Kostendiskussionen sind nicht hilfreich, sondern missachten den Wert sozialer Dienste.“

Text: Christine Allgeyer

(kw)



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